Grau ist dieser Morgen in der Wüste Thar. Die Hirten sind schon lange unterwegs. Zwischen zerzausten Sträuchern stehen und liegen, soweit das Auge blickt, Kamelstuten mit ihren Kälbern im Sand. Lauter lange Hälse, große Augen und weiche Mäuler, die auf dornigen Ästen herumkauen. Weil die Tiere nur einen Höcker haben, sind es eigentlich Dromedare. Aber im Nordwesten Indiens heißen sie einfach "unt" - also Kamel. Seit Menschengedenken dienen sie als Zug- und Lasttiere. Genauso lange schon hüten Raika, die Hirten Rajasthans, die Herden. Ihr von Vater zu Sohn weitergegebenes Kamel-Know-how sichert den Raika bis heute ihr Auskommen. Lichchu Ram Raika kümmert sich um die knapp zweihundert Tiere von zwanzig Dörfern. Und im Moment vor allem um eines.
"Dieses Kamel hat Schmerzen in den Beinen. Deswegen reibe ich es mit dieser Tinktur ein. Es wird ihm bald besser gehen. Ich nehme schwarzen Pfeffer und trockenen Ingwer und koche daraus diese Medizin."
Lichchu entleert langsam den Inhalt der Flasche über die knochigen Hinterbeine des Kamels. Das Tier zuckt kaum mit den langen Wimpern bei der Behandlung. Ingwer hilft bei Rheuma, Pfeffer wärmt. Ein ayurvedisches Rezept. Der alte Hirte trägt einen weißen Turban. Sein Gesicht ist braun gebrannt, der Bart strebt in zwei Zipfeln nach links und rechts, im Ohr blitzt ein goldener Stecker in Blütenform. Die Medizin rinnt in den Sand. Es ist noch kühl.
"Die beste Zeit, das sind die frühen Stunden am Morgen. Von fünf Uhr bis zehn. In dieser Zeit erledige ich die meiste Arbeit. Tagsüber, wenn es heiß wird, ruhe ich mich aus oder besuche Nachbarn. Am Abend bin ich wieder da und kümmere mich um den Rest der Arbeit."
"Dieses Kamel hat Schmerzen in den Beinen. Deswegen reibe ich es mit dieser Tinktur ein. Es wird ihm bald besser gehen. Ich nehme schwarzen Pfeffer und trockenen Ingwer und koche daraus diese Medizin."
Lichchu entleert langsam den Inhalt der Flasche über die knochigen Hinterbeine des Kamels. Das Tier zuckt kaum mit den langen Wimpern bei der Behandlung. Ingwer hilft bei Rheuma, Pfeffer wärmt. Ein ayurvedisches Rezept. Der alte Hirte trägt einen weißen Turban. Sein Gesicht ist braun gebrannt, der Bart strebt in zwei Zipfeln nach links und rechts, im Ohr blitzt ein goldener Stecker in Blütenform. Die Medizin rinnt in den Sand. Es ist noch kühl.
"Die beste Zeit, das sind die frühen Stunden am Morgen. Von fünf Uhr bis zehn. In dieser Zeit erledige ich die meiste Arbeit. Tagsüber, wenn es heiß wird, ruhe ich mich aus oder besuche Nachbarn. Am Abend bin ich wieder da und kümmere mich um den Rest der Arbeit."
Raika spüren die Auswirkungen der Globalisierung
Der Lauf der Sonne gliedert den Tag, der Mensch passt sich an. Im Wechsel von Tun und Rasten vergehen die Jahre. Eine Arbeit ohne Terminkalender. Ein Arbeitsplatz, an dem noch nicht über effektiveres Herdenmanagement und optimierte Arbeitsabläufe nachgedacht wird. Und doch verändern die Auswirkungen der Globalisierung auch das traditionelle Leben der Raika.
Die grüne Revolution brachte ertragreiche aber durstige Getreidesorten. Der Grundwasserspiegel sinkt seitdem. Alle sieben Jahre wächst die Bevölkerung Rajasthans um eine Million Einwohner. Immer mehr Land wird bestellt und abgezäunt. Es wird eng für die Kamele und ihre Hirten.
