11. Mai 2025
Die Presseschau

In den Sonntagszeitungen geht es um die Bemühungen, den Ukraine-Krieg zu beenden, um die Handelspolitik der USA und um den Start des neuen Bundeskanzlers Merz.

Während einer Demonstration zeigen Pakistaner Siegeszeichen und feiern auf dem Modell eines Panzers, nachdem Indien und Pakistan eine Waffenruhe vereinbart haben.
Reaktion pakistanischer Demonstranten auf die vereinbarte Waffenruhe zwischen Indien und Pakistan (AP / dpa / Asim Tanveer)
Zunächst aber ein Kommentar zum Konflikt zwischen Indien und Pakistan. Die türkische Zeitung AKSAM hält fest: "In dem seit fast einer Woche andauernden Krieg zwischen Pakistan und Indien haben sich beide Länder gestern auf einen Waffenstillstand geeinigt. Es scheint jedoch unwahrscheinlich zu sein, dass das zu einem dauerhaften Frieden führt, da die Kaschmir-Frage, die die Auseinandersetzungen ausgelöst hat, nicht gelöst ist. Selbst wenn es zu einer Waffenruhe zwischen Pakistan und Indien kommt - ohne dass dieses Problem gelöst wird, besteht immer die Möglichkeit, dass ein neuer Krieg ausbricht" mahnt AKSAM aus Istanbul.
Die arabischsprachige Zeitung AL QUDS AL-ARABY erinnert daran, dass die Konfliktparteien Atommächte sind: "Indien und Pakistan bauten ihre Atomstreitkräfte als Abschreckung für den Fall aus, dass einer der beiden Staaten den anderen angreifen sollte. Auch wegen der hohen Rüstungskosten mussten sich die Menschen beider Länder mit einem niedrigen Lebensstandard abfinden. Zudem wurden in dieses Ziel auch menschliche und wissenschaftliche Ressourcen investiert, die man besser in Entwicklungsprojekten hätte anlegen sollen - etwa in Projekte gegen den Analphabetismus, der weiterhin so viele Menschen in Armut hält. Nun sehen die Politiker beider Länder, dass die Aufrüstung hinsichtlich der Abschreckungskraft im Zweifel wenig bringt. Umso mehr ist jetzt zu hoffen, dass die diplomatischen Anstrengungen die ehrgeizigen Generäle beider Länder daran hindern, einander doch noch ihre Stärke zu zeigen", meint AL QUDS AL-ARABY mit Sitz in London.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz schaut auf einen anderen Konflikt - den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine: "Die Bemühungen um einen Frieden in der Ukraine werden zusehends konfuser. Neuestes Angebot an Wladimir Putin: 30 Tage Waffenruhe ab Montag, 12. Mai, ohne Bedingungen. Es ist zweifelhaft, ob der russische Präsident darauf eingeht. Gut möglich, dass Putin wieder Mittelstreckenraketen auf eine ukrainische Stadt feuern lässt. Sie sollen die Europäer erschrecken, damit sie Druck machen auf Kiew und eine Waffenruhe erzwingen – aber eine, wie Putin sie sich vorstellt: ohne Waffenlieferungen des Westens, ohne Truppen der Europäer in der Ukraine und als Anerkennung für Moskau die Aufhebung von Sanktionen. Wie das zusammengehen soll? Gar nicht", resümiert die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
Die österreichische Zeitung DIE PRESSE geht auf die Rolle Europas und der USA ein: "US-Präsident Trump selbst hat keine Kriege begonnen. Er droht nur. Aber seine Rhetorik ist Gift für das Völkerrecht. Zuerst werden die Grenzen des Sagbaren verschoben und dann die territorialen Grenzen. Vielleicht am Ende nicht einmal von Trump selbst, aber von seinen Zuhörern rund um den Globus, die sich ermutigt fühlen. Die gute Nachricht ist, dass Europas Riesen die Gefahr erkannt haben und näher zusammenrücken. Zumindest symbolisch. Der neue deutsche Kanzler Merz, der britische Premier Starmer, und Frankreichs Staatschef Macron rollten gemeinsam im Nachtzug nach Kiew, wo Polens Premier Tusk wartete. Unterschätzen sollte man das Quartett nicht. Es vereint die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt (Deutschland), zwei Atommächte (Frankreich, Großbritannien) und die bald größte Armee Europas (Polen). Gemeinsam wären sie durchaus in der Lage, revisionistischen Nachahmern in Europa Paroli zu bieten", hofft DIE PRESSE aus Wien.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN notiert: "Über das Tempo der jüngsten Entwicklungen seit Freitag, an dem der Kiew-Besuch der Regierungschefs von Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Polen bekanntgegeben wurde, kann man nur staunen. Alles war offenbar gut und detailliert vorbereitet worden. Jetzt, am Sonntagmorgen, hat Putin auf den Vorschlag aus dem Westen und der Ukraine reagiert. Dass Russlands Präsident einen Gegenvorschlag macht, direkt mit der Ukraine zu verhandeln, bedeutet: Das Ganze hat auf Moskau starken Druck ausgeübt", soweit NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die WELT AM SONNTAG sieht angesichts der Lage eine Aufgabe für den neuen Bundeskanzler: "Friedrich Merz muss zur Nato halten und gleichzeitig so handeln, als rechne er mit ihrem Ende. Merz darf die Tür zum Weißen Haus nicht schließen, gleichzeitig ist er gut beraten, die europäische Verteidigungsunion zu gründen. Dies bedeutet, eine französischdeutsch-polnische Verteidigungsgemeinschaft zu errichten, die offen für andere Europäer bleibt, ohne Teil der EU zu werden. In dieser Gemeinschaft heißt es, miteinander abgestimmt konventionell so aufzurüsten, dass eine europäische Abschreckung entsteht. Wenn es Bundeskanzler Merz gelingen sollte, Europa auf diese Weise neu auszurichten, hätte er nicht nur Bedeutendes für die Sicherheit des Kontinents getan, er hätte sich auch in die Geschichtsbücher eingeschrieben. Die derzeitige Lage zwingt dazu, Neues, Unerhörtes zu wagen", empfiehlt die WELT AM SONNTAG.
