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Die Schweiz ohne Eis

Längst ist die Rede von einer Gletscherschmelze: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ziehen sich die Gletscher bereits zurück - seither verloren sie etwa ein Drittel ihrer Fläche. Zu erkennen ist dies auf Gemälden, Zeichnungen oder alten Fotografien, die eindrucksvoll die unterschiedlichen Gletscherflächen im Vergleich zwischen damals und heute zeigen.

Moderation: Britta Fecke |
    Es ist ein weltweites Phänomen: Auf die globale Erwärmung und den Klimawandel ist auch der Rückgang des Eises in den Polargebieten zurückzuführen, wo es den zurückliegenden Jahren vermehrt zum Abbruch größerer Schelfeisgebiete gekommen ist. Die Folgen des Klimawandels werden alle zu spüren bekommen - das globale Phänomen hat überall lokale Folgen.

    Auch für die Schweiz, die von dieser Entwicklung besonders stark betroffen ist. Der Rhone-Gletscher ist bereits stark abgeschmolzen. Die Gletscher im Engadin und im Wallis: Ihnen allen droht der langsame Tod durch Erwärmung. Geologen, Meteorologen und Geologen sind ratlos. Und die Bevölkerung verfolgt die Entwicklung mit wachsender Sorge.

    Mit Reportagen von Knut Benzner.

    Auf der Alm, da schmilzt der Berg

    Von schwindelerregender Höhe bis in atemberaubende Tiefe zieht sich das ewiges Eis, erstrecken sich die massiven Gletscher deren Zungen bis in die Täler lecken.

    Die Alpen und ihre Gletscher sind fester Bestandteil der mitteleuropäischen Identität und sie prägen ganz besonders das nationale Selbstbewusstsein der Schweizer. Doch die Schweizer Gletscher gehen zurück, schnell und sichtbar. Zwischen 1850 und 1970 haben sie die Hälfte ihres Volumens verloren, und das große Schmelzen geht weiter. Die weltweite Klimaerwärmung lässt die Eisriesen schwitzen, immer weiter und immer schneller.


    Grindelwald liegt am Fuße der Eigernordwand. Die meisten Einwohner leben hier vom Tourismus. Mit einer Seilbahn kommen die Bergwanderer rauf aufs Pfingstegg, ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Nach vier Kilometern in den Berg hinein, anderthalb Stunden Marsch und weiteren 400 Höhenmetern kommt die neue Bäregghütte. Es hat eine alte gegeben.

    "Ja, eben, hier 150 Meter tiefer, war die Stieregghütte, die ist vor, muss aufpassen, vor drei Jahren, im Frühjahr, ist die abgerutscht, die stand auf der Moräne vom Gletscher und als der Gletscher zurück ging, wurde das instabil und ist runter gerutscht."

    Hansruedi Burgener, Bergführer, im Winter Pisten- und Rettungschef, im Sommer Hüttenwirt der Bäregghütte. Auf 1775 Metern.

    Burgener, 40, ist Grindelwalder. Er macht die Hütte zusammen mit seiner Frau. Der Nachschub an Nahrungsmitteln kommt mit Hubschrauber, 28 Schlafplätze haben sie, vier Zimmer, zwei mal sechs, zwei mal acht Betten.
    Burgener trägt eine blaue Arbeitshose, er bereitet die Tische auf der Terrasse für seine Gäste vor, er ist stämmig, ein Kerl, kurz geschnittenes Haar, kurzärmeliges Hemd, Fleece-Weste, ein Edelweiß im linken Ohr.
    Um das zu sehen, sagt er, müsse man hierher hinauf.

    "Ja, wir sind hier sehr nahe an den Bergen, also man kann eigentlich selten zu Fuß so nahe in so kurzer Zeit an die Berge, man ist eigentlich direkt davor, hinten sieht man den unteren Grindelwald-Gletscher, ziemlich genau auf derselben Höhe wie wir jetzt sind, also relativ tief, also auf 1800 Metern, man sieht ganz nach oben die 4000er, also das Firscherhorn. Die höchsten, wo wir hier in der Gegend haben, das Finsterahorn."

    Man sieht die Gletscherzunge, beziehungsweise man sieht sie nicht, weil sie mit Schutt bedeckt ist.

    "Das ist nicht bewachsen und wenn's dann drauf regnet oder so, gibt's dann vermehrte Murgänge ... durch dass das jetzt keinen Halt mehr hat nach unten ins Bachreich kommt und dann schlussendlich im weitesten Sinne zu Überschwemmungen führen kann."

    In Grindelwald nicht, Grindelwald liegt am Hang. Aber entlang der Litschi und der anderen Flussläufe.

    "Vor einer Woche hat's noch mal geschneit, drum ist jetzt relativ viel Schnee, es ist auch neben dran, ab 2000 Meter liegt noch Schnee, wenn wir jetzt ganz oben schauen, auf 4000 Meter, ganz in den steilen Stücken sehen Sie, dass es glänzt, und dort müsste sehr viel Schnee liegen jetzt darauf, dass der Gletscher wachsen kann, und jetzt ist der 3.Juni. In vierzehn Tagen wird dort der Schnee zum großen Teil geschmolzen sein, und dort ist eigentlich das Gebiet, wo macht, dass der Gletscher wächst, und wenn dort kein Schnee liegt, kann auch nichts nachkommen und von dem her ist das eben sehr bedenklich, dass eben auf den höchsten bergen kein Schnee mehr liegt."

