15. August 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Kommentiert werden das geplante Treffen zwischen US-Präsident Trump und dem russischen Präsidenten Putin und der Umbau an der Konzernspitze der Deutschen Bahn.

Werbeplakate der Bahn mit ICE im Bahnhof Zuffenhausen: "Wir starten die Generalsanierung."
Bei der Deutschen Bahn soll sich was tun: Konzernchef Lutz muss seinen Posten verlassen. (picture alliance / imageBROKER / Arnulf Hettrich)
Dazu schreibt die STUTTGARTER ZEITUNG: "Der baldige Abgang von Bahnchef Lutz, der seit acht Jahren den DB-Konzern führte, kommt dann doch überraschend. Verkehrsminister Schnieder hatte sich Zeit genommen: Erst die Strategie, dann das Personal, so seine richtige Festlegung. Am 22. September will Schnieder seine 'Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene' vorstellen – und wohl auch die neue Konzernspitze, die diese schwierige Aufgabe umsetzen soll. Lutz und dem bisherigen Vorstand ist es in all den Jahren nicht zufriedenstellend gelungen, die Bahn besser aufzustellen: Die Züge fahren so verspätet wie nie, die Infrastruktur wurde viel zu lange katastrophal vernachlässigt und die wirtschaftliche Lage des größten Staatskonzerns ist schlicht verheerend", unterstreicht die STUTTGARTER ZEITUNG.
Die Trennung von Bahnchef Lutz sei alternativlos, meint die ALLGEMEINE ZEITUNG. "Mit ihm auf der Lok bewegte sich der Staatskonzern auf abschüssiger Strecke ins Nirgendwo. Wenn Verkehrsminister Schnieder sich nun einen neuen Bahnchef oder eine Chefin sucht, sollte ihm klar sein, dass damit noch kein Problem gelöst ist. Die Bahn braucht eine Idee des Eigentümers, was aus ihr eigentlich werden soll. Soll sie als schlankes Verkehrsunternehmen sich selbst tragen, vielleicht gar Gewinne erwirtschaften und dieser Prämisse alles unterordnen? Oder soll sie für Bürger und Wirtschaft ein Vollversorger bleiben - besser: werden -, der einen wachsenden Anteil der Verkehre aufnimmt und damit einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität leistet?", fragt die ALLGEMEINE ZEITUNG aus Mainz.
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER weist auf Fehler in der Verkehrspolitik hin: "Selbst wenn Lutz die vergangenen acht Jahre am Ruder der Bahn war, kann ihm nicht vorgeworfen werden, dass er für die Misere des Schienenverkehrs verantwortlich ist. Jahrzehntelange Misswirtschaft und Fehlentscheidungen für die Zukunftsmobilität kamen aus der Politik. Wenn man sich die Liste der zuständigen Verkehrsminister, mit denen er zusammenarbeiten musste, ansieht, wird schnell klar: Die Bahn war nie das verkehrspolitische Lieblingskind. Dies führte oft genug dazu, dass für wichtige Entwicklungen die nötigen Mittel nicht da waren", betont der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
Hören Sie nun Kommentare zu dem geplanten Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Trump und Russlands Präsidenten Putin. Die BADISCHE ZEITUNG notiert: "Es ist kein Zufall, dass vor dem Treffen in Alaska in russischen Staatsmedien viel von einem neuen Jalta die Rede ist, als gehe es wie 1945 um die Aufteilung der Welt. Auch Trump mag ein skrupelloser Machtpolitiker sein, doch er schaut anders auf die Ukraine. Putin kann da gern behalten, was er erobert hat. Nur soll er das mit Wolodymyr Selenskyj klären, nicht mit ihm. So viel zur Augenhöhe. Nicht Russland, China ist für Trump der große Rivale. Bekäme Putin aber nur die eroberten Gebiete, also nicht mal den kompletten Donbass, käme das gemessen an seinen Kriegszielen einer Niederlage gleich. Was also will Putin in Alaska? Vermutlich mehr, als Trump ihm geben kann", glaubt die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg.
"Es hilft ja nichts", merkt die TAGESZEITUNG - kurz TAZ - aus Berlin an: "Trump hat eben die Macht. Und so sympathisch die Vorstellung ist, die Europäer würden ihm anders begegnen, nicht um ihn herumschleichen wie auf Samtpfoten, sondern ihm auch einmal die wenigen eigenen Muskeln zeigen: Das Risiko, damit zu scheitern, wäre immens. Im Rahmen des Möglichen hat Merz es in dieser Woche also schon gut gemacht: die Initiative ergriffen, wichtige Partner zusammengetrommelt, für gute Bilder mit Selenskyj gesorgt und vielleicht ja doch einen halben Gedanken in Trumps Kopf eingepflanzt", lobt die TAZ.
