31. Dezember 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Die Kommentare beschäftigen sich vor allem mit dem Jahreswechsel. Doch zunächst geht es um den Konflikt zwischen den USA und Venezuela. Das US-Militär hat nach Angaben von Präsident Trump erstmals venezolanisches Festland angegriffen, um mutmaßliche Drogenboote zu zerstören.

Wir sehen ein buntes Feuerwerk über einem Fluß
Die Kommentare bilanzieren das zu Ende gehende Jahr und wagen auch einen Ausblick auf 2026 (Symbolbild). (Ray Hennessy / Unsplash)
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vermutet, eigentliches Ziel der Aktion sei... "... die Regierung von Präsident Maduro. Die Botschaft ist unmissverständlich: Wir können überall zuschlagen. Die Schläge trafen erstmals nicht Boote draußen im Meer, sondern Anlagen an der Küste. Vor der dümpelt seit Wochen eine Armada von Kriegsschiffen mit einem Arsenal von Waffen mit fürchterlicher Zerstörungskraft. Die Amerikaner wollen den Wechsel in Venezuela erzwingen, der Drohnenschlag war so etwas wie eine letzte Warnung an das Regime. Es ist eine Ungeheuerlichkeit, gewiss – aber sie entspringt alter amerikanischer Tradition. Der Unterschied ist das breitbeinige Auftreten dieser Administration. Frühere US-Regierungen akzeptierten zumindest rhetorisch das Primat des Rechts in zwischenstaatlichen Beziehungen, selbst die Bush-Regierung tat es. Trump aber praktiziert das Recht des Stärkeren, ganz unverhohlen", notiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus findet: "Es ist die gefährliche Eskalation eines Konflikts, der nur vorgeblich allein den Drogenkartellen gilt. Was den US-Präsidenten und seine Regierung antreibt, reicht weit über den Anti-Drogen-Kampf hinaus: Es geht zum einen um Attacken gegen eine unliebsame linksnationalistische Regierung. Nun muss man mit dem diktatorischen Nicolás Maduro nicht viel Mitleid haben, aber der Einmischung in andere Länder hatte Trump ja eigentlich abgeschworen. Es geht zum anderen ums Öl: Venezuela verfügt über die größten Reserven der Welt, an deren Ausbeutung China bereits in großem Stil beteiligt ist", analysiert die LAUSITZER RUNDSCHAU.
Die Zeitung ND DER TAG ist überzeugt, dass Trump... "... mit allen Mitteln Maduro aus dem Amt entfernen will, um seine Kandidatin María Corina Machado zu installieren und unbegrenzten Zugriff auf die venezolanischen Ölreserven zu bekommen. Bereits im August erhöhten die USA das Kopfgeld auf Maduro auf 50 Millionen US-Dollar, und Trump ordnete die größte US-Marinepräsenz in der Karibik seit Ende des Kalten Krieges an. Die Drohkulisse steht: Maduro soll abdanken. Der Vorwurf der USA an Maduro, der Kopf hinter dem 'Sonnenkartell' zu sein, das seit Ende November offiziell auf der Liste ausländischer Terrororganisationen des US-Außenministeriums steht, wird wie so vieles nicht mit Fakten unterfüttert. Fakt ist, dass Trump Fakten nicht interessieren. Venezuela ist eines der Transitländer für Kokain aus Kolumbien, Peru und Ecuador - nicht mehr, nicht weniger. Und Fakt ist, dass die USA sowohl mit ihren Angriffen auf die mit Zivilist*innen besetzten "Drogenboote" als auch mit dem Angriff auf die Hafenanlage Völkerrecht brechen", urteilt ND DER TAG.
Das HANDELSBLATT beleuchtet die politische Lage in der Region: "Das Netzwerk der linken Diktaturen in der Karibik mit ihren geopolitischen Helfern ist nachhaltig gestört: Die Diktaturen in Nicaragua und Kuba leiden genauso wie Venezuela darunter, dass Russland, China oder auch der Iran dort nicht mehr unkontrolliert auftreten können. Venezuelas Machthaber Nicolas Maduro erfährt gerade schmerzlich, wie schwach die Unterstützung Chinas und Russlands ausfällt." Das war das HANDELSBLATT.
Thema in den Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN ist der Jahreswechsel: "Wir alle fragen uns wohl: Wird 2026 ein besseres Jahr? Das zu Ende gehende war global betrachtet kein gutes. In der Ukraine tobt der Krieg mit unverminderter Härte, in Gaza hat sich die Lage zwar entspannt, dennoch bleibt der Nahe Osten ein Pulverfass. Autokraten sind weltweit auf dem Vormarsch, ganz besonders trifft dies auf die USA zu. Von daher sind die deutschen Wehklagen über eine stagnierende Wirtschaft, unsichere Renten oder die allgemein mäßige Bilanz der schwarz-roten Koalition ein Jammern auf hohem Niveau. Noch immer leben wir in einer Demokratie, der besten aller Staatsformen. Die gilt es zu verteidigen, gegen Verschwörungstheoretiker, Lügner und Extremisten von Rechtsaußen", mahnt die MEDIENGRUPPE BAYERN.