"Weil es immer weniger Weideland gibt, können wir immer weniger Kamele durchbringen. Manche geben den Bauern Geld, damit ihre Kamele auf die Felder dürfen. Früher hat jede Raika-Familie an die tausend Kamele gehütet. Das ist gar nicht so lange her, 15 oder 20 Jahre. Jetzt haben viele nur noch an die hundert Tiere. Die Anbauflächen dehnen sich aus, um die Felder werden Zäune gezogen. Wo sollen die Kamele weiden? Wir müssen immer weiter ziehen, um Nahrung für die Tiere zu finden."
Also ziehen die Raika weiter in die Wüste. Die Tradition würde Lichchu nie infrage stellen, sie ist Teil seiner Würde und gibt ihm das Gefühl ein freier Mann zu sein. Sein Sohn Nakta dagegen sieht keine Alternative, er ist gefangen in der Tradition.
"Wir haben kein Geld für eine gute Schule. Und Schulen und Jobs sind weit weg. Deswegen arbeiten wir weiter als Hirten."
Die grüne Revolution brachte ertragreiche aber durstige Getreidesorten. Der Grundwasserspiegel sinkt seitdem. Alle sieben Jahre wächst die Bevölkerung Rajasthans um eine Million Einwohner. Immer mehr Land wird bestellt und abgezäunt. Es wird eng für die Kamele und ihre Hirten.
"Weil es immer weniger Weideland gibt, können wir immer weniger Kamele durchbringen. Manche geben den Bauern Geld, damit ihre Kamele auf die Felder dürfen. Früher hat jede Raika-Familie an die tausend Kamele gehütet. Das ist gar nicht so lange her, 15 oder 20 Jahre. Jetzt haben viele nur noch an die hundert Tiere. Die Anbauflächen dehnen sich aus, um die Felder werden Zäune gezogen. Wo sollen die Kamele weiden? Wir müssen immer weiter ziehen, um Nahrung für die Tiere zu finden."
Also ziehen die Raika weiter in die Wüste. Die Tradition würde Lichchu nie infrage stellen, sie ist Teil seiner Würde und gibt ihm das Gefühl ein freier Mann zu sein. Sein Sohn Nakta dagegen sieht keine Alternative, er ist gefangen in der Tradition.
"Wir haben kein Geld für eine gute Schule. Und Schulen und Jobs sind weit weg. Deswegen arbeiten wir weiter als Hirten."
Das Wissen wird mündlich weitergegeben
Lesen kann in der Familie niemand. Alles Wissen wird mündlich weitergegeben. Lichchu Ram Raika fühlt sich Shiva verpflichtet, dem höchsten Gott des Hinduismus, dem "Herrn aller Wesen". Das "Raika" in Lichchus Namen bezeichnet nicht nur die Familie, den Beruf und die Kaste - sondern auch eine Berufung. Nach dem Melken kehrt der 58-Jährige in sein Dhani zurück, das Gehöft in dem er mit seiner Frau und zehn Kindern lebt. Vor den Reisig gedeckten Lehmhütten entzündet der Hirte ein Feuerchen. Zwei seiner Töchter hocken sich neben ihn. Sie lassen sich erzählen, wie das Kamel zu seiner Gestalt und die Raika zu ihrer Aufgabe kamen.
"Die Göttin Parvati formte aus Lehm ein Tier mit fünf Beinen. Und Gott Shiva hauchte ihm Leben ein. Aber fünf Beine, das gab Probleme. Das Tier konnte nicht sitzen und nicht laufen. Also formte Shiva aus dem fünften Bein den Schwanz des Kamels. Jetzt konnte es rennen. Es rannte weg. Also fragte Parvati: Was machen wir, damit das Kamel da bleibt? Shiva schuf daraufhin die Raika als Hüter der Kamele. Das ist die wahre Geschichte."
Es riecht nach Kardamom. Ratan, eine stille hagere Frau mit schweren Silberreifen an den Fußgelenken, serviert ihrem Mann eine Tasse Tschai, Gewürztee - mit Kamelmilch.
"Von Parvati bekamen die Raika die Milch der Kamele zum Überleben und um Gäste zu bewirten. Heute haben wir alles: Milch, Brot und Tee."