    Es hatte wenig Schnee gegeben im Winter. Über einen Zaun, ein Blick in die Tiefe - ein Blick auf den Gletschersee.

    "Ja, also das ist der See, den es jetzt in den letzten, was war das, drei Jahren gegeben hat, der ist jährlich fast um das Doppelte gewachsen und es wird angenommen, dass er eben noch weit mehr wachsen wird, eben weil in erster Linie hier vorne der Fels zu macht, und zweitens weil das Wasser wärmer ist als das Eis und dann wird es dann das Eis wo da ist relativ schnell schmelzen."

    Gegenüber: Der Eiger. Die Eiger-Ostwand. Eingestürzt, vor wenig mehr als zwei Jahren.

    "Also es bewegten sich circa 2 Millionen Kubik Fels, man darf sich nicht vorstellen, dass das alles mit einem Moment runter fällt, aber wenn das sich bewegt, dann zerreißt das, dann fällt hier ein Stück runter und da ein Stück runter und der Wind hat diesen Staub alle nach Grindelwald getragen und das hat die Leute schon aufmerksam gemacht."

    In der Bäregghütte. Seine Frau hat Rösti in der Pfanne. Sie war dabei, als am 30. Mai 2005 die ersten 500.000 Kubikmeter Moräne in die Schlucht fielen.

    "Ich war hier, ja, also bei uns selber hier auf der Bäregg haben wir nichts gespürt, aber wir haben gesehen, wie es das Tal raus geht, und es war wirklich ein sehr dicker Nebel. Für uns hat es sehr schön ausgesehen, aber für die Leute, wo unten waren, ist es natürlich schon nicht so angenehm gewesen."

    Es muss doch fürchterlich gerummst haben.

    "Nein, eigentlich nicht sehr groß, also es war sehr interessant, weil das ist alles fast wie in Zeitlupe gegangen, zuerst haben wir gesehen, so, jetzt der Spalt, jetzt öffnet sich das ein bisschen und dann haben wir auch gesehen, dass es immer größer und plötzlich hat es so wumm gemacht, und dann ist es runter, aber sehr langsam und großer Krach hat's nicht gegeben, nein."

    Neben ihr hängt ein gestochen scharfes Foto dieses Absturzes.

    "Ich hab das nicht fotografiert, da war ein Reporter hier oben, also von einer Zeitung und der hat das Bild gemacht."

    Während des Absturzes.

    "Während des Absturzes, der war zwei Tage hier oben und der hat immer gesagt, ich bleibe hier oben, ich warte, bis der Fels runter kommt, und darum hat er so ein gutes Bild gemacht."

    Auf der Suche nach dem Gletscher - der Mortaratschgletscher

    Die Gletscher bedecken drei Prozent der Schweizer Landesfläche und speichern in ihrem eisigen Bauch so viel Wasser, wie es im Schnitt der jährlichen Niederschlagsmenge entspricht. So haben sie auch eine wichtige Funktion im Wasserhaushalt der gesamten Region: In verregneten Jahren speichern sie das Wasser in Form von Schnee und Eis, um es in heißen Jahren wieder als Trinkwasser freizugeben. Im Zuge des Klimawandels wird es aber vermehrt heiße als kalte, verregnete Jahre geben, es kommt also weniger Wasser ins System und der Gletscher kann dann nicht länger ausgleichend wirken, sondern schrumpft selber zusammen. In Zukunft wird das Trinkwasser knapper werden. Im Ober-Engadin, dem Südosten des Landes verläuft die Grenze zu Italien. In der Nähe von Sankt Moritz, in Samedan, steht die Academia Engadina. Hier werden die Folgen des Klimawandels für das Hochgebirge untersucht. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt sind Umweltplanung, die Zusammenhänge zwischen Landschaft und Tourismus, sowie die geographische Datenverabeitung. Unweit der Akademie liegt der Morteratgletscher, bei Pontresina. Dr. Felix Keller, Netzwerker, wie er sich selber nennt, ist angestellt an vier Orten: In Zürich als Dozent für Umweltlehre, In Graubünden an der höheren Fachhochschule für Tourismus, an der Hochschule Graubünden im Fachbereich Mensch und Umwelt sowie in Samedan. Oder Sameeden wie es in Rätoromanisch heißt.
    Er spreche, so Keller, gerne rätoromanisch. Sehr gerne sogar, insbesondere dann, wenn er von seinem geliebten Morteratsch- Gletscher erzählen darf. Vor der Academia. Die Sonne scheint, hier und da Studenten, die plaudern und einen Kaffee trinken.

    Sein Gletscher:

    "Man rechnet, dass in den nächsten 30 bis 60 Jahren etwa die Hälfte der Gletscher aus dem Bernina-Gebiet verschwinden wird, die großen Eisströme, wie der Morteratsch-Gletscher, der wird schon noch etwas länger überdauern, der wird auch noch das Jahr 2100 erleben."

