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Die Präsidenten-Schützerin

Sie ist die erste Frau an der Spitze des Secret Service: Julia Pierson. Ihr Job ist es, für die Sicherheit des US-Präsidenten zu sorgen. Pierson wird aber auch die in die Schlagzeilen geratene Behörde wieder auf Vordermann bringen müssen.

Von Marcus Pindur | 28.03.2013
    Ihre Mission ist die Sicherheit des Präsidenten. Sie leitet jetzt eine Behörde mit einem Etat von 1,5 Milliarden Dollar. 3500 Agenten und 1400 uniformierte Polizeibeamte sind ihr unterstellt. Und der Secret Service hat 150 Büros – weltweit.

    Die Vereidigung der ersten Frau im Amt des Secret-Service-Chefs durch Vizepräsident Biden im Weißen Haus. Seit der Ermordung des Präsidenten William McKinley im Jahr 1901 ist der Secret Service für den Schutz des Präsidenten zuständig. Gegründet wurde er ursprünglich, um der nach dem amerikanischen Bürgerkrieg um sich greifenden Geldfälscherei Einhalt zu gebieten, deshalb war er bis 2003 auch in der Zuständigkeit des Finanzministers, seitdem ist er der Heimatschutzbehörde untergeordnet.

    Julia Pierson war fünf Jahre lang die rechte Hand des bisherigen Secret-Service-Chefs Mark Sullivan. Sie war zuständig für die 250 Millionen Dollar teure Modernisierung der Datenverarbeitung der Sicherheitsbehörde.

    "Sie ist eine neue Art von Führungskraft, ihre Leute sind sehr stolz auf sie, und ich bin sicher, sie wird einen guten Job machen."

    … so Präsident Obama über Julia Pierson. Gleich nach ihrem Collegeabschluss als Kriminalistin hat sie 1988 beim Geheimdienst angeheuert, in Miami. Vier Jahre arbeitete sie unter anderem als Personenschützerin von Präsident George Bush Senior, dann wechselte sie ins Management der Behörde.

    Julia Pierson sei sehr qualifiziert für diesen Job, sagt der ehemalige Secret-Service-Agent Dan Bongino.

    "Die Arbeit beim Secret Service ist ein einzigartig. Es gibt keinen Personenschutz auf der ganzen Welt, dem die gleichen Ressourcen wie dem Secret Service zur Verfügung stehen. Sie kennt das alles, sie hat damit gearbeitet. Sie weiß, wie das ist, lange Stunden da draußen zu stehen, immer auf Reisen zu sein, viel von der Familie weg zu sein. Sie versteht die Lage der normalen Agenten."

    Die Entscheidung, den Posten des Secret-Service-Direktors mit einer Frau zu besetzen, sei zwar historisch, aber in einer Behörde mit 25 Prozent Frauenanteil auch nicht völlig überraschend, so der ehemalige stellvertretende FBI-Chef John Miller.

    "Sie bringt Kontinuität ein. Sie war die Stabsleiterin des Secret-Service-Direktors, das ist also alles bekanntes Terrain für sie. Das ist aber auch eine Belastung. Denn ihre Behörde hat Probleme mit der Moral, wie wir beim Prostituiertenskandal in Cartagena gesehen haben."

    Dieser Skandal hatte vor einem Jahr den Ruf des Geheimdienstes erschüttert. Der Secret Service ist qua Auftrag eine diskrete Organisation. Und darauf verließen sich wohl auch die Agenten, die im Vorfeld eines Besuches von Präsident Obama in Kolumbien diverse Prostituierte angeheuert haben sollen. Das Ganze kam ans Licht, weil einer der Agenten mit einer der Damen in einen lauten Streit über die Bezahlung geriet. Danach wurden schärfere Verhaltensregeln eingeführt, kein Alkohol, kein Zimmerbesuche mehr, keine nächtlichen Barbesuche.

    Dieser Skandal ist ausgestanden. Julia Pierson kann ihre Behörde wieder auf das Wesentliche konzentrieren: die Sicherheit des Präsidenten der Vereinigten Staaten.