Nur wie lange noch?
"Die Göttin Parvati formte aus Lehm ein Tier mit fünf Beinen. Und Gott Shiva hauchte ihm Leben ein. Aber fünf Beine, das gab Probleme. Das Tier konnte nicht sitzen und nicht laufen. Also formte Shiva aus dem fünften Bein den Schwanz des Kamels. Jetzt konnte es rennen. Es rannte weg. Also fragte Parvati: Was machen wir, damit das Kamel da bleibt? Shiva schuf daraufhin die Raika als Hüter der Kamele. Das ist die wahre Geschichte."
Es riecht nach Kardamom. Ratan, eine stille hagere Frau mit schweren Silberreifen an den Fußgelenken, serviert ihrem Mann eine Tasse Tschai, Gewürztee - mit Kamelmilch.
"Von Parvati bekamen die Raika die Milch der Kamele zum Überleben und um Gäste zu bewirten. Heute haben wir alles: Milch, Brot und Tee."
Nur wie lange noch?

Alten Nutztierrassen sollen erhalten werden
Probleme werden in der Stadt gemacht. Aber vielleicht auch in der Stadt gelöst. Im 70 Kilometer entfernten Bikaner gibt es die einzige Kamelforschungsstation Asiens, das National Research Center on Camel. Hier werden auch alle drei Kamelrassen Rajasthans gezüchtet: Bikaneri, Jaisalmeri und Merwari Kamele. In den flachen Bürogebäuden denken Wissenschaftler darüber nach, womit die Raika in Zukunft Geschäfte machen können und wie die alten Nutztierrassen erhalten werden. Nur noch eine halbe Million Kamele gibt es in Rajasthan. Vor zehn Jahren waren es mehr als doppelt so viele. Direktor Doktor Vasant Patil macht sich Sorgen.
"Weil wir wissen, dass die Zahl der Kamele zurückgeht. Und die Menschen, die von Kamelen leben, ihren Job verlieren."
So soll es nicht weitergehen. Während draußen der Zierrasen gemäht wird und drinnen die Klimaanlage brummt, begeistert sich der Biologe für seinen Forschungsgegenstand.
"Ein Kamel kann sich hervorragend an schwankende Temperaturen anpassen und ohne Wasser sechs bis zehn Tage überleben. Es hat eine große Widerstandskraft gegenüber allen Arten von Infektionen und gegen Stress. Es ist ein großartiges Vorbild."
h4>Kamele tragen die Nase sehr hochtatsächlich sehr gelassen beugen die Forschungsobjekte im Außengelände des Instituts ihre Hälse über gefüllte Futtertröge. Den durchs Tor tretenden Mann im Karohemd treffen Blicke von oben herab. Kamele tragen die Nase sehr hoch. Der Direktor interessiert sich vor allem für ihre Milch. Sie verspricht den sichersten ökonomischen Erfolg. Bisher wird sie nicht vermarktet.
"Kamelmilch ist menschlicher Milch sehr ähnlich. Kindern mit Kuhmilchallergie vertragen sie ohne allergische Reaktion. Schmeckt wie Kuhmilch, nur etwas salzig."
Am Eingangstor des Forschungszentrums verkauft ein kleiner Laden testweise Kameleis am Stil. Für dreißig Rupien die Portion, rund fünfzig Cent. Die gelben Kegel sind mit Safran aromatisiert und mit Pistazien bestreut. Die "Milch der Wüste" schmilzt langsam auf der Zunge, ihre leicht salzige Süße könnte Köche auf der Suche nach dem Besonderen interessieren. Oder Touristen auf Wüstentour.
Die Gerüchte über das Kameleis aus Bittnerhome haben Lichchu und Nakta schon gehört. Aber kann man Gerüchte ernst nehmen?
"Weil wir wissen, dass die Zahl der Kamele zurückgeht. Und die Menschen, die von Kamelen leben, ihren Job verlieren."
So soll es nicht weitergehen. Während draußen der Zierrasen gemäht wird und drinnen die Klimaanlage brummt, begeistert sich der Biologe für seinen Forschungsgegenstand.