    Dr.Felix Keller, 45, geschieden, drei Kinder, 1,70 groß. Kleiner Bauch, sportlicher Mann, Skifahrer, lichtes Haar, leger gekleidet, leuchtende Augen. Polo-Shirt, Polo-Hemd, Baumwollhose, Turnschuhe - als Slipper. Also hinten offen.
    Keller ist Samedaner, er liebt sein Ober-Engadin.

    " Also das untere Oberengadin besteht aus einer weiten, offenen Tal-Ebene, und das obere Oberengadin, von Sankt Moritz an aufwärts besteht aus einer einmaligen Seenlandschaft, die ihren Ursprung der Gletscherwelt zu verdanken ist, und das ist glaube ich das Einmalige, dass die Gletscher, denen wir diese Landschaft zu verdanken haben, gleich daneben auch noch zu sehen sind. "

    Bis zu 1000 Menschen besuchen den Morteratsch-Gletscher an Spitzentagen, bei schönem Wetter.

    "Also das sind große Zahlen, und deshalb versuchen wir auch mit den Informationen genau zu sein, und eben die Aussagen oder die Signale, die die Gletscher uns mitteilen auch kalr zu kommunizieren. 164 Und so werden eigentlich unsere Gäste durch die aktuellen Gletscher-Signale wach gerüttelt."

    Bergsteiger, Bodenkundler, an Flora und Fauna Interessierte, Künstler, Spaziergänger.

    "Ich glaube, das Eis hat immer etwas faszinierendes in sich, einerseits, weil es so eine klare Struktur hat. Andererseits, weil es solche verschiedenen Farben sichtbar macht, vom weiß bis zum blau, das ersichtlich ist, und dann, glaube ich auch, dass es eben durch die Eisbewegung soviel Emotionen weckt."

    Die Fläche des Morteratsch-Gletschers sowie sein Volumen haben abgenommen, obwohl sich seine Eiszunge 20 Meter im Jahr Tal abwärts bewegt - und letztlich hat er sich in den letzten 150 Jahren 2,4 Kilometer zurück gezogen - ein Drittel seiner 7 Kilometer Länge.

    "Wir haben vor einem Jahr eine Dissertation hierzu fertig gestellt und wir können eigentlich drei Bereiche feststellen. Ich glaube, die direkteste Wirkung ist, dass das Oberengadin eine schöne touristische Kulisse verliert. Diese Kulisse wird aber zum Teil ersetzt werden durch das attraktive Gletscher-Vorfeld, mit Pflanzenbildung, Bodenbildung. Dann die zweite Wirkung, die wird schon etwas happiger sein, denn es stellt sich die Frage nach der Trinkwasserversorgung. Wir haben diese Frage angeschaut, das sieht im Moment gut aus, also etwa 45 Prozent des Quellwassers wird zur Zeit nicht genutzt, also bestehen, in Anführungszeichen, noch Reserven, und der dritte Teil, das wird dann wahrscheinlich die schwierigste Konsequenz sein, ist, dass die ganzen Flüsse in Europa, von denen die Schweiz ja vier hat, Rhein, Inn, Rhone und Ticino, die werden im Sommer dann vermutlich so wenig Wasser führen, dass die darunter liegenden Länder darunter leiden."

    Es gibt eine vierte Konsequenz:

    Pontresina, der letzte Ort vor dem Gletscher, liegt in einem Tal, auf einem Schwemmkegel. Oberhalb dieses Kegels, einer Schutt-Rinne, ein Schuttkörper: Geröll, auf 2600 Meter. Das Geröll, dieser riesige Schuttkörper wird durch den Permafrost zusammen gehalten.

    "Die mittleren Temperaturen betragen nur noch minus 0,5 Grad, und wenn jetzt dieser Schritt eintreten würde und sich die Temperatur auf 0 Grad erwärmen würde und dann das Eis auftauen würde, dann kann der Schutt in Form eines Murganges, oder einer Schlammlawine, um das vielleicht in einem bildhaften Ausdruck zu beschreiben, das Dorf bedrohen."
    Man hat einen Damm gebaut, aufgeforstet, jeder Schüler durfte einen Baum pflanzen. Schaut man hinunter von diesem Damm, sieht man Pontresina. Sieht man den Berg hinauf: Lawinenverbauungen. Die erste aus dem Jahr 1882.

    Einen Tag später. Inzwischen regnet es. Auf dem Weg zum Gletscher.

    "Wir sind jetzt hier am ersten Haltepunk, das ist das Jahr 1878, und in diesem Jahr begann die Gletschermessung am Morteratsch-Gletscher. Also das ist der erste Haltepunkt hier: Bis hier hin ging der Gletscher 1878."
    Adrian Cambensi, 20, Praktikant an der Academia Engiadina, aus Schaffhausen. Umweltingenieur will er werden.
    Noch etwa 3 Kilometer bis zur Gletscherzunge.

    Links und rechts des Weges Tafeln, die den Pflanzenwuchs erklärend und Tafeln, wo der Gletscher ehemals war. Cambensi zeigt nach vorne:

    "Das ist zum ersten Mal der Gletscher, der erste Blick. Aber wir sind noch über hundert Jahre davon entfernt."

