
"Eine Zeit lang schien Donald Trump seinen Wunsch, Grönland 'zu kriegen', vergessen zu haben", bemerkt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Jetzt aber treibt er seinen Plan, das rohstoffreiche, zu Dänemark gehörende Territorium zu übernehmen, mit neuer Entschlossenheit voran: Er hat einen Sonderbeauftragten eingesetzt, der Grönland 'zu einem Teil der USA' machen will. Damit versieht er sein völkerrechtswidriges Ansinnen mit neuem operativen Schwung. Das sagt nicht nur eine Menge darüber aus, wie Trump inzwischen die US-Außenpolitik anlegt: Immer rücksichtsloser setzt der Präsident auf die Macht des Stärkeren. Aber seine nur schlampig begründeten Ansprüche verraten auch viel über sein Verhältnis zu Europa. Dort, wo Washington einst seine engsten Verbündeten sah, verortet Trump im Niedergang begriffene Schwächlinge, die ohne Führung aus Amerika an ihren vielen Unzulänglichkeiten scheitern", analysiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU beobachtet eine schwache Reaktion aus Europa auf die US-Gebietsansprüche: "Das laute Schweigen der Europäer deutet daraufhin, dass sie abwarten wollen, wie ernst es Trump wirklich ist. Doch die Strategie des Abwartens war bislang in seiner zweiten Amtszeit fast nie erfolgreich. Die EU-Staaten haben viel mehr erreicht, wenn sie Trump wie bei den Zöllen entgegengetreten sind. Ursache für das mangelnde Selbstbewusstsein der Europäer gegenüber Trump ist nicht nur die verteidigungspolitische Abhängigkeit von den USA. Genauso schwer wiegt, dass sie noch keine Idee entwickelt haben, wie sie sich gegenüber der aggressiven Machtpolitik der USA, Chinas und Russlands verhalten sollen", vermutet die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER mutmaßt, der Vorstoß des US-Präsidenten könne auch ein Ablenkungsmanöver sein: "Im Januar jährt sich seine zweite Inthronisierung. Die Bilanz wird äußerst bescheiden ausfallen: steigende Preise und Arbeitslosenzahlen, wachsende Risiken für die US-Wirtschaft infolge der chaotischen Zollpolitik. Vielleicht meint es Trump mit Grönland aber auch ernst. Die Übernahme der riesigen Insel wäre für die mächtigen USA aus militärischer und logistischer Sicht vermutlich ein Spaziergang. Aus Russland und China, den einzigen Ländern, die Trump noch ernst zu nehmen scheint, würde es dafür vermutlich Beifall geben – nicht offiziell, aber heimlich. Weil es das endgültige Aus der regelbasierten Weltordnung besiegeln und dem von Moskau und Peking angestrebten neuen System das Feld bereiten würde", notiert der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
Themenwechsel. Die SÜDWEST-PRESSE aus Ulm kommentiert die Debatte um potenzielle direkte Gespräche zwischen Europa und Russland über ein Ende des Ukraine-Kriegs: "Die Forderung ist immer wieder zu hören: Man müsse doch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin sprechen, der Diplomatie im Ukraine-Krieg endlich eine Chance einräumen. Vor Kurzem hat nun Frankreichs Präsident Macron ein Gesprächssignal an Moskau gesandt, das dort als 'positiv' bewertet wurde. Moskau sähe die Europäer am liebsten gespalten. Deshalb wären europäische Absprachen für Gespräche essenziell. Wenn jeder EU-Regierungschef einzeln in Moskau um Frieden bäte, würde das vielleicht europäische Herzen erweichen, Putins wohl eher nicht", vermerkt die SÜDWEST-PRESSE.
Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg erinnert: "Macron war beim EU-Gipfel mit einem Dialogangebot an Kremlchef Putin vorgeprescht. Für Kanzler Merz, der gerade am russischen Vermögen gescheitert war, ein zusätzlicher Affront. Nun erklärt CSU-Landesgruppenchef Hoffmann etwas Ähnliches, erweitert auf Europa. Ein Tabubruch für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Wie kommt der CSU-Mann dazu? Vor anderthalb Wochen wurde Markus Söder mit einem schlechten Ergebnis zum Parteichef wiedergewählt. Was verhilft zu mehr Ansehen in der CSU? Ein Absetzen von der CDU. Söder tritt für mehr regelbasierte Ukraine-Hilfe ein, forderte die Verhinderung der Flucht ukrainischer Wehrpflichtiger. Nun will sein Gefolgsmann Hoffmann den Kanzler gar auf die Putin-Gesprächsschiene schieben. Das Konfliktpotenzial in der Koalition ist bei CSU und CDU angekommen", beobachtet die VOLKSSTIMME.
Nun zum anstehenden Weihnachtsfest. Der TAGESSPIEGEL aus Berlin fragt sich: "Klang die Weihnachtsgeschichte zu unseren Lebzeiten je unglaubwürdiger? Wenn wir 'Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen' verkündet bekommen, hört sich das in unserer Realität an wie der sprichwörtlich fromme Wunsch. Der russische Präsident führt seinen unbarmherzigen Angriffskrieg weiter, der amerikanische streicht den Ärmsten der Armen auf der Welt die humanitäre Nothilfe. Obendrein inszenieren sich beide Staatschefs als Hüter christlicher Werte – Wladimir Putin im Duett mit der orthodoxen Kirche, Donald Trump als Verkäufer eigener Bibeln. Beide reden vom Frieden für die Ukraine, wollen aber Gelände- und Geschäftsgewinne verbuchen. Die weihnachtliche 'Besinnlichkeit', die sich unter dem Christbaum einstellen soll, ist vor diesem Hintergrund erst recht ein erstrebenswertes Ziel. Eine Atempause von der verrückt gewordenen Welt sei jedem gegönnt", befindet der TAGESSPIEGEL.
"Heute an Heiligabend werden die Kirchen wieder voller friedliebender Menschen sein", prognostiziert die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Frieden, das wollen auch heute wieder sehr viele Deutsche. Was für sie vor allem bedeutet: in Frieden gelassen zu werden. In Frieden gelassen von den Zumutungen einer Welt, in der Diktatoren gewaltvoll ihren Willen durchsetzen, Demokratien an Korruption erkranken und Wohlstand und Überregulierung uns jeglichen Partizipationsstolz zu nehmen drohen. Frieden, das ist in diesen Tagen oft eine Ausrede geworden. Und eine Moralkeule. Der Pazifismus wird so zum Ausweis des guten Gewissens, kaschiert in Wahrheit aber nur das Ruhebedürfnis einer Bevölkerung, die mit ihrer Schaffenskraft ans Ende gelangt zu sein scheint. Frieden kommt nicht mühelos zu uns, sondern verlangt nach einer Bereitschaft zum Opfer", ist die F.A.Z. überzeugt.
Zu Weihnachten gehöre ein Blick nach Bethlehem, meint die PASSAUER NEUE PRESSE: "Ausgerechnet der Ort, von dem die christliche Botschaft von Frieden und Versöhnung ausgehen soll, liegt in einer Region, in der vor allem das Gegenteil zu besichtigen ist: Hass, Krieg, Vertreibung, Zerstörung. Umso mehr muss man den von US-Präsident Trump durchgedrückten Waffenstillstand als wichtigen Fortschritt anerkennen. Natürlich: Das Ende der Offensive bedeutet nicht Frieden. Vom Leid anderswo in der Welt ganz zu schweigen: Die Ukraine erlebt ihr viertes Kriegs-Weihnachten, während die Öffentlichkeit vor dem Grauen im Sudan am liebsten die Augen verschließen würde. Doch dass zumindest die Bevölkerung in Nahost wieder etwas verschnaufen kann, darin liegt ein Funke Hoffnung, den jeder Mensch braucht", hält die PASSAUER NEUE PRESSE fest.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG meint, es gebe jenseits der düsteren Schlagzeilen auch Grund zur Zuversicht: "Global wächst die extreme Armut nicht, sie sinkt. Die Lebenserwartung steigt erheblich. Das Umweltbewusstsein nimmt vielerorts zu. Digitale Technologien eröffnen Millionen Menschen Zugang zu Bildung, Information und Kommunikation. Ganze Regionen entwickeln sich wirtschaftlich und kulturell mit bemerkenswerter Dynamik. Das sind gute Nachrichten. Für Europa kommt es darauf an, klug zu reagieren. Stolz wäre der falsche Weg. Die Weihnachtsgeschichte erinnert eindringlich daran: Maria und Josef sind einfache Menschen. Jesus wird nicht in einem Palast geboren, sondern in einem Stall. Diese Erzählung mahnt bis heute. Außenseiter können die Welt verändern. Und wer mit größerer Achtung auf die ganze Welt blickt, könnte sie auch den Mitmenschen zu Hause entgegenbringen", findet die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG. Und damit endet die Presseschau.
