29. Dezember 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Heute mit Stimmen zum Tod von Brigitte Bardot, den bevorstehenden Landtagswahlen in Deutschland, der Diskussion um privates Silvesterfeuerwerk und den Bemühungen um einen Frieden in der Ukraine.

Nach den russischen Angriffen in der Nacht steigt über Wohnhäusern in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Rauch auf.
Die Bemühungen um ein Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind ein Thema der Presseschau. (IMAGO / ABACAPRESS / IMAGO / Kotenko Yevhen / Ukrinform / ABACA)
Auf dem Weg zu seinem Treffen mit US-Präsident Trump in Florida, das die Zeitungen noch nicht kommentieren, hatte sich der ukrainische Präsident Selenskyj noch einmal mit seinen Unterstützern abgestimmt. Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG merkt dazu an: "Dass Kanzler Merz und seine Kollegen Selenskyj vor seiner Reise nach Mar-a-Lago noch einmal Rückendeckung gegeben haben, ist gut. Weniger gut ist, dass Trump sich zur allein entscheidenden Instanz in Sachen Krieg und Frieden in der Ukraine erklärt hat. Und noch schlimmer ist, dass der US-Präsident damit nicht völlig falsch liegt: Denn ohne die USA gibt es keine wirkungsvollen Sicherheitsgarantien. Und die dürften entscheidend sein", räumt die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder ein.
"Es passt zu diesem an beängstigenden Veränderungen reichen Jahr, dass es endet, wie es begann", konstatieren die LÜBECKER NACHRICHTEN: "Nämlich mit einem gebannten Blick der Welt auf ein Gipfeltreffen von Trump und Selenskyj. Gerade weil deren Aufeinandertreffen im Februar so verheerend verlaufen war und die offene Abkehr der USA von der EU eingeleitet hatte, wollte Europa dieses Mal klüger sein: Mit demonstrativer Solidarität für die attackierte Ukraine hatten ihre Verbündeten vorab Einfluss auf Trump nehmen wollen. Allein: So löblich das ist, es wiederholte den Fehler, den Europa nun ein weiteres Jahr lang beging: auf moralische Appelle zu setzen - und auf die Hoffnung, Trump auf den rechten Weg zu bringen", so die Meinung der LÜBECKER NACHRICHTEN.
Auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG beschäftigt sich mit dem US-Präsidenten - allerdings in anderer Hinsicht: "Trump hat innerhalb kurzer Zeit ein Kulturphänomen in die amerikanische Wirklichkeit transportiert, das man bislang nur aus bizarr ausgestalteten Diktaturen kannte: den Personenkult. Der US-Präsident benötigte nicht einmal ein Jahr, um die Republikanische Partei komplett zum willenlosen Wirtsträger seiner disneyhaften Herrscherfantasien zu machen. Niemand setzt sich ihm entgegen, wenn er das Washingtoner Friedensinstitut in 'Donald J. Trump Institute of Peace' umbenennt. Er muss keinen Widerstand befürchten, wenn er das John F. Kennedy Memorial Center in das 'Trump Kennedy Center of Performing Arts' verwandeln lässt. Und demnächst will er eine neue Kriegsschiff-Flotte als 'Trump-Klasse' in die Weltmeere schicken. Historische Vergleiche sollte man sich verkneifen. Trotzdem wird man nicht darum herumkommen, ein bisschen im Familienalbum der Diktatoren zu blättern: das Hitler-Porträt über dem deutschen Volksempfänger, das Stalin-Monument in jedem russischen Städtchen. Später dann Maos riesiges Gesicht, die Ceaușescu-Statuen in Bukarest und das Doppelmonument der Despoten Kim Jong-il und Kim Il-sung in Pjöngjang. In diese Bilderserie lässt sich die slapstickhafte Trump-Autokratie stellen", notiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Und damit nach Deutschland, wo zum Jahresende wieder einmal über ein Verbot von Silvesterfeuerwerk diskutiert wird. Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER kommentiert: "Tierschützer, Polizeigewerkschafter und Ärztevertreter fordern gemeinsam ein Verkaufsverbot für Silvesterböller. Ein Argument dabei sind die Angriffe mit Feuerwerkskörpern auf Polizisten und Rettungskräfte in Berlin und die schweren Verletzungen mit illegalen Silvesterraketen. Auch dass sich Haustiere erschrecken, wird als Argument für ein Verbot genannt. Doch bei genauem Hinsehen sind einige der Argumente der Feuerwerksgegner abenteuerlich. Denn Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte zum Beispiel sind bereits verboten und werden auch juristisch verfolgt – egal ob sie mit Ziegelsteinen, Molotow-Cocktails oder Silvester-Raketen erfolgen. Besser als über Verbote zu diskutieren, wäre es, eine Kultur des maßvollen Umgangs mit Feuerwerk zu etablieren. Und organisierte Feuerwerke, die von Fachleuten gezündet werden, wären wohl wirklich eine schönere und sicherere Alternative", schätzt der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
"Was spricht denn gegen mehr kommunal organisierte Feuerwerke kombiniert mit Musik und modernen Licht- und Drohnenshows?", fragen die NÜRNBERGER NACHRICHTEN und fügen an: "Wer liebgewonnene Rituale verändern will, wird aber viel mehr solche Alternativen anbieten müssen."