    Rechts der Piz Bernina, der höchste Berg der Region. Das Tal. Das ehemalige Gletscher-Tal.

    "Eigentlich ziemlich tiefe Vegetation, also hauptsächlich Sträucher. Und dann noch ein paar Tannen, Lärchen, Arven. Ja, und jetzt sind wir schon bei 1900, tempus fugit."

    Dann 1940. Rückgang 520 Meter. 1950. Rückgang 741 Meter. 1960. Rückgang 1039 Meter.

    "An den Hängen sehen Sie jetzt die Stellen, wo die Vegetation noch nicht hingekommen ist."

    Geröll und Schutt.

    "Schutt, ja. Und der Schutt fällt noch immer. Also das ist nicht beruhigte Lage hier."

    Erosion. Die Steine lösen sich und fallen herunter. Der Talkessel wird breiter. Ab und an zwischen dem Schutt der nackte Fels. 2000 Meter hoch.

    Und dann:

    "Vor uns die Gletscherzunge des Morteratschgletschers.
    "

    Links der Zunge Schutt, rechts Schutt, ein weißer Streifen, hier grau, dort blau, das grau wie eine abgefahrene Autobahn, der Gletscher geht steil nach oben, kommt in eine Ebene und steigt wieder steil in östliche Richtung an. 1,2 Kubikkilometer Eis.

    Man kann rauf auf den Gletscher.

    "Wenn Sie wollen."

    Das heißt: Man darf.

    "Nein, man darf nicht."

    Eindrucksvoll.

    "Ja, finde ich schon."

    In der Höhe schmilzt er pro Jahr sechs Meter, in der Tiefe variiert es. Ein Gletscher hat ein Erinnerungsvermögen. Im Fall des Morteratsch-Gletschers hießt das: Er reagiert heute auf das Klima von vor 20 Jahren. Andere haben eine Verzögerung von 60 Jahren. Je nach Größe, je nach Lage.


    Wo der Quell entspringt - der Rhonegletscher

    Den bisherigen Höhepunkt der Klimaerwärmung erreichte der Sommer 2003, die mittlere Temperatur lag von Juni bis August 5 Grad über dem Durchschnitt der letzten 140 Jahre. Auch die Winter sind im Zuge des Klimawandels im Schnitt wärmer geworden, das zeigte sich besonders deutlich im letzten Winter, er war der wärmste seit Beginn der Messungen im Jahr 1864. Die Auswirkungen des Temperaturanstiegs auf den Alpenraum sind vielfältig: Der Permafrostboden im Hochgebirge taut auf - dadurch häufen sich die Lawinenabgänge, die Gletscher gehen zurück und auf ihnen bilden sich die gefährlichen Gletscherseen - wenn sich dieses Schwitzwasser der temperaturgestressten Eisriesen plötzlich in das darunter liegende Tal ergießt, kommt das einer Flutwelle gleich. Über den Furka-Pass geht es ins Wallis und dort am Rhone-Gletscher steht das Belvedere. Das Hotel öffnet erst Mitte Juni seine Pforten, denn der Pass ist bis Anfang Juni noch nicht befahrbar. Der Palast aus Belle-Epoque und Eiszauber wurde 1882 von der Waliser Hoteldynastie Seiler erbaut. Seit 17 Jahren gehört er der Familie Carlen. Sie ist die einzige Schweizer Familie mit einer eigenen Eisgrotte.

    Phillip Carlen. Promovierter Anwalt, 46, verheiratet, Anwaltskanzlei in Brig. Und Hotelbesitzer.

    "Man hört das Rauschen des Gletschers, wir sind hier an der Quelle der Rhone."

    An der Quelle der Rhone. Auf 2300 Meter. Belvedere heißt "schöne Aussicht", man kann das Matterhorn sehen.

    "Und wir sehen vor uns die Rhone, die sich in einem Silberband den Weg schlängelt durch das ganze Tal, das Wallis, das eigentlich durch den Rhone-Gletscher vor tausenden von Jahren gebildet wurde."

    Die Rhone entspring tatsächlich dem Gletscher.

    "Die Rhone, richtig, die entspring hier oben im Belvedere am Furka-Pass am Gletscher, wir sehen dort drüben das Gletscher-Tor, wir sehen, wie das Wasser hier heraus quillt."

    Dr.Phillip Carlen bereitet sich auf die Saison vor. Der hoch gewachsene Mann in roter Jacke und Rosa Pullover ist Brillenträger. Am Arm eine moderne Uhr, eine Alubeat.

    Sein Belle-Epoque-Hotel bietet Zimmer von 40 bis 85 Franken pro Person.

    Weit unten im tief im Tal, in einer Entfernung von drei Kilometern, im Ort Gletsch, ein anderes Belle-Epoque-Hotel, das Glacier-du-Rhone. Bis hierhin ging der Gletscher mal.

    "Also vor rund 150 Jahren war der Gletscher knapp 100 Meter hinter diesem Glacier-du-Rhone in Gletsch, Gletsch ist ein Sommerort, wo sich die zwei Pässe Grimsel und Furka gabeln. Und kurz davor war der Gletscher, und jetzt, diese drei Kilometer in rund 150 Jahren ist er zurück geschmolzen auf die Höhe vom Belvedere, dort wo jetzt das jetzige Hotel Belvedere ist."