"Ein Kamel kann sich hervorragend an schwankende Temperaturen anpassen und ohne Wasser sechs bis zehn Tage überleben. Es hat eine große Widerstandskraft gegenüber allen Arten von Infektionen und gegen Stress. Es ist ein großartiges Vorbild."
h4>Kamele tragen die Nase sehr hochtatsächlich sehr gelassen beugen die Forschungsobjekte im Außengelände des Instituts ihre Hälse über gefüllte Futtertröge. Den durchs Tor tretenden Mann im Karohemd treffen Blicke von oben herab. Kamele tragen die Nase sehr hoch. Der Direktor interessiert sich vor allem für ihre Milch. Sie verspricht den sichersten ökonomischen Erfolg. Bisher wird sie nicht vermarktet.
"Kamelmilch ist menschlicher Milch sehr ähnlich. Kindern mit Kuhmilchallergie vertragen sie ohne allergische Reaktion. Schmeckt wie Kuhmilch, nur etwas salzig."
Am Eingangstor des Forschungszentrums verkauft ein kleiner Laden testweise Kameleis am Stil. Für dreißig Rupien die Portion, rund fünfzig Cent. Die gelben Kegel sind mit Safran aromatisiert und mit Pistazien bestreut. Die "Milch der Wüste" schmilzt langsam auf der Zunge, ihre leicht salzige Süße könnte Köche auf der Suche nach dem Besonderen interessieren. Oder Touristen auf Wüstentour.
Die Gerüchte über das Kameleis aus Bittnerhome haben Lichchu und Nakta schon gehört. Aber kann man Gerüchte ernst nehmen?
Unterwegs mit dem Kamelkarren
Die beiden Hirten fahren mit dem Holzkarren nach Siyana, dem nächsten größeren Dorf. Der Alte hält die Zügel, seine Beine baumeln von der Ladefläche. Am Wegesrand niedrige Dünen und kleinblättrige Khejribäume, die als Viehfutter so abgeerntet sind, dass sie nur ein paar grüne Büschel tragen.
Drei Frauen sehen die Männer und ziehen ihre leuchtend roten und gelben Schleier vors Gesicht. Auf den Dörfern wird an den alten Sitten festgehalten, vielleicht gerade, weil sich so viel verändert.
"Es ist in Ordnung, wie es heute ist. Aber wenn man Gegenwart und Vergangenheit vergleicht, dann war es früher besser. In den alten Zeiten gab es weder Jeeps noch Traktoren. In den Dörfern brauchten alle Bauern Kamele als Zugtiere für die Feldarbeit. Das gibt uns Raika ein Einkommen. Heute gibt es viele Maschinen, weniger Kamele und weniger Geld für uns."
Wassertransporte ermöglichen Lichchu ein Nebeneinkommen. Er wartet vor dem Wasserturm, bis er dran ist. Nur noch wenige Frauen laufen mit Krügen auf dem Kopf die Straße entlang. Leitungen gibt es jedoch nicht. Wer es sich leisten kann, lässt transportieren.
Die Dörfer sind nicht mehr ganz so arm, seit der Staat jedem Erwachsenen hundert Tage Beschäftigung garantiert. Meist im Kanalisations- oder Straßenbau. Der Verdienst von 140 Rupien, also zwei Euro pro Tag, entspricht dem Durchschnittseinkommen in Rajasthan. Um Korruption bei der Verteilung der Gelder zumindest einzuschränken, listen gelb gestrichene Mauern in Siyana und in jedem Dorf der Umgebung auf, wer wie viel in diesem Infrastrukturprogramm verdient hat.
Drei Frauen sehen die Männer und ziehen ihre leuchtend roten und gelben Schleier vors Gesicht. Auf den Dörfern wird an den alten Sitten festgehalten, vielleicht gerade, weil sich so viel verändert.
"Es ist in Ordnung, wie es heute ist. Aber wenn man Gegenwart und Vergangenheit vergleicht, dann war es früher besser. In den alten Zeiten gab es weder Jeeps noch Traktoren. In den Dörfern brauchten alle Bauern Kamele als Zugtiere für die Feldarbeit. Das gibt uns Raika ein Einkommen. Heute gibt es viele Maschinen, weniger Kamele und weniger Geld für uns."
