21. Dezember 2025
Die Presseschau

Die Sonntagszeitungen blicken auf den Zustand der Europäischen Union. Die hat in dieser Woche das Verbrenner-Aus aufgeweicht. Zudem ist das Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten noch immer nicht zustande gekommen.

Der ukrainische Präsident Selenskyj und Bundeskanzler Merz geben eine Pressekonferenz.
Der ukrainische Präsident Selenskyj und Bundeskanzler Merz (AP / Maryam Majd)
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG blickt zu Beginn auf die Bemühungen der Staatengemeinschaft zur Beendigung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine: "Die Europäer haben sich jetzt ins Spiel gebracht. Seit Amerika bei der Unterstützung der Ukraine wackelt, dämmert es Bundeskanzler Merz und seinen Kollegen, dass die EU, die ihren Völkern seit einem Menschenleben den Frieden sichert, zum 'Spielball von Großmächten' werden kann, wenn Kremlchef Putin in der Ukraine freie Bahn nach Westen bekommt. Deshalb bringt die EU jetzt ihre stärkste Waffe ins Spiel: ihr Geld und als Sicherheit im Hintergrund das blockierte Vermögen des Aggressors. Europa zeigt, dass es helfen wird. Es kann damit zu dem Hinterland werden, das die Ukraine braucht, um Russlands Vernichtungswillen im Abnutzungskrieg zu brechen. Das kann gelingen. Russland hat eine Wirtschaftskraft von 2,5 Billionen Euro. Die Länder der EU sind mit 21 Billionen achtmal stärker. Sie müssten dieses Gewicht nur öfter geschlossen und entschlossen in die Waagschale werfen", unterstreicht die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.
Nun zum Freihandelsabkommen Mercosur. Die WELT AM SONNTAG notiert: "Seit 25 Jahren verhandelt die EU mit den großen Staaten Lateinamerikas, also Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, über den Abbau von Zöllen und Handelshemmnissen. Just an dem Tag, an dem das Freihandelsabkommen Mercosur unterschrieben werden soll, meldet Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni nach Frankreich, Polen und Österreich ebenfalls Bedenken an und lässt das Ganze verschieben. Wenn es ein Beispiel gebraucht hätte, um Europas mangelnde Handlungsfähigkeit zu illustrieren, dann ist es dieses. Die Europäer, nicht die EU als Institution, sind dämlich. 'Opfer' würde man ihnen auf dem Schulhof hinterher brüllen. Nicht erst seit US-Präsident Trumps Amtsantritt ändert sich die globale Wirtschaftsordnung. Trump, der Anti-Freihändler, hat dem Ganzen aber mit seinen Zöllen und seinem Protektionismus so viel Nachdruck verliehen, dass Europas Volkswirtschaften, allen voran die exportorientierte deutsche, straucheln. Seit seiner Inauguration Ende Januar sind sich fast alle Experten daher einig, dass sich die Europäer neue Handelspartner suchen müssen, um von Amerika unabhängiger zu werden. Freihandelsverträge mit anderen großen Weltregionen wären dafür ideal. Einerseits, weil solche Verträge alternative Märkte öffnen. Andererseits, weil sie den Amerikanern zeigen, dass die EU eben kein wehrloses Schaf ist, mit dem man machen kann, was man will", merkt die WELT AM SONNTAG an.
Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER schreibt: "Die EU-Länder sind gerade dabei, einen großen Fehler zu begehen, mit dem sie ihre Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern, den Klimaschutz verzögern und China den Weg bereiten. Einem Vorschlag der EU-Kommission zufolge soll das ab 2035 geplante Verkaufsverbot für neue Verbrennerautos durch ein deutlich weniger strenges Regelwerk ersetzt werden. Das mag nach einer Erleichterung für die Fahrer und die Autoindustrie klingen. Aber wenn dieser Plan umgesetzt wird, handelt es sich um politischen Verrat. Denn was passiert, wenn sich die Rahmenbedingungen für die Autoindustrie plötzlich ändern? Volvo-Verkaufschef Severinson erklärte, strenge Vorgaben erleichterten die Umstellung und beschleunigten Innovationen. Lockere man dagegen die Auflagen, habe das negative Auswirkungen - nicht zuletzt für die Unternehmen, die bereits in den Klimaschutz investiert hätten. Volvo hat deshalb mit 200 anderen Unternehmen die EU-Kommission aufgefordert, an ihrem ursprünglich geplanten Ziel festzuhalten. Jede Verzögerung sei ein Geschenk für China, während innovative Unternehmen in der EU abgestraft würden, schrieben sie in einem Offenen Brief. Schließlich wird China nicht etwa abwarten, sondern weitere Märkte erobern. Außerdem ergeht die Botschaft, dass man sich auf Entscheidungen der EU nicht verlassen kann", gibt DAGENS NYHETER aus Stockholm zu bedenken.