    Mit dem Gletscher hat sich die Quelle der Rhone nach oben verlagert. Und mit dieser Verlagerung wurden die Familie Carlen, die Quelle, die Grotte und der Gletscher zu Nachbarn.

    "Das ist richtig, jaha. Es war also so, dass früher in dieser Talfläche von Gletsch unten, dort war bereits eine Eishöhle im 19.Jahrhundert ... erstellt, und mit dem Schmelzen des Gletschers hat man nun auf die 2300 Meter eine neue Eishöhle gebaut, das heißt die muss jedes Jahr komplett neu in das Eis gehauen werden."

    Weil die Höhle innerhalb eines Jahres zuwächst?

    "Gletscher sind wie lebende Wesen, das griechische Wort panta rhei, alles fließt, trifft hier sehr gut zu, Gletscher bewegen sich, hier der Rhone-Gletscher, rund 30 Meter im Jahr auf die Talseite, das heißt dass auch diese Eishöhle, die dort in den Gletscher geschlagen ist, dass die mit dem Gletscher fließt, dass die teilweise zusammen gestaucht wird, so dass die ganze neue Eishöhle jedes Jahr wieder neu aus dem Eis gehoben werden muss."
    Vor der Gletscherzunge entsteht ein See, wir stehen auf der Höhe der ehemaligen Seitenmoräne des Rhone-Gletschers, Granit.
    Wenn der Gletscher schmilzt, gibt er Mineralkluften frei, Rauchquarz wird gefunden, Carlen steht an einer Felsenklippe, 30, 40 Meter über dem Gletscher - so viel ist er in den letzten 16, 17 Jahren geschmolzen. Der Zugang zum Gletscher wird von Jahr zu Jahr schwerer.

    "Wir sehen jetzt, dass auf dem Gletscher noch Schnee liegt, teilweise ist der Gletscher ganz leicht rötlich, er hat eine rötliche Färbung, das ist Sahara-Staub, der vom Jet-Stream in einer Höhe von 10 Kilometern von der Sahara verfrachtet wird und sich dann hier als rötliche Verfärbung im Schnee absetzt, auf dem Eis."

    In etwa einem Kilometer Entfernung die Bergwacht, die Spaltenübungen macht, weitere 9 Kilometer schiebt sich der Rhone-Gletscher den Berg hoch, dann gabelt er sich nach rechts hinauf gegen den Gallenstock. Querspalten, Längsspalten, grauer Sand, der vom Wind auf den Gletscher getragen ist, 250 bis 300 Jahre alt das Eis an dieser Stelle, 15 bis 20 Meter stark.

    "Wie Sie gegangen über Eis."

    Einer der Arbeiter, die sich tagtäglich um die Grotte kümmern und sie Jahr ums Jahr aufs neue ausstemmen.

    Über eine Holzstiege in die Grotte. Konstant null Grad. Von den Wänden rinnt Wasser.

    "Das fließt in die Rhone, wir sind ja hier eben an der Quelle der Rhone, das wird nachher ins Mittelmeer weiter fließen."
    In der letzten Grottenkammer. Darüber 20 Meter Eis, darunter 15 Meter bis zum Fels. Das Eis schimmert türkis, es glänzt, durchsichtig und undurchsichtig, dort ist es blau, hier weiß.

    "Diese Eishöhle, das macht dem Gletscher ganz sicher nichts. Aber das schöne ist eben, das wir hier praktisch in das Eingeweide des Gletschers hinein gehen können und das Innere des Gletschers bewundern können. Und das ist wohl nirgends so wie im Rhone-Gletscher, dass man praktisch mit dem Wagen an den Gletscher heran fahren kann und dann zu Fuß direkt in den Gletscher hinein laufen kann."

    Mit dem Geologen auf eisiger Spurensuche

    Im Zentrum der Schweizer Alpen liegt der Aletschgletscher, er ist mit seinen rund 23 Kilometern Länge der größte Europas! Der Gletscher beginnt in der hoch gelegenen Jungfrauregion bei circa 4000 Meter und wird von drei mächtigen Firnfeldern gespeist, am Konkordiaplatz kommen sie zusammen. Von dort schiebt sich der Gletscher unter dem Druck ständig nachschiebender Eismassen zum Rhônetal hin. Auch er verliert jährlich an Masse und Ausdehnung, seine Seele schmilzt. Zehn Kilometer nordöstlich von Bern, in Zollikofen hat die Firma Geotest ihren Sitz, sie berät die Gemeinden im Berner Oberland bei allen Naturgefahren, die der Klimawandel mit sich bringt. Dr. Hans-Rudolf Keusen ist dort seit 35 Jahren als Geologe tätig und müßte eigentlich schon in Rente sein, doch er hat noch ein Jahr drangehängt, denn die Zeit drängt.

    In Keusens Büro. 25 qm. Ein alter Schreibtisch über Eck, zwei Wände haben Fenster, vor dem einen eine zwei Meter hohe Palme und ein Gummibaum. Keusen wohnt in der Nähe.

    "Äh, hier in der Nähe, in Rapperswil, also hier in der Nähe des Büros, also etwa 10 Minuten von hier."

    Und kommt mit dem Auto.

    "Ja, ja, ja, ja. Täglich mit dem Auto, ja, ich fahre viel Auto, ja. das ist so."

    Von Rapperswil nach Zollikofen führe - im exzellent ausgebauten Schienennetz der Schweiz, wahrscheinlich alle zehn Minuten eine Bahn.

    "Ja die Frage kommt sofort, das ist klar. Was ich tue für den Klimaschutz, oder."

    Festes Schuhwerk, graue Hose, grauer Oberlippenbart, graues, wirres Haar. Geotest hat 60 Angestellte, Keusen ist der Chef der Aktiengesellschaft, dessen Aktien bei den Mitarbeitern liegen.

    Die Auftraggeber von Geotest? Überwiegend die öffentliche Hand.
    An der langen Wand Aktenschränke und auch vor ihm auf dem Besprechungstisch Akten, Gutachten, Entwürfe, Akten.

    "Ja, es sind ein Haufen Dossiers, weil ich praktisch ein Vielfronten-Kampf führe, oder, also ich bearbeite vielleicht gleichzeitig etwa 20, 30 Aufträge, oder?"

    Zum Beispiel.

    "Also die Hauptaufträge im Moment, die mich beschäftigen sind im Zusammenhang mit dem Grindelwald-Gletscher, Rückzug des Grindelwald-Gletschers, Jungfraujoch ist sehr wichtig, dann andere Gebiete, wo in Zusammenhang mit Naturgefahren, Bergstürzen, Felsstürzen und so weiter."

    Sein Spezialgebiet: Permafrost und Bauen im Hochgebirge.

    Der Permafrost, die Erwärmung der Berge selbst, ist ein neuer, erst knapp 15 Jahre alter Forschungsgegenstand.
    Das von ihm erwähnte Jungfraujoch. 3471 Meter über dem Meer.

    "Also Jungfraujoch, hat man in den letzten Jahren Neubauten realisiert, Berghaus, die Sphinx, die Sphinx ist ein sehr exponiertes Bauwerk, das auf einem Felssporn steht im Permafrost, die Forschung ist seit 1930 dort oben, und jetzt die Aussichtsterrasse seit 1995. Und die Aussichtsterrasse ist natürlich ein großes Bauwerk, das auf diesem gefrorenen Felssporn steht, und da habe ich dann zur Bedingung gemacht, dass man diesen Fels überwacht, den instrumentiert, und das kann ich jetzt eigentlich sauber kontrollieren, und wenn sich etwas verändert, erkenne ich das frühzeitig."

    Neben der Sphinx, dort, wo das Jungfraujoch in den Mönch übergeht...

    "Der Aletschgletscher."

    Dort beginnt, hinein ins Wallis, der Aletschgletscher.

    "Ja, man kann sagen, in südliche Richtung, der größte Gletscher der Schweiz, Aletschgletscher, fängt dort an."

    Der größte Gletscher Europas.

    "Oder Europas, ja, ich glaube, es ist so, ich glaube, 25 Kilometer, oder was."

    Weltkulturerbe.

    "Und natürlich dort ist der Abbau des Gletschers auch sehr Augenfällig, zum Beispiel Concordiaplatz, das ist dort, wo die verschiedenen Teilgletscher zusammen kommen, dort ist die Eismächtigkeit ungefähr 700 Meter, gerade unterhalb dem Jungfraujoch, und dort ist auch der Zugang zu dieser Concordiahütte mit einer Leiter geht es den Fels hinauf und dort erkennt man natürlich selber als Tourist sehr gut, dass quasi jedes Jahr wieder ein Meter ungefähr angesetzt werden muss an diese Leiter, das heißt der ganze Gletscher geht ungefähr einen halben bis ein Meter pro Jahr, verliert er an Mächtigkeit, oder. Und das ist ein Riesen Becken, oder."

    Ein Quadratkilometer groß. Keusen sitzt vor seinem Computer.

    "Also ich bin jetzt da auf der Homepage und ich habe jetzt eine Reihe Gebiete, wo ich Überwachungen mache, Grindelwald-Gletscher klicke ich jetzt mal an."

    Er sieht das Bild, das eine Kamera ihm sendet. Er sieht auf den Gletschersee des Grindelwald-Gletschers.

    Da, wo seine Maus gerade hin zeigt, war früher kein See, und dort, wo unterhalb des Sees Schutt liegt, war der Gletscher.

    "Ja, man sieht jetzt da, wie dieser Gletscher nicht mehr lebt eigentlich, ist nicht mehr weiß, ist völlig von Schutt überdeckt, das ist alles Eis da, aber völlig von Schutt überdeckt, und das schmilzt extrem rasch ab, oder. Auch hier, unter diesem Teil ist Eis, das hier von Schutt bedeckt ist und dadurch ein wenig vor dem Abschmelzen noch bewahrt wird, aber es ist im Prinzip schon eine Steinwüste, in Anführungszeichen, oder."