Die AUGSBURGER ALLGEMEINE blickt über Silvester hinaus auf das kommende Jahr und die bevorstehenden fünf Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin: "2026 droht das Jahr zu werden, in dem das alte Parteiensystem endgültig zerfällt und der Rechtsruck, nicht nur im Osten, seinen Höhepunkt erreicht. Ob sich der Siegeszug der AfD anschließend abschwächt, ist offen. Resignation aber verbietet sich. Nur wenn die demokratischen Kräfte sich am Riemen reißen, gibt es Hoffnung auf die Trendwende", mahnt die AUGSBURGER ALLGEMEINE.
Auch das STRAUBINGER TAGBLATT mahnt die liberalen Kräfte zur Zusammenarbeit: "Starke Zuwächse für die AfD sind bei allen fünf Wahlen vorausgesagt, in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt dürfte sie als stärkste Partei durchs Ziel gehen. Wo die Menschen nicht mehr überzeugt sind, dass die Politik vermag, ihre Probleme zu lösen, schlägt die Stunde der Verführer am rechten und linken Rand. Deshalb sollten SPD und Grüne aufhören, konservative Politik einer Union, die sich klar gegen die AfD abgrenzt, unter generellen Rechts-Verdacht zu stellen."
Die französische Schauspielerin und Tierschutz-Aktivistin Brigitte Bardot ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt über sie: "Was die Bardot in Filmen wie Jean-Luc Godards 'Die Verachtung', Louis Malles 'Viva Maria!' oder Henri-Georges Clouzots 'Die Wahrheit' zeigte, war grandios – und dass die einzige nennenswerte Auszeichnung, die sie für ihr Schaffen erhielt, die Aufnahme in die französische Ehrenlegion war, zeigt nur, wie verblendet die Filmpreisjurys durch den ikonischen Schmollmund und die Riesenaugen dieser zum weltweiten Sexsymbol der Sechzigerjahre ausgerufenen Frau waren. Ihren Ruhm verdankte sie aber auch dem skandalträchtigen Privatleben – die Ehe mit Gunter Sachs machte sie in Deutschland mindestens so berühmt wie ihre Filme – und dem vehementen Einsatz für Tierschutz, für den sie nach dem selbst gewählten Ende ihrer Karriere im Jahr 1973 ihr Geld und zeitweise auch ihre politische Vernunft opferte. Doch was sie nicht nur zum schönsten, sondern auch zum wichtigsten Gesicht des Kinos gemacht hat, das sind ihre Auftritte als jemand, die sich der Männer mit Tatkraft und Witz erwehren kann: Damit wurde sie zum Rollenmodell für junge Frauen in den sexuell befreienden Sechzigern. Sie bleibt es über ihren Tod hinaus", betont die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG.
Unter dem Titel "Die Göttin der Sorglosigkeit" schreibt die TAGESZEITUNG - TAZ: "Dass sie das Frauen-Bild im Film revolutionierte, ist fast schon ein Allgemeinplatz und verleugnet, was sich zwischen der scheinbar so einfachen Leinwand- und Presse-Persona, dem um etliches komplizierteren Menschen Bardot und der hochkomplexen Verarbeitung der erotischen Provokation in der liberal-kapitalistischen Welt der fünfziger und sechziger Jahre abspielte."
Die PASSAUER NEUE PRESSE meint: "Mit ihrer demonstrativen Freizügigkeit, die sie auch privat intensiv auslebte, und ihrem selbstbewussten Umgang mit den Männern ebnete sie in den prüden 1950ern und 60ern den Weg für die sexuelle Emanzipation der Frauen. Ein Vorbild muss man in ihr dennoch nicht sehen, schon gar nicht in politischer Hinsicht. Nach dem schnellen, ebenfalls selbstbestimmten Abschied von der Filmwelt bog sie falsch ab, tendierte stark in Richtung Rechtsextremismus und gab auch sonst krude Äußerungen von sich. Nichtsdestotrotz bleibt sie eine Kino-Legende für die Ewigkeit." Mit dieser Stimme der PASSAUER NEUEN PRESSE endet die Presseschau.