
Doch zunächst in den Nahen Osten. Dazu notiert der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER: "Die Freude war groß in Israel und den Palästinensergebieten, als die Nachricht von einem Waffenstillstand durchsickerte. Alle israelischen Geiseln und zahlreiche palästinensische Gefangene könnten bald freikommen. Die Menschen im Gaza-Streifen könnten endlich wieder dauerhaft mit Nahrung und Medikamenten versorgt werden. Der Krieg, der vor über zwei Jahren mit dem brutalen Überfall der Hamas begann, wäre vorüber. Doch Vorsicht ist angebracht. Die Hamas hat weder ihre Waffen abgegeben, noch einer Entwaffnung zugestimmt. Auch ist völlig unklar, wie der Gaza-Streifen in Zukunft verwaltet werden soll", hält der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER fest.
Die TAGESZEITUNG - kurz TAZ - warnt vor zu großen Erwartungen: "Der Deal mag zwar vorerst die Waffen zum Schweigen bringen – eine Lösung des jahrzehntelangen Konflikts und seiner Ursachen sieht er aber nicht vor. Einen dauerhaften Frieden, also ein Ende der Gewalt der israelischen Besatzung und ein Ende der Gewalt durch bewaffnete palästinensische Gruppen, wird es erst geben, wenn das palästinensische Recht auf Selbstbestimmung und Staatlichkeit realisiert ist."
Die MEDIENGRUPPE BAYERN, die auch die PASSAUER NEUE PRESSE herausbringt, ist der Ansicht: "Das Ende des Krieges soll auch eine Befreiung der Palästinenser von der Hamas bedeuten. Für dieses Ziel übernehmen die USA und auch die EU durch den Einsatz von Soldaten vor Ort und die geplanten EU-Sicherheitsmissionen künftig sichtbar Verantwortung. Das erhöht die Erfolgschance. Ein Scheitern des gewaltlosen Wiederaufbauprozesses wäre auch ihr Scheitern. Es ist richtig, dass die Europäer ihre Rolle als Zaungäste aufgeben. Nur sollten sie jetzt auf keinen Fall die Zahlmeister werden", fordert die MEDIENGRUPPE BAYERN.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG schreibt: "Wenn die Übergabe der Geiseln tatsächlich erfolgt, wenn die israelischen Angriffe, die unerträglich viele Palästinenser getötet, verstümmelt oder traumatisiert haben, aufhören, dann ist das US-Präsident Donald Trump zu verdanken. Aber: Der Preis dieses Ergebnisses ist ein Pakt mit dem Teufel. Weil die Hamas eine diabolische Truppe ist, die nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 die Ermordung Unschuldiger zur Durchsetzung der eigenen Ziele nicht nur toleriert, sondern feiert. Zu ihren Opfern zählen nicht nur israelische Babys und Kinder, Frauen und Männer, sondern vor allem auch viele Palästinenser", hebt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG hervor.
Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN appellieren: "Die Akteure haben es in der Hand, Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Selbst US-Präsident Donald Trump hat seine angesichts des Krieges obszön wirkende Idee eines Tourismus-Hotspots in Gaza samt des bizarren Videos aufgegeben. Das schafft hoffentlich und buchstäblich Raum für eine Region, in der die Palästinenser leben können, die dort ihre Heimat sehen wollen: So etwas wie eine Zwei-Staaten-Lösung oder wenigstens ein nicht schikaniertes, sondern gut verwaltetes Gebiet für die Palästinenser könnte neue Konflikte vermeiden – wenn beide Seiten das wollen und auch festschreiben", heben die NÜRNBERGER NACHRICHTEN hervor.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG befasst sich mit der Regierungskrise in Frankreich und übt scharfe Kritik am Vorgehen von Staatspräsident Macron: "Die Wiederberufung des Loyalisten Lecornu wirkt wie eine Karikatur. Macron hätte die Stimmung schlagartig ändern können, etwa mit dem Regierungsauftrag an eine originelle Figur, wie sie zum Beispiel Jean-Louis Borloo gewesen wäre: ein liberaler, christlich-sozialer Kopf und langjähriger Minister. Knapp rechts, aber erträglich auch für die Linke. Borloo, 74 und schon lang politischer Rentner, hätte ein breites Spektrum im Parlament abdecken können. Wenigstens für die unmittelbar wichtigste Mission: ein Budget für das Land. Alle redeten von der Option Borloo. Doch Macron rief ihn offenbar nicht einmal an. Und brachte stattdessen noch einmal seinen pote, seinen Kumpel, mit dem er im Palais bis in die Nacht Scotch trinkt und den fast keiner mehr wollte. Es ist eine verrückte Wette, im Trotz geboren, mit minimalen Erfolgschancen. Was ist, wenn sie nicht aufgeht? Europa sollte besorgt sein", meint die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