    Der Grindelwald-Gletscher, die versetzte Vorderseite quasi des Aletsch westlich der Eiger-Nordwand, reichte mal bis fast an Grindelwald heran. Inzwischen liegt er weit oberhalb.
    "Also, der ist in den letzten Jahren ungefähr zwei bis sechs Meter Dicke verloren, in diesem Gebiet, pro Jahr, oder, einige Meter pro Jahr geht von diesem Gletscher weg. Und dieser See wird dann immer großer da, gab's gar nicht, den gibt es seit 2005, den See."

    Der See steigt und fällt. Manchmal werden aus dem einen drei Seen. Manchmal läuft er Über.

    "Richtung Grindelwald. Aber harmlos. Und jetzt hat sich aber der Seespiegel schon wieder abgesenkt, er läuft nicht mehr auf diese Seite, das Wasser geht hier in eine Gletscherspalte hinein. Und das ganze ist in Bewegung, das verändert sich laufend, fortwährend, oder."

    Der Klimawandel.

    "Also das ist für mich nicht einfach hässlich, wenn ein Gletscher weg ist, natürlich, die Gletscher gehören zu den Bergen, aber die Landschaft wird dadurch nicht hässlich, wenn jetzt der Gletscher nicht mehr da ist."

    Und die Steinwüste?

    "Steinwüste. Ja, das ist für mich nicht, da muss ich sagen, das ist für mich nicht eine Wüste in dem Sinn, das ist auch Natur, oder."

    Wenn nur noch die braune Piste bleibt - Tourismus in Zeiten der
    Gletscherschsmelze


    Der Klimawandel wird auch den Tourismus stark beeinflussen. Nach Berechnungen des beratenden Organs für Fragen der Klimaänderung kurz "OcCC" wird die Schneegrenze in den nächsten 40 Jahren um 350 ansteigen. Wer also heute seine Skihütte noch am Schneesicheren Hang hat wird demnächst auch im Winter auf braune Pisten schauen. Wo der Wintersport wegfällt werden Hotels und Liftanlagen schließen müssen. Gefährdet ist der Skitourismus besonders in den Waadtländern, im Tessin, in der Zentral- und Ostschweiz. Nicht nur das der Schnee fehlt und die Gletscher gehen, extrem starke Niederschläge können Verkehrswege wegschwemmen, die Lawinegefahr wird zunehmen. Engelberg im Kanton Oberwalden, liegt am Titlis dem Gletscher und gleichnamigen Skigebiet. In seiner Nähe bauten wohlhabende Deutsche ihre Häuser, wohl auch aus fiskalischen Gründen. Engelbergs bekanntester Einwohner ist der Ottmar Hitzfeld. Albert Wyler, Geschäftsführer der Titlisbahnen, Herr über alle Ski-Lifte und Gondeln in Engelberg ist mit dem Fußballtrainer befreundet, aber im Moment muss er seinen Freund warten lassen, denn die Sonne scheint und der Gletscher schmilzt.

    "Wir haben oben einen Gletscher-Skilift, der steht auf dem Gletscher, das heißt die Masten sind beweglich, die sind auf den Gletscher hingestellt, und der wandert ja, das hat immer schon passiert, also der rutscht nach unten, und wenn der Gletscher weit gewandert ist, dann müssen wir diese Masten wieder nachrichten. Und das ist auch klar, wenn wir das dann auf einem völlig ausgeaderten Gletscher machen müssen, ist das entsprechen schwieriger, wir versuchen dann den Winterschnee zu konservieren, und decken diese Mastenfundamente mit Fleece ab, damit da der Schnee länger liegen bleibt."
    Albert Wyler. Groß, graues Haar, Brille, helles Hemd, dunkle Hose, einen gelben Pullover über dem Arm.
    Eigentlich wollte Wyler heute mit Hitzfeld Golf spielen.

    Zwei bis drei Mal werden die Masten, die im Gletscher stehen, pro Jahr gerichtet.

    "Eben, es hat immer alles Vor- und Nachteile, wenn der Gletscher dann völlig weg ist, dann bauen wir da eine Sesselbahn wahrscheinlich und dann fahren wir da mit dieser Sesselbahn da oben Ski. Schnee wird's ja wahrscheinlich noch geben, so bis in 30, 40 Jahren auf 3000 Metern."

    Wenn die Gäste nicht ausgerechnet wegen des Gletschers kommen würden.

    "Da sind einerseits die finanziellen Kosten, das ist ganz sicher, also wenn man Sachen umbauen muss, eben weil diese Veränderungen statt finden, es kann auch Auswirkungen haben, dass eben durch das Fehlen des Gletschers, dass die Attraktivität geringer wird, und das kann Auswirkungen haben, die dann beträchtlich sind, nicht. Wir vermarkten uns heute, das ist ein schlechtes Wort, vermarkten, aber man betreibt Marketing und der Gletscher, also die Möglichkeit, Schnee und Gletscher berühren zu können, das ist natürlich schon eine Attraktivität, die wir verkaufen. Titlis, das ist ein Gletscherparadies, und wenn dann irgend mal der Gletscher nicht mehr da ist, dann können wir ja nicht mehr sagen, wir sind ein Gletscherparadies, dann müssen wir das natürlich anders aufbauen."

