14. September 2025
Die Presseschau

Im Mittelpunkt der Kommentare stehen die Ermordung des Trump-nahen Aktivisten Kirk in den USA, der Angriff der israelischen Armee in Katar und die Lage in Frankreich.

Charlie Kirk im blauen Anzug mit erhobenem Zeigefinger, während er in ein Mikrofon spricht.
Der Podcaster und Publizist Charlie Kirk (picture alliance / ZUMAPRESS.com / Brian Cahn)
Die österreichische PRESSE AM SONNTAG schreibt zu dem Attentat in Utah: "Charlie Kirk vertrat äußerst fragwürdige und extreme Ansichten, doch er war ein Mensch. Und kein Mensch hat ein solches Ende verdient. Umso mehr sollten sich all jene schämen, die nach dem Schussattentat hämisch daran erinnert haben, dass er einmal erklärte hat, dass man für das Recht auf Waffenbesitz auch Tote in Kauf nehmen müsse. Bei Teilen der Jugend war Charlie Kirk weltweit deshalb beliebt, weil er die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden suchte. Das war sein Markenzeichen. Er wagte sich für Debatten immer wieder auch in Universitäten in ideologisches Feindesland, um dort in aller rhetorischen Schärfe seine rechten Positionen zu verfechten. Das machte ihn zum Idol und zum Feindbild. Er suchte den Gedankenaustausch, so verquer seine Weltanschauung auch war", bemerkt DIE PRESSE AM SONNTAG aus Wien.
Die türkische Zeitung CUMHURIYET schreibt: "US-Präsident Trump, der unter dem Vorwand der 'Verbrechensbekämpfung' Truppen in von der Demokratischen Partei kontrollierte Großstädte entsandte, machte in seinen ersten Erklärungen nach dem schockierenden Mord die Linke für das Blutvergießen verantwortlich. Schon in den Stunden nach dem Attentat, als noch nicht klar war, was passiert war, wurde eine lautstarke Kampagne der Dämonisierung und der Ausgrenzung gegen die Demokratische Partei gestartet. Ziel ist es, die Linke im Allgemeinen zu kriminalisieren, zu marginalisieren und auszuschalten, wenn möglich sogar zu verbieten. Auf jeden Fall soll ihr die Legitimität genommen werden", beobachtet CUMHURIYET aus Istanbul.
Die südafrikanische Zeitung THE SUNDAY TIMES führt aus: "Präsident Trump und seine Anhänger machten schnell die Demokraten direkt für den Mord verantwortlich, und angesichts der von Trump entsandten Nationalgarde in mehreren Städten ist die Lage in den USA derzeit sehr angespannt. Trump und seine Anhänger haben gezeigt, dass ihnen Anstand völlig egal ist, und der Präsident selbst ist völlig unberechenbar. Er ist im Amt, um sich selbst zu schützen und seine Familie zu bereichern. Trump hat Kirk die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung des Landes, verliehen, und die Amerikaner, die bereits durch Trumps erste sechs Monate im Amt tief gespalten sind, werden aufeinander losgehen. Die Möglichkeit weiterer Waffengewalt ist real", befürchtet THE SUNDAY TIMES aus Johannesburg.
In der RHEINPFALZ AM SONNTAG heißt es: "Einiges, was über Kirk beziehungsweise den Täter gesagt und geschrieben wurde, mag zutreffen, manches nicht oder nur zum Teil. Aber es sind immer wieder dieselben Mechanismen, die im Zusammenhang mit politisch motivierten Straftaten greifen. Und immer wieder heißt es dann schnell, die Instrumentalisierung eines Verbrechens sei ein Symptom für Trumps Amerika. Wer aber genau hinschaut, der erkennt: Das perfide Spiel beherrschen längst auch Linke wie Rechte in Deutschland. Menschen, die vor ein paar Tagen noch keine Ahnung hatten, wer Charlie Kirk überhaupt ist, missbrauchen ihn heute schon für ihre Agenda", kritisiert die RHEINPFALZ AM SONNTAG aus Ludwigshafen.