"Einsamer Macron" titelt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG und führt weiter aus: "Sébastien Lecornus zweitem Anfang als Premierminister Frankreichs wohnt kein Zauber inne. Die politische Ausgangslage ist noch ungünstiger als zu Beginn seiner ersten Amtszeit Anfang September. Die Republikaner wenden sich von Lecornu ab, weil er zu sehr als Handlanger Präsident Emmanuel Macrons erscheint. Das Präsidentenlager kommt nicht zur Ruhe. Wichtige Stützen, wie die drei ehemaligen Premierminister Édouard Philippe, Gabriel Attal und François Bayrou, haben gegen das Vorgehen Präsident Macrons aufbegehrt. So würde es an ein politisches Wunder grenzen, wenn es Lecornu unter diesen Umständen innerhalb der kurzen Zeit, die ihm bleibt, doch noch gelänge, einen Haushalt zu verabschieden. Die Idee von stabilen Regierungskoalitionen bleibt eine Chimäre in Frankreich", beklagt die FAZ.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU kommentiert die Vorschläge von Bundesinnenminister Dobrindt zu einer unbefristeten Abschiebehaft für ausreisepflichtige Straftäter und Gefährder. "Das Vorgehen hat bei ihm System. Damit gibt er einem rechtspopulistischen Narrativ Nahrung: dass Regeln nicht beachtet werden müssten, wenn sie dem selbst erklärten 'gesunden Menschenverstand' widersprechen. Donald Trump lässt grüßen. Juristisch zurückgewiesen wurde bereits Dobrindts Versuch, Menschen an den deutschen Außengrenzen abzuweisen, selbst wenn sie ein Asylbegehren stellen. Als nächstes plant Dobrindt, die Liste angeblich 'sicherer Herkunftsstaaten' zu erweitern. Da er weiß, dass viele Bundesländer nicht mitziehen würden, hat er sich einen Trick ausgedacht, der nach Einschätzung von Fachleuten verfassungswidrig wäre. Dobrindt will die Entscheidung an Bundestag und Bundesrat vorbei nach eigenem Gutdünken per Rechtsverordnung ändern. Auch dies erinnert an die Praxis des US-Präsidenten, unliebsame Institutionen zu umgehen oder auszuschalten", unterstreicht die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Auch der KÖLNER STADT-ANZEIGER kritisiert den Bundesinnenminister: "Dobrindt haut deshalb umso lauter auf die Pauke, um das Signal zu senden, dass Deutschland dichtmacht. Leider ist das eine riskante Strategie: Sie verschärft die Polarisierung, die sie bekämpfen soll, weil aus schwierigen ethischen Fragen billiger Kulturkampf wird. Bei den Anhängern des harten Kurses produziert sie Enttäuschungen, wenn die Warnungen vor den Hürden sich als berechtigt zeigen. Löst das das Migrationsproblem? Und falls ja: Wollte man nicht so gnadenlos vorgehen, um einen autoritären Umbau zu verhindern? Wenn wir über solche Abwägungen nicht mehr offen diskutieren, werden wir mit jedem gelösten Problem fünf neue schaffen", warnt der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
Nun zum letzten Thema. Die Europäische Union hat mit der Einführung eines neuen Ein- und Ausreisesystems für Nicht-EU-Bürger begonnen. In der MÄRKISCHEN ODERZEITUNG heißt es: "Wir EU-Bürger können scheinbar aufatmen. Für uns ändert sich nichts. Wir dürfen frei durch die EU reisen, wenn man einmal von diversen Grenzkontrollen absieht, die es ja neuerdings wieder gibt. Dass wir bei Reisen in Länder außerhalb der Gemeinschaft Fingerabdrücke abgeben, uns in die Pupillen starren lassen, lästige Papiere ausfüllen und nicht selten Geld für die Einreise bezahlen müssen, ändert sich ebenfalls nicht. Weltweit sammeln Staaten Daten ein. Auch von Ausländern, auch von uns. Dass die EU da nun mitzieht, hat eine gewisse innere Logik, verschärft aber die Möglichkeiten des Missbrauchs von Informationen und der Kontrolle von Menschen über Ländergrenzen hinweg." Das war die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder).