07. Oktober 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Heute mit Kommentaren zur Wehrdienst-Debatte in Deutschland, zur politischen Krise in Frankreich und zum Überfall der Hamas auf Israel, der sich heute zum zweiten Mal jährt:

Ein israelischer Soldat vor einem von der Hamas zerstörten Gebäude im Kibbuz Be'eri.
Am 7. Oktober 2023 überfiel die Hamas Israel, brachte hunderte Menschen um, nahm Geiseln und zerstörte Häuser. (AFP / Menahem Kahana)
Dazu schreibt Die KÖLNISCHE RUNDSCHAU: "Dieses Verbrechen sprengt jedes Vorstellungsvermögen. Am 7. Oktober 2023 sind Tausende Hamas-Terroristen in Begleitung sogenannter Zivilisten nach Israel eingedrungen und haben den größten Massenmord an Juden seit dem Holocaust verübt. Sie haben Menschen bei lebendigem Leib verstümmelt und vor den Augen von Angehörigen sexuell gefoltert. Sie haben ihre Taten gefilmt und Geiseln durch johlende Menschenmassen geschleppt. Die Täterorganisation Hamas hat den Gazakrieg vom Zaun gebrochen, über dessen Beendigung sie jetzt mit Israel verhandelt. Es wäre gut, wenn die Weltöffentlichkeit wenigstens einmal im Jahr, wenigstens am 7. Oktober, klar auf diesen Zusammenhang von Ursache und Wirkung blicken würde", betont die KÖLNISCHE RUNDSCHAU.
"Der Gedanke, dass entführte Geiseln getötet oder zum Teil bis heute gefangen gehalten und gequält werden, ist unerträglich", heißt es in der Zeitung ND.DER TAG aus Berlin: "Genauso unerträglich ist aber auch das Ausmaß der Gewalt, mit der Israels Streitkräfte seitdem nicht nur gegen die Hamas und andere islamistische Milizen vorgehen, sondern gegen die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens – unter der politischen Führung einer stramm rechten, teils rechtsextremistischen Regierung. Die Traumata sitzen auf beiden Seiten tief, womöglich auf Generationen hinaus."
DIE GLOCKE aus Oelde richtet den Fokus auf die Auswirkungen des Gazakriegs auf Juden weltweit und insbesondere in Deutschland: "Die so genannten sozialen Netzwerke werden geflutet mit antisemitischen Parolen und hasserfüllten Beiträgen. In Deutschland tragen Juden ihre Kippa unter einer Baskenmütze und entfernen aus Angst vor Angriffen ihre Namen von Klingelschildern."
"Anders als bei den Schicksalen auf israelischer Seite treffen die Qualen der Palästinenser in Deutschland auf emotionale Resonanz", bestätigt DER TAGESSPIEGEL aus Berlin: "Doch leider passiert noch viel mehr. Da behaupten Menschen von sich, für die palästinensische Sache zu streiten, verherrlichen aber Hamas-Terroristen als Freiheitskämpfer. Antisemitismus tarnt sich als Mitgefühl für Palästina."
Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN gehen auf die aktuellen Bemühungen um ein Ende des Gazakrieges ein - insbesondere auf die Initiative des US-Präsidenten: "Trumps Plan verdient Unterstützung – sollte das Konzept umgesetzt werden und tragfähig sein, dann hätte er auch den Friedensnobelpreis verdient. Nicht in diesem Jahr, aber vielleicht 2026. Der Plan gibt Hoffnung, eine Vision – genau das, was die Welt so dringend braucht und wonach sich viele sehnen."
"Trump überrascht: So viel diplomatisches Geschick hätte man dem amerikanischen Haudegen gar nicht zugetraut", fügt die REUTLINGER-ZEITUNG an: "Doch sein 20-Punkte-Plan ist tatsächlich ein Lichtblick im Jahrzehnte währenden Nahost-Konflikt. Er weckt Hoffnung auf dauerhaften Frieden."