Wassertransporte ermöglichen Lichchu ein Nebeneinkommen. Er wartet vor dem Wasserturm, bis er dran ist. Nur noch wenige Frauen laufen mit Krügen auf dem Kopf die Straße entlang. Leitungen gibt es jedoch nicht. Wer es sich leisten kann, lässt transportieren.
Die Dörfer sind nicht mehr ganz so arm, seit der Staat jedem Erwachsenen hundert Tage Beschäftigung garantiert. Meist im Kanalisations- oder Straßenbau. Der Verdienst von 140 Rupien, also zwei Euro pro Tag, entspricht dem Durchschnittseinkommen in Rajasthan. Um Korruption bei der Verteilung der Gelder zumindest einzuschränken, listen gelb gestrichene Mauern in Siyana und in jedem Dorf der Umgebung auf, wer wie viel in diesem Infrastrukturprogramm verdient hat.
Transporte bringen zusätzliches Geld
Lichchu steht nicht auf der Liste, er muss sich ja um die Kamele kümmern. Aber mit dem Extrageld für Transporte kann er Hirse, Tee und Zucker kaufen. Im Dorf gibt es drei kleine Lädchen. Ein Schwarm grüner Papageien fliegt über die weißen Würfelhäuser.
"Um die Familie zu ernähren, brauche ich vier- bis fünftausend Rupien im Monat. Dazu kommt die Medizin, die ich für die Kamele brauche. Das reicht dann zum Leben, aber zurücklegen kann ich nichts."
Im Bhairon-Tempel von Siyana ist Gebetszeit. Die Gläubigen läuten Glocken, die im dunklen Raum unter der Decke hängen. Ein Priester entzündet büschelweise Räucherkerzen. Feuerschalen gehen von Hand zu Hand.
Auch wenn die zierliche Statue unter dem Tabernakel es kaum vermuten lässt, Bhairon ist ein wütender Gott der Vernichtung. In Rajasthan wird er als Erscheinungsform Shivas besonders verehrt. Ihn gilt es zu besänftigen, wenn die Probleme im Leben überhandnehmen.
Eine gute Nachricht gibt es schon: Die Kamelpreise ziehen an - weil das Benzin deutlich teurer geworden ist. Im Moment bezahlt man für einen Liter Super 83 Rupien, also einen Euro zwanzig. Der Preis für ein abgerichtetes Kamel liegt bei 450 Euro. Aber ob die Nachfrage wirklich steigt?
Lichchus jüngster Sohn versucht gerade, einen Kamelbullen zum Niederknien zu bewegen. Doch der bleibt stehen. Lichchu sieht dem Fünfjährigen zu. Er weiß, dass es für seinen Sohn schwer wird, als Raika ein Auskommen zu finden. Dabei wünscht sich der alte Hirte nichts mehr, als dass das Leben in der Wüste so bleibt, wie es immer war.
"Ich mag es hier sehr. Die Hitze ist Gewohnheitssache und vier Monate sind Monsunzeit. Selbst wenn es sehr heiß ist, laufe ich problemlos 20 Kilometer. Mir wird nie zu heiß. Ich möchte am liebsten für immer hier bleiben. Ich liebe die Landschaft, die Wüste ist mein Zuhause."
"Um die Familie zu ernähren, brauche ich vier- bis fünftausend Rupien im Monat. Dazu kommt die Medizin, die ich für die Kamele brauche. Das reicht dann zum Leben, aber zurücklegen kann ich nichts."
Im Bhairon-Tempel von Siyana ist Gebetszeit. Die Gläubigen läuten Glocken, die im dunklen Raum unter der Decke hängen. Ein Priester entzündet büschelweise Räucherkerzen. Feuerschalen gehen von Hand zu Hand.
Auch wenn die zierliche Statue unter dem Tabernakel es kaum vermuten lässt, Bhairon ist ein wütender Gott der Vernichtung. In Rajasthan wird er als Erscheinungsform Shivas besonders verehrt. Ihn gilt es zu besänftigen, wenn die Probleme im Leben überhandnehmen.