Die WELT AM SONNTAG geht auf den israelischen Angriff auf die Hamas-Führung in Katar ein: "Wer der einzigen Demokratie des Nahen Ostens Überleben und Erfolg wünscht, darf fragen, ob der Angriff auf die Auslandsführung der Hamas in der katarischen Hauptstadt Doha wirklich den Interessen Israels gedient hat. Natürlich entspricht Katars Verhältnis zu Islamisten nicht westlichen Vorstellungen. Und natürlich verfolgt der Golfstaat wie jeder andere eigennützige Ziele. Aber das Land hat bewiesen, dass es seine Kontakte im Dienste von Stabilität und humanitären Zwecken zu nutzen bereit ist. Dass die USA in Katar ihre größte Militärbasis im Nahen Osten betreiben, beweist das Vertrauen einer Supermacht, die falsche Freunde erkennen würde und nicht auf sie angewiesen wäre. Und in Europas Krieg mit Russland wäre ohne katarische Gaslieferungen buchstäblich der Ofen aus. Das reiche Emirat ist Teil einer Sicherheitsstruktur, von der auch Israel profitiert. Darum hat Netanjahu mit diesem Angriff weitaus mehr riskiert, als er jemals hätte gewinnen können", meint die WELT AM SONNTAG.
Die JERUSALEM POST ist anderer Ansicht: "Israels gewagter Angriff auf Hamas-Führer in Doha letzte Woche war ein gerechtfertigter Einsatz. Die Entscheidung Israels, im Herzen von Doha zuzuschlagen - fast zwei Jahre nach Kriegsbeginn und nachdem Katar begonnen hatte, zwischen Israel und der Hamas zu vermitteln - signalisiert eine neue Phase in den Bemühungen, die Geiseln zu befreien und die Hamas zu besiegen. Israel hätte weitermachen können, Verhandlungsteams nach Katar schicken und sich weiterhin von der Unnachgiebigkeit der Hamas blockieren lassen können, während die Geiseln weiterhin in den Tunneln von Gaza schmachten. Diese Farce ist vorbei", bemerkt die JERUSALEM POST.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG befasst sich mit dem neuen französischen Premierminister: "Eine Gnadenzeit wird Sébastien Lecornu nicht gewährt. In Frankreich treffen sozialer Unmut und die Chaosstrategie der radikalen Linken auf institutionelle Blockaden. Keine Partei hat bei den Parlamentswahlen einen klaren Regierungsauftrag erhalten. Die Überlebensdauer der Minderheitsregierungen ist deshalb gering. Daran wird auch der beste Regierungschef nichts ändern können. Der schweigsame Normanne Lecornu hat eine schier unmögliche Mission. Er soll sich mit Sozialisten, Republikanern und den eigenen Mitte-rechts-Kräften auf einen Sparhaushalt für 2026 verständigen. Dabei gärt es schon jetzt im Land. Die in den sozialen Netzwerken geborene Initiative 'Alles blockieren' ist zwar in Ausmaß und Gefolgschaft nicht vergleichbar mit der Gelbwesten-Bewegung. Aber sie ist ein Warnsignal, dass die radikale Linke immer kampfbereiter wird. Die vermummten, gewaltbereiten jungen Leute, die sich in etlichen französischen Großstädten Straßenschlachten mit der Polizei lieferten, zeugen davon", analysiert die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.
Die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit Frankreichs herabgestuft. LE MONDE aus Paris macht sich keine Illusionen. "Die Herabstufung ist keinesfalls eine Nebensache. Zunächst einmal ist es eine symbolische Bestätigung des französischen Niedergangs. Die Entscheidung verdeutlicht, in welchen politischen und finanziellen Schwierigkeiten das Land steckt. Frankreich ist in den vergangenen Jahren in Haushaltsprobleme geraten, ohne entschlossen darauf zu reagieren und all die Versprechen einzulösen, die eine Regierung nach der anderen gegeben hatte. Finanziell gesehen ist Frankreich nun geradezu ein Schlusslicht in Europa. Das Land muss sich jetzt beweisen - und hat kein Anrecht mehr auf Nachsicht", stellt LE MONDE fest.
Die norwegische Zeitung DAGSAVISEN blickt auf das Militärmanöver Sapad von Russland und Belarus: "Sapad bedeutet auf Russisch 'Westen', und der Name macht deutlich, gegen wen sich das Manöver richtet: gegen uns. Das Manöver wird nicht weit von der Grenze zu Polen abgehalten, aber auch in der russischen Exklave Kaliningrad - und es beginnt nur kurz nach dem Abschuss mehrerer Drohnen über Polen. Dieser Zwischenfall unterstreicht erneut, wie gefährlich Putins Krieg gegen die Ukraine für ganz Europa ist. Die beste Reaktion ist, geeint aufzutreten und die Ukraine gemeinsam zu unterstützen. Die Ukrainer zeigen uns mit aller Deutlichkeit: Europas Zukunft hängt von der Entwicklung des Kriegs gegen unseren Nachbarn ab. Wir haben keine andere Wahl, als um jeden Preis zu verhindern, dass Putin in der Ukraine gewinnt."