06. Oktober 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Themen sind die Parlamentswahl in Tschechien sowie die Debatte über den Umgang mit Drohnen. Zunächst aber zu den Verhandlungen zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas über den von den USA entworfenen Friedensplan für den Gazastreifen.

Ein palästinensischer Mann hält die palästinensische Flagge in der Hand, während er auf den Trümmern steht, die durch israelische Bombardements im Rahmen des israelischen Krieges gegen Gaza verursacht wurden.
Wie sieht die Zukunft des zerbombten Gazastreifens aus? Darüber wird nun verhandelt. (picture alliance / dpa / Abed Rahim Khatib)
Die Autorin der TAZ, der TAGESZEITUNG aus Berlin, meint: "Zum ersten Mal seit langer Zeit ist im Nahen Osten ein klein wenig Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Ob sich das Auge täuscht oder der Lichtschein tatsächlich zu einer sichtbaren Öffnung wird – das ist im Augenblick schwer zu sagen. Doch dass ein Friedensplan existiert, den die beteiligten arabischen Staaten unterstützen und dem sowohl Israel als auch die Hamas halbwegs zustimmen, ist allein schon eine Leistung. Bei allem Unbehagen gegenüber US-Präsident Donald Trump verdient dieser Versuch Anerkennung."
Ein Kommentar der MEDIENGRUPPE BAYERN, der unter anderem im DONAUKURIER erscheint, stellt fest: "Die Lage der Islamisten ist ausweglos wie vielleicht nie zuvor. Ihre Unterstützer, allen voran der Iran, sind geschwächt. Auch in der Region selbst finden sich keine Verbündeten mehr. Entgegen der weit verbreiteten Anti-Israel-Stimmung läge es nun an ihr, den entscheidenden Schritt zu tun. Die Hamas, nicht Israel, hat den Krieg mit dem Überfall am 7. Oktober 2023 heraufbeschworen. Nun hat sie es auch in der Hand, ihn zu beenden", fordert der Autor der MEDIENGRUPPE BAYERN.
In der FRANKFURTER RUNDSCHAU wird festgehalten: "Selbst wenn die Kriegsparteien und der US-Präsident den eingeschlagenen Weg fortsetzen, sind viel Geduld und Zeit nötig. Der Konflikt ist zu komplex für simple und schnelle Lösungen. Deshalb ist es keine schlechte Idee, eine Zweistaatenlösung als Fernziel zu benennen und zunächst aber konkret über den Austausch von israelischen Geiseln und palästinensischen Häftlingen zu verhandeln. Es wäre ein greifbarer Erfolg für beide Seiten, auf dem sich aufbauen ließe."
Kommentiert wird auch der Wahlsieg der Partei des Rechtspopulisten Babiš bei der Parlamentswahl in Tschechien. In der VOLKSSTIMME aus Magdeburg wird erklärt: "In der tschechischen Politik sind jähe Wendungen nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Die Parlamentswahl unterstreicht das eindrucksvoll. Weil das bislang regierende Bündnis unter Petr Fiala Inflation und Wirtschaftsflaute nicht in den Griff bekommt und sich für viele Tschechen zu stark in der Ukraine hineinhängt, ist dessen Zeit abgelaufen. Doch die Ablösung schafft ausgerechnet Milliardär Andrej Babiš, den das Volk vor der letzten Abstimmung noch mit Massenprotesten vom Hof gejagt hatte. Der rechtsnationale Wirtschaftsmagnat will sich tolerieren lassen, unter anderem von der Motoristen-Partei. Deren Ziel ist die Rettung des Verbrennermotors. Man braucht schon eine gehörige Portion böhmischen Humors, um das alles zu verstehen", heißt es in der VOLKSSTIMME.
Im KÖLNER STADT-ANZEIGER wird festgehalten: "Mit Babiš und dem slowakischen Regierungschef Fico hat Ungarns Ministerpräsident Orban jetzt zwei Verbündete, die die EU in Brüssel zusammen vor sich hertreiben können. Alle drei zusammen machen vor allem die europäische Unterstützung für die Ukraine unberechenbar: Ebenso wie Orban hat auch Fico bereits Sanktionspakete gegen Russland blockieren wollen. Und Babiš kündigte nun an, die tschechischen Granatenlieferungen an die Ukraine einzustellen. Einen plump russlandfreundlichen Kurs kann sich Babis aber nicht leisten. Das Trauma der Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Panzer des Warschauer Pakts 1968 wirken bis heute politisch nach. Also agiert er schlauer: Die finanziellen Lasten der militärischen Unterstützung der Ukraine sollten die großen Länder übernehmen, argumentiert er. Eine 'gute Nachricht' ist die populistische Unsicherheit in Prag also vor allem für einen: für Russlands Kriegsherren Putin", findet der Autor des KÖLNER STADT-ANZEIGERS.