In der NEUEN OSNABRÜCKER ZEITUNG heißt es: "Für die Europäer wäre ein Scheitern des Zweier-Gipfels ein weiterer Schlag ins Gesicht. Allein, dass sie das Treffen der beiden großen Akteure nur vom Katzentisch aus beobachten dürfen, zeigt ihnen ihre eigene Macht- und Hilflosigkeit. Wenn es nicht auch um die Sicherheit Europas ginge, könnte man sagen 'Pech gehabt'. In ihre jetzige Rolle hat sich die EU in den vergangenen Jahrzehnten selbst manövriert. Früher, als es noch keine Zweifel an der Verlässlichkeit der USA auf der anderen Seite des Atlantiks gab, war das Motto einfach: Die Amerikaner werden es schon richten. So erratisch Trumps Vorgehen erscheinen mag, er hat damit Erfolg. Nun stehen sich die beiden großen Jungs vom Schulhof von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Bislang hat Trump sich nur gegen Kleinere durchgesetzt. Putin ist ein anderes Kaliber", gibt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG zu bedenken.
Die FREIE PRESSE aus Chemnitz erläutert: "Russlands Forderungen an die Ukraine haben sich seit 2022 nicht verändert: kein Beitritt zu NATO und EU, weitestgehende Auflösung der Streitkräfte, eine neue Verfassung, die Russlands Interessen dient. Putins Russland will keinen Frieden. Das zeigen die vergangenen 4190 Tage. Es will sich Zeit für seine nächsten Schritte verschaffen. Die meisten europäischen Staats- und Regierungschefs haben das verstanden. Auch Kanzler Merz, der jetzt mit europäischen Kollegen und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj versucht hat, diese Sicht Trump nahe zu bringen. Wie auch dies: Geredet wird erst dann, wenn die Waffen entlang der heutigen Front schweigen. Merz hat verstanden: 603.628 Quadratkilometer ist die Ukraine groß – keinen Quadratzentimeter weniger", betont die FREIE PRESSE.
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG schreibt: "Anders als dies jahrelang in abendlichen TV-Shows und Schaufensterreden behauptet wurde, bestand für die Ukraine nie eine reelle Chance, Russland in die Knie zu zwingen. Selbst das versammelte Europa geriete an seine militärische Grenze im Kräftemessen mit Moskau. Das ist auch schon das ganze 'Geheimnis' von Putins blutig errungenen Erfolgen auf dem Schlachtfeld. Es steht im Sicherheitsinteresse Europas, mit Russland einen Ausgleich zu finden. Begangenes Unrecht wird dadurch nicht gesühnt, das Ausmaß der Zerstörung, die Zahl der Toten und Verletzten bleibt bedrückend – aber: Dieser Krieg muss enden. Es ist der gefährlichste Krieg für Europa – seit 80 Jahren", warnt die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU macht sich keine Illusionen: "Viel Druck muss Putin ohnehin nicht erwarten. Dazu fehlt es Trump an strategischem Geschick und politischer Raffinesse. Er möchte den Konflikt nur einfach schnell beenden – und nicht mit langwierigen Verhandlungen einen nachhaltigen Frieden für die Ukraine erreichen. Trotz aller martialischer Rhetorik konnte Trump dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj auch nicht seinen Willen aufzwingen. Ein Durchbruch ist bei dem Treffen in Alaska also nicht zu erwarten. Auch eine Waffenruhe ist noch fern. Wladimir Putin wird seinen Gastgeber mit ein paar Kleinigkeiten abspeisen, ihm aber publikumswirksame Bilder von einem historischen Gipfel ermöglichen", mutmaßt die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
"Taugt der sprunghafte Trump überhaupt als Friedensstifter?", fragt der WESER-KURIER aus Bremen. "Im Schatten der Kriege um Gaza und die Ukraine hat er immerhin zwei Konflikte jüngst als 'ehrlicher Makler' befriedet: zwischen Armenien und Aserbaidschan sowie jenen zwischen Kambodscha und Thailand. Sicher, das waren vergleichsweise überschaubare Waffengänge. Doch wenn es um wenig handfeste Interessen geht, sind eher irrationale Kriegsgründe wie religiöse oder ethnische Unterschiede zu moderieren, was es nicht einfacher macht. Was auch immer Trump und Putin auf der US-Airbase Elmendorf-Richardson verabreden: Ein nachhaltiger, vertraglich abgesicherter Frieden für eine selbstbestimmte Ukraine wird es keinesfalls sein, denn daran hat Putin null Interesse", bemerkt der WESER-KURIER zum Ende der Presseschau.