    "Ja, jetzt sind wir da schon im Gletschergebiet, der hat unten jetzt da bei rund 2500 Metern angefangen, als ich noch hier vor 17 Jahren angefangen habe, ist er noch 100 Meter weiter runter gegangen."

    Die Fahrt mit der Gondel von der Talstation bis auf den Gletscher, inklusive dreimaligem Umsteigen, dauert eine gute Stunde.

    "Jetzt sind wir leider im Nebel, ja, also der größte Vorteil momentan, der Nebel lässt die Sonne nicht zu, den Schnee zu schmelzen, daher: Jeder Tag, der es eigentlich nicht schmelzt, ist natürlich ein guter Tag für den Gletscher."

    Christoph Bissig, Leiter Pisten- und Rettungsdienst der Titlis-Bahnen.

    "Und dann können wir dann hinten schauen, wie's aussieht, ich kann Ihnen noch einige Sachen zeigen, was wir eigentlich als prophylaktisch für die Schneeschmelze im kleinen Bereich eigentlich machen, dass es ein bisschen langsamer geht, zu unserem Nutzen natürlich."

    Bissig, kurzes Haar, zweckmäßige Kleidung, ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen ausgebildeten Lawinenhund.
    Bissig ist Urner, aus Andermatt. Er war zehn Jahre in Neuseeland.
    Kurz in die Eisgrotte.

    "Also wir sind noch im Nährungsgebiet des Gletschers."

    In einen Lift, durch ein Uhrengeschäft, vorbei an einem Restaurant, in einen Shop, in dem sich die Touristen in Kantons üblicher Tracht fotografieren lassen - und dann hinaus.

    Inder in Sandalen, Japaner in Skistiefeln, Kinder bewerfen sich mit Schnee. Bei schönem Wetter 4000 bis 9000 Besucher pro Tag.

    In einiger Entfernung der von Albert Wyler, dem Geschäftsführer der Titlis-Bahnen erwähnte Skilift, der auf Eis steht und gerichtet werden muss.

    Auf einen anderen Lift.

    "Das ist eine 6er-Sesselbahn, die uns jetzt da über den Gletscher hinunter führt, wir werden da unten die Bewegung, das Abfließen des Gletschers eigentlich hautnah sehen können, weil da unten hat es Gletscherspalten, das türmt sich auf, und da zwischendurch kann man sehr sehr tief in den Gletscher hinein sehen."
    Auf der anderen Seite der Gletscherpark.

    "Dahinten geht es noch zum Galtiberggletscher hinunter, da geht es ins Roteck hinunter und da haben wir ... zwei Zugrichtungen, da reißt der Gletscher eigentlich nicht nur diagonal, sondern auch horizontal, also es reißt ihn auch seitlich auseinander."
    Und endlich an der Stelle, die er zeigen wollte.

    "Jetzt gehen wir da in das Startgelände des Gletscherparks, wo die verschiedenen Rutschgeräte sind und sich da 1000 über den ganzen Sommer vergnügen und da runter rutschen. Ja und in dem Zusammenhang, wir haben ja gewisse Infrastruktur auf den Schnee gestellt, insbesondere das Förderband, die die Leute hoch bringen, wenn das ganze dann abschmelzt links und rechts vom Band, dann ist das Angebot grundsätzlich gefährdet oder man muss es schließen. Daher haben wir erste Maßnahmen eigentlich aufgebaut, und zwar legen wir eine spezielle Fleece-Matte links und rechts auf dieses Förderband, legen wir auf den Schnee, und der verhindert doch zu 80 Prozent, dass der Schnee abschmilzt."

    Und damit der Gletscher.

    "Obwohl rundherum eigentlich der Gletscher, der Schnee abschmilzt und das blanke Eis raus kommt, können wir in diesem Bereich weiterhin das Angebot nutzen."

    Der Fleece ist vor uns. Wie viel Quadratmeter dieser Ware liegt hier oben?

    "Ja, da haben wir, Moment, da muss ich schnell nachdenken, rund 1800 qm2, haben wir ausgelegt, das sind eigentlich nur punktuelle Schutz gegen das Abschmelzen, es ist uns völlig klar, dass wir da nicht ganze Flächen abdecken können, weil ja auch die Herstellung dieser Materialien eine gewisse Energie verbraucht, wäre dann die Bilanz, das wäre noch zu diskutieren, welche größer ist. Die Herstellung dieser Fleece für größere Flächen und das einfach zu lassen und dann die Ökobilnz dann ausgeglichen wäre."

    Das Material ist weiß, daher hat es eine natürliche Reflektion, darunter wird der Schnee zu Eis, der Fleece friert an. Im Herbst wird er eingerollt und im nächsten Frühling wieder bereit gestellt.

    "Der Quadratmeter kostet rund 4,50 Franken, das sind rund drei Euro, dreieinhalb Euro, und das läuft sich natürlich auch in der Bilanz, wie viel man da wirklich auch abdecken will und kann. Weil verhindern des Abschmelzens vom Gletscher kann man auch mit diesen Maßnahmen nicht."

    Der Tourismus wird sich verändern, fügt Christoph Bissig an, irgendwann einmal werden die Leute kommen und sagen: Hier war mal der Gletscher.