Eine gute Nachricht gibt es schon: Die Kamelpreise ziehen an - weil das Benzin deutlich teurer geworden ist. Im Moment bezahlt man für einen Liter Super 83 Rupien, also einen Euro zwanzig. Der Preis für ein abgerichtetes Kamel liegt bei 450 Euro. Aber ob die Nachfrage wirklich steigt?
Lichchus jüngster Sohn versucht gerade, einen Kamelbullen zum Niederknien zu bewegen. Doch der bleibt stehen. Lichchu sieht dem Fünfjährigen zu. Er weiß, dass es für seinen Sohn schwer wird, als Raika ein Auskommen zu finden. Dabei wünscht sich der alte Hirte nichts mehr, als dass das Leben in der Wüste so bleibt, wie es immer war.
"Ich mag es hier sehr. Die Hitze ist Gewohnheitssache und vier Monate sind Monsunzeit. Selbst wenn es sehr heiß ist, laufe ich problemlos 20 Kilometer. Mir wird nie zu heiß. Ich möchte am liebsten für immer hier bleiben. Ich liebe die Landschaft, die Wüste ist mein Zuhause."
Kamelmilch ist gesund
Die Zeit läuft gegen die Hirten. Aber vielleicht hilft der Fortschritt diesmal, Traditionen zu retten. Die Forschungsanstrengungen von Doktor Patil und seinem Wissenschaftlerteam haben nämlich noch mehr interessante Ergebnisse hervorgebracht. So bald wie möglich sollen die Raika vom Vermarktungspotenzial der Kamelmilch profitieren.
"Sogar bei Diabetes könnte Kamelmilch helfen. Ein Wirkstoff in der Milch hat insulinähnliche Eigenschaften. Daher kann sie bei der Behandlung von Diabeteskranken eingesetzt werden. Alles in allem würde ich sagen: Wenn all die gesundheitlichen Vorzüge bekannt werden, hat Kamelmilch gute Absatzchancen. Dann können sich Kamelhirten eine neue Einkommensquelle erschließen."
Dass Kamelmilch gesund ist, ist nichts Neues für Lichchu und seine Familie. Jetzt haben sie es mit Brief und Siegel. Die Milch aus der Wüste, sagen die Wissenschaftler, wird die Zukunft der Raika sichern. Damit könnte die Geschichte ein gutes Ende finden. Nur leider gibt es ein Problem: Shiva hat die Kamele den Raika anvertraut und sie mit ihrer Milch beschenkt. Von Verkauf war nicht die Rede.
"Gut, manche verkaufen die Milch als Medizin und verdienen so Geld. Wir nicht. Wenn jemand Milch braucht, bekommt er sie - ohne Bezahlung. Wir dürfen Milch nicht verkaufen und würden das nie tun. Wir fürchten Shivas Zorn, er würde uns bestrafen. Wenn jemand einen, zwei, fünf Liter Milch braucht - ich gebe sie ihm. Umsonst."
"Sogar bei Diabetes könnte Kamelmilch helfen. Ein Wirkstoff in der Milch hat insulinähnliche Eigenschaften. Daher kann sie bei der Behandlung von Diabeteskranken eingesetzt werden. Alles in allem würde ich sagen: Wenn all die gesundheitlichen Vorzüge bekannt werden, hat Kamelmilch gute Absatzchancen. Dann können sich Kamelhirten eine neue Einkommensquelle erschließen."
Dass Kamelmilch gesund ist, ist nichts Neues für Lichchu und seine Familie. Jetzt haben sie es mit Brief und Siegel. Die Milch aus der Wüste, sagen die Wissenschaftler, wird die Zukunft der Raika sichern. Damit könnte die Geschichte ein gutes Ende finden. Nur leider gibt es ein Problem: Shiva hat die Kamele den Raika anvertraut und sie mit ihrer Milch beschenkt. Von Verkauf war nicht die Rede.
"Gut, manche verkaufen die Milch als Medizin und verdienen so Geld. Wir nicht. Wenn jemand Milch braucht, bekommt er sie - ohne Bezahlung. Wir dürfen Milch nicht verkaufen und würden das nie tun. Wir fürchten Shivas Zorn, er würde uns bestrafen. Wenn jemand einen, zwei, fünf Liter Milch braucht - ich gebe sie ihm. Umsonst."