Die Handels- und Zollpolitik der USA ist Thema in der norwegischen Zeitung VERDENS GANG: "Zum ersten Mal seit dem Amtsantritt von Donald Trump gibt es direkte Gespräche zwischen den USA und China. In der Schweiz treffen Repräsentanten der beiden wirtschaftlichen Weltmächte zusammen, um nach einer Lösung für ihren Handelskrieg zu suchen, ohne das Gesicht zu verlieren. Als Trump die Zölle für chinesische Waren auf 145 Prozent anhob, reagierte China mit 125 Prozent auf US-Produkte. Weder die USA noch China wollen diese absurden Sätze beibehalten, aber sie sind das Ergebnis einer von Trump in Gang gesetzten Eskalationsspirale und keiner will als derjenige dastehen, der den Forderungen des anderen nachgibt. Die Frage ist, wer in diesem Handelskrieg mehr zu verlieren hat. Chinas Exporte sind im April insgesamt gestiegen, trotz des Rückgangs der Ausfuhren in die USA. Gleichzeitig ist das Bruttoinlandsprodukt der USA nach einer Phase soliden Wachstums zuletzt gesunken. Trumps 'Tag der Befreiung' hat für keine Feststimmung auf den Finanzmärkten gesorgt, sondern Panik ausgelöst", notiert VERDENS GANG aus Oslo.
Die WASHINGTON POST aus den USA führt aus: "Die Ankündigung eines Handelsabkommens mit Großbritannien am Donnerstag in Verbindung mit dem Beginn der Gespräche mit China an diesem Wochenende erweckte den Eindruck, dass Präsident Donald Trump seinen Handelskrieg deeskaliert. Das Problem ist, dass diese Bemühungen planlos, sogar improvisiert waren und zaghaft blieben. Das ist zu wenig, um die Unsicherheit zu verringern, die Regierungen, Investoren, Wirtschaftsführer und Verbraucher im In- und Ausland beherrscht. Nichtsdestotrotz ist es eine gute Nachricht, dass beide Seiten von ihren extremsten Forderungen abrücken. Beide Länder haben in einem langwierigen Handelskrieg viel zu verlieren. Die Zeit wird knapp, um eine Rezession noch zu verhindern" warnt die WASHINGTON POST.
Themenwechsel: Die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG blickt noch einmal auf den Start des neuen Bundeskanzlers Merz, der erst im zweiten Wahlgang genug Stimmen bekam: "Der Start der Regierung war holprig, und Merz' Wahl hat bewiesen, wie viel Vertrauensarbeit noch vor dem Kanzler und seiner Koalition liegt. Wer bei Sinnen ist, der wünscht dieser Regierung nur das Beste - und zwar unabhängig davon, welcher Partei man zuneigt. Das Schlimmste, was jetzt passieren könnte, wäre eine Koalition, die sich gleich wieder selbst zerfleischt. Was also jetzt? Aufstehen, Krone richten - und dann an die Arbeit, mit einem patriotischen Pragmatismus, der alte Verletzungen vergisst und neue Gemeinsamkeiten sucht. Die Zeiten sind rau, und diese Koalition ist kein Wunschbündnis. Trotzdem hat sie keine andere Wahl als einen trotzigen Optimismus: Muss ja. Und wird schon! Nicht am ersten Wahlgang sollte man Merz messen. Sondern an dem, was er für das Land erreicht", schreibt zum Ende der Presseschau die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.