Die Kommentatorin der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG meint: "Freude also bei den prorussischen Anti-EU-Regierungen. Aber heißt das, dass Tschechien nun auch diesen Weg gehen wird? Nein. Eine Annäherung an Russland ist eher nicht zu erwarten, dafür an China. Ein einfacher Partner für die anderen Europäer aber ist Babiš nicht. Er wird wie gewohnt über Brüssel ätzen, der Streit um seinen Interessenkonflikt wegen seiner Firmen wird wieder aufflammen. Starke Bekenntnisse zur Unterstützung der Ukraine sind nicht zu erwarten. Tschechien wird zum unsicheren, nervigen und im schlechtesten Fall bedeutungslosen Mitglied am EU-Tisch." Soweit der Kommentar aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
Thema in vielen Meinungsstücken sind auch die zunehmenden Drohnensichtungen über kritischer Infrastruktur in Deutschland. In der SÜDWEST PRESSE aus Ulm wird angemerkt: "Wenn Verteidigungsminister Pistorius jetzt mahnt, die Lage 'ruhig und nüchtern' zu betrachten, ist das richtig. Es gilt, eine drohende Drohnenhysterie zu verhindern. Natürlich: Die Gefahr durch die Flugobjekte sollte nicht unterschätzt werden. Die Gefahr durch allgemeine Aufregung aber auch nicht.​ Es gilt, drei Arten von Bedrohungen auseinanderzuhalten: von Russland ausgesandte Drohnenschwärme – wie kürzlich über Polen –, von Provokateuren hierzulande gesteuerte Objekte und Fehlflüge leichtsinniger Hobbypiloten. Ein Risiko sind sie alle, aber im Einzelfall ist oft nicht zu klären, wer nun den Quadrocopter steuerte. Das macht die Sache gruselig, und genau das macht sie zum Bestandteil hybrider Bedrohung. Allgemeine Panikmache aber würde denen, die das wollen, das Geschäft nur erleichtern", wird in der SÜDWEST PRESSE unterstrichen.
Der Autor des REUTLINGER GENERAL-ANZEIGERS mutmaßt: "Putin, der Provokationen liebt, sitzt wahrscheinlich schenkelklopfend im Kreml angesichts der deutschen Reaktionen auf die Drohnen über München. Denn die blieb nämlich aus. Stattdessen wurde, wie so oft in Deutschland, diskutiert. Wer denn nun zuständig ist für diese spezielle Drohnen. Grundsätzlich ist es eine Sache der Landespolizei. Bei Flughäfen oder Bahnhöfen aber kommt die Bundespolizei zum Einsatz. Also flogen die Drohnen am Wochenende nur über München oder über dem Münchner Flughafen? Es lebe die Bürokratie. Wenn es nicht so ernst wäre, wäre der Fall tatsächlich zum Totlachen", findet der Kommentator des REUTLINGER GENERAL-ANZEIGERS.
Und der Autor der WELT meint: "Seit der Einführung von Streitwagen im Alten Ägypten haben immer wieder neue Waffensysteme den Gang der Weltgeschichte beeinflusst, und immer wieder wurde die neueste Technologie durch eine noch bessere ersetzt. Deutschland hat bei Einsatz und Abwehr von Drohnen einiges nachzuholen. Aber auch diese werden nicht die letzte Stufe der Militärgeschichte sein. Deshalb muss die Politik schon jetzt den Blick auch auf die Kriegstechnik richten, die auf die Drohnen folgt."
Zum Schluss ein Kommentar aus der NEUEN OSNABRÜCKER ZEITUNG zum Oktoberfest: "Selbst eine Bombendrohung, die beinahe einen ganzen Tag Verdienstausfall für die Beschicker bedeutete, tat der Wiesn keinen Abbruch: Nachdem die Polizei Entwarnung gab, strömten die Besucher erst recht zurück aufs Festgelände. Diese Trotzhaltung ist auch an weiteren Stellen spürbar. Handelt es sich um Oktoberfest-Eskapismus? Dem Bedürfnis, sich angesichts der Krisen in Deutschland und der Welt abzulenken? Andere Entwicklungen legen diese Vermutung nahe: Trotz hoher Preise sind Urlaube und Reisen nach wie vor gefragt, Ticket-Portale für Veranstaltungen und Konzerte verzeichnen hohe Umsätze, Festivals sind ausgebucht. Bier statt Krieg, Riesenrad statt Klimawandel, Tanzen statt Politik: Was plump und ignorant klingt, ist eine urmenschliche Eigenschaft, um Gefühle zu regulieren und – salopp gesagt – klarzukommen. Es ist kein Verdrängen der globalen Probleme, sondern ein Festhalten an der Normalität. Schön, dass es Feste gibt, die dieses menschliche Bedürfnis noch stillen." Und mit diesem Zitat aus der NEUEN OSNABRÜCKER ZEITUNG endet die Presseschau.