Der NORDBAYERISCHE KURIER aus Bayreuth prognostiziert: "Wenn sich der noch negative Trend bei der Wirtschaftsentwicklung nicht umkehrt, dann wird das direkten Einfluss auf die 2026 anstehenden Wahlen haben. Vier Landtagswahlen stehen an, dazu die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus und drei Kommunalwahlen. Die AfD wird am meisten profitieren, wenn Unsicherheit die prägende gesellschaftliche Grundstimmung bleibt. In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wird sich zeigen, ob die 'Brandmauer' weiter bröckelt", schreibt der NORDBAYERISCHE KURIER.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG zieht eine Bilanz zur bisherigen Arbeit der Regierungskoalition von Union und SPD: "Manches geht durchaus in die richtige Richtung. Aber das kommt häufig erst später oder ist zu zögerlich. Keiner hatte den Mumm, das nationale Lieferkettengesetz einfach abzuschaffen. Das hätte ein Signal des Aufbruchs werden können. Stattdessen schafft die Koalition mit ihrem Tariftreuegesetz noch mehr Bürokratie. Die geplante Grundsicherung soll müden Bürgergeldempfängern mit schärferen Sanktionen Beine machen. Doch die Einsparungen, die man sich davon verspricht, sind alles andere als ermutigend. Woher soll der Aufschwung kommen? Kann es der Schuldenturbo sein? Die mit Krediten finanzierten Investitionen in Straßen, Schienen, Schulen? Die Milliarden für die Bundeswehr?", fragt die F.A.Z.
"Es ist nicht so, als geschähe nichts", betont der Berliner TAGESSPIEGEL: "Kommunen digitalisieren, Länder bauen um bei Bildung, bei der Polizei, erleichtern Genehmigungsverfahren, Städte investieren in Wohnungsbau und Verkehr. Doch, tatsächlich! Wer Optimismus sucht, findet ihn im Rathaus. Dazu hilft, dass so viele junge Wählerinnen und Wähler erstmals politisch aktiv sind. Das bedeutet: Parteien müssen auf ihre Themen reagieren, müssen liefern bei Wohnen, Klima, Bildung, Sicherheit. 'Weiter-so'-Erzählungen waren gestern", folgert der TAGESSPIEGEL.
Die FREIE PRESSE ist mit Blick auf die Wirtschaft optimistisch, denn: "Es gibt sie noch immer, die 'Hidden Champions', die oft nur mittelgroßen Unternehmen im Land, die etwas gefunden haben, was sie besser können als alle anderen auf der Welt. Das ist Perfektionismus, der sich lohnt. Doch auch diese Firmen werden behindert durch eine weitverbreitete Haltung in der Politik und der Verwaltung, dass möglichst alles ganz genau geregelt sein müsse. Deutschland muss wieder ökonomisch erfolgreicher werden, damit sich Europa zwischen den USA und China behaupten kann. Sonst wird Deutschland sich auch die dringend notwendigen Investitionen in die Bundeswehr nicht dauerhaft leisten können", schätzt die FREIE PRESSE aus Chemnitz.
DIE GLOCKE aus Oelde argumentiert: "Schwarzmalerei und Schicksalsergebenheit sind keine Optionen, die Deutschland und der EU weiterhelfen. Inmitten von Schwierigkeiten liegen Möglichkeiten, hat Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein einmal gesagt. Und diese Möglichkeiten gilt es zu nutzen. Europa muss sich seiner Stärken bewusst werden, die Kräfte trotz aller Widerstände von Rechtspopulisten bündeln. Noch bleibt die EU mit ihren fast 450 Millionen Einwohnern politisch und ökonomisch weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Es ist nicht zuletzt an der Bundesrepublik als wirtschaftlich stärkstem EU-Land, daran etwas zu ändern", unterstreicht DIE GLOCKE.
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER erwartet: "2026 werden neue Nachrichten kommen, viele alte und wohl auch neue Krisen. Dazwischen, leise, sollten wir die täglichen Wunder fortschreiben – als Menschen, die helfen, forschen, lieben, widersprechen. Wenn wir dem Raum geben und anderen, die es ähnlich machen, wird 2026 kein leichtes, aber vielleicht ein besseres Jahr, an das wir uns später gern erinnern – weil wir damit angefangen haben, etwas zu verändern", bemerkt der KÖLNER STADT-ANZEIGER, mit dem diese Presseschau endet.