Themenwechsel: Knapp einen Monat nach seiner Ernennung hat Frankreichs Premier Lecornu seinen Rücktritt erklärt. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU ist nicht überrascht: "Es ist kein bisschen verwunderlich, dass Lecornu seinen Job hingeschmissen hat, noch bevor er begann. Seine wütende Erklärung, es lasse sich demokratisch – also kompromissbereit – nicht mit Parteien regieren, die für ihr Personal und ihre Steckenpferde einen Absolutheitsanspruch erheben, ist plausibel. Sich die Quälerei mit ihnen zu ersparen, ist konsequent. Verwunderlich – ja, geradezu bestürzend – ist dagegen, dass Frankreichs Parteienlandschaft von abstrus links bis äußerst rechts offensichtlich nicht lernfähig ist. Denn was Lecornu anprangert, war schon lange vor der Ära Macron nur zu gut bekannt: Frankreichs parteipolitische Kaste führt ein in sich geschlossenes Eigenleben aus Machtspielchen und Pöstchenpoker", analysiert die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz urteilt: "Es handelt sich um ein kollektives Scheitern mit einem Hauptverantwortlichen: Emmanuel Macron. Seine desaströse Hauruck-Entscheidung im Sommer 2024, die Nationalversammlung aufzulösen, führte direkt in die Sackgasse. Dreimal nominierte er seither einen Premierminister aus dem Mitte-rechts-Lager, obwohl dieses am meisten Sitze verloren hatte. Das erfolgreiche links-grüne Bündnis überging er, der einst versprochen hatte, sowohl linke als auch rechte Politikelemente zu vereinen. Gern ruft er die anderen zu Kompromissen auf, selbst ging er keinen einzigen ein. Neuwahlen erscheinen unvermeidlich. Das heißt aber nicht, dass sie zu eindeutigeren Mehrheitsverhältnissen führen würden. Und damit auch nicht unbedingt zu einer Lösung", räumt die RHEIN-ZEITUNG ein.
Auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG geht hart mit dem Präsidenten ins Gericht: "Macron verwaltet nur noch sein Vermächtnis – kleinlich, trotzig, fast kindisch. Seit der Niederlage bei den vorgezogenen Parlamentswahlen vor etwas mehr als einem Jahr weigert er sich, der Linken den Auftrag zu einer Regierungsbildung zu erteilen, obschon die von allen Lagern im gespaltenen Parlament am meisten Sitze gewonnen hatte. Damit die es wenigstens mal versuchen könnte. Stattdessen verbrauchte er in weniger als einem Jahr drei Premierminister aus seinem eigenen Lager. Geopfert hat er sie, auf dem Altar seiner Sturheit", so das Urteil der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG sieht es ähnlich: "Verantwortung für das politische Trauerspiel, das sich in Frankreich in immer neuen Akten vollzieht, tragen viele: vorneweg der Präsident, der im vergangenen Jahr die Mehrheitsbildung in der Nationalversammlung massiv erschwerte. Es folgen Parteien, die kaum zu Kompromissen bereit sind. Schließlich fehlen dem Land Premierminister, die ihrer Aufgabe gewachsen sind. Lecornu, der fünfte seit Macrons Wiederwahl, hielt sich auch nur ein paar Wochen, und er hat sein Scheitern mit einer unklugen Personalie selbst befördert. Man wird den Eindruck nicht los, dass zu viele Leute in Paris auf Neuwahlen schielen, statt sich der ernsten Probleme des Landes anzunehmen. Diese sind bekannt und werden durch Vertagung nicht einfacher zu lösen", mahnt die FAZ.
Zum Abschluss ins Inland zur Diskussion um den Wehrdienst. Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg beobachtet: "Noch ist die im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD verabredete freiwillige Wehrpflicht vom Bundestag noch gar nicht beraten, da lässt sich Kanzler Merz aus Bayern treiben. Er zweifelt zur besten Fernsehzeit den Erfolg des von seinem SPD-Verteidigungsminister Pistorius vorbereiteten Gesetzes öffentlich an. Dabei steht außer Frage, dass ein verpflichtender Wehrdienst weder heute noch morgen möglich ist: Dafür fehlt es der Bundeswehr an Kasernen, Waffen und Ausbildern. Bislang ist ein Pflichtdienst auch nur für junge Männer möglich. Um auch Frauen ziehen zu können, müsste der Bundestag das Grundgesetz ändern – doch eine Zwei-Drittel-Mehrheit ist aktuell weit. So gibt es keine Alternative dazu, wie von Pistorius vorgeschlagen die Bundeswehr attraktiver zu machen für Freiwillige beiderlei Geschlechts, um die Truppe allmählich zu verstärken. Die gewonnene Zeit sollte Merz nutzen, eine Wehrpflicht in Ruhe vorbereiten zu lassen", empfiehlt die VOLKSSTIMME.
Die STUTTGARTER NACHRICHTEN haben Verständnis für Merz' Zweifel: "Aktuell sieht der Entwurf des Wehrdienstgesetzes die Möglichkeit vor, junge Menschen verpflichtend einzuberufen, wenn die Truppe ihren Bedarf nicht mit Freiwilligen decken kann. Die Union will dafür klare Regeln setzen, die SPD lehnt das ab. Doch will man vorausschauend handeln, sind diese Regeln dringend notwendig. Da absehbar ist, dass der Personalbedarf nicht mit Freiwilligen zu decken ist, wäre es logisch, weitergehende Schritte vorzubereiten. Es ist zu hoffen, dass sich die Sozialdemokraten bewegen. Nur scheibchenweise Zugeständnisse zu machen und erst zu reagieren, wenn die Bedrohung weiter gewachsen sein wird, ist nicht sinnvoll." Mit dieser Stimme der STUTTGARTER NACHRICHTEN endet die Presseschau.