Themenwechsel. Die österreichische Zeitung DIE PRESSE AM SONNTAG thematisiert die anhaltenden Spannungen zwischen Venezuela und den USA: "Trump hat dem Regime von Nicolás Maduro den Krieg erklärt. Der US-Präsident setzt den Diktator psychologisch unter Druck, indem er ein Großaufgebot an Kriegsschiffen in die Karibik entsendet und eine Seeblockade verhängt. Um den Kampf gegen Drogenschmuggel geht es bei diesen Muskelspielen schon lang nicht mehr. Vermutlich stand er nie im Vordergrund. Sonst hätte Trump nicht neulich Honduras Ex-Präsidenten begnadigt, der wegen Drogenhandels im Gefängnis saß. Mittlerweile hat auch Trumps Stabschefin durchklingen lassen, dass die Regierung einen Regime Change in Venezuela herbeiführen will. Denn die USA streben die Vormacht in der westlichen Hemisphäre an, wie sie in ihrer neuen Sicherheitsstrategie freimütig einräumen. Und das rohstoffreiche Venezuela ist dabei ein Puzzlestein. Die Trump-Regierung konstatiert, dass Lateinamerika lang 'vernachlässigt' wurde. Das stimmt. In der Zwischenzeit baute China seinen Einfluss aus. Wie andernorts auch hat es in Lateinamerika Abhängigkeiten durch billige Kredite geschaffen und sich in kritische Infrastruktur eingekauft. Die USA geben sich fest entschlossen, China in ihrem 'Hinterhof' wieder zurückzudrängen", beobachtet DIE PRESSE AM SONNTAG aus Wien.
Nun ins Inland. Die BILD AM SONNTAG widmet sich der Politik von Bundeskanzler Merz: "Angeschlagen wie ein Boxer nach zwei Wirkungstreffern geht Friedrich Merz in die Weihnachtspause: Erst scheiterte er als Außenkanzler in Brüssel mit seinem Plan, die Ukraine-Hilfe der kommenden Jahre aus dem eingefrorenen russischen Staatsvermögen zu finanzieren. Und wenige Stunden später gelingt es ihm als CDU-Chef nicht, seinen Kandidaten Günter Krings für die Leitung der Konrad-Adenauer-Stiftung gegen Annegret Kramp-Karrenbauer durchzusetzen. In Sachen Russen-Milliarden sind Merz unbegreifliche Schrittfehler unterlaufen. Ohne Abstimmung mit den wichtigsten Playern in der EU stürmte er mit seinem Plan vor und erklärte ihn sogleich – ganz im Merkelstil – für alternativlos. Dann verwechselte man im Kanzleramt offenkundig das Schweigen der meisten EU-Staaten mit Zustimmung und ignorierte leichtfertig die Bedenken Belgiens, die aber von der Europäischen Zentralbank und namhaften Juristen und Finanzexperten geteilt wurden. Die Bilanz ist verheerend: Seinen Führungsanspruch in Europa kann der Kanzler vorerst vergessen. Die Italienerin Giorgia Meloni sprach aus, was viele dachten: Es habe sich 'der gesunde Menschenverstand' durchgesetzt – ein vernichtendes Urteil über den Plan des Bundeskanzlers", meint die BILD AM SONNTAG.
Mehrere bundesweite Feiertage fallen 2026 auf das Wochenende. Politiker der Grünen und der Linken fordern, sie in der Woche nachzuholen – wie in zahlreichen anderen Ländern. Die LÜBECKER NACHRICHTEN halten fest: "Die Reaktionen aus der Wirtschaft und der CDU fallen erwartbar aus: Auf keinen Fall dürfe sich das Land mehr Freizeit leisten! Jeder Tag koste 8,6 Milliarden Euro an Produktivität! Aber sind derlei Forderungen wirklich nur Gewerkschaftsträume? Die neun bundesweiten Feiertage in Deutschland sind kein dekoratives Zuckerle im Jahresreigen, sondern ein bewusst gesetzter Gegenpol zur Erwerbsarbeit und Teil des sozialen Vertrags zwischen Staat, Wirtschaft und Arbeitnehmern. Dass dieses Recht von kalendarischen Zufällen abhängt, ist ärgerlich. Die Regelung, dass arbeitgeberfreundliche Feiertage eben Pech für Angestellte bedeuten, stammt aus einer Zeit, als Sonntage tatsächlich arbeitsfreie Ruhetage waren. Diese Realität existiert längst nicht mehr. Schichtarbeit und Wochenenddienste haben den Arbeitsrhythmus für Millionen massiv verändert."