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Die vergessene Schwester

Der Däne Tycho Brahe gehört zu den ganz Großen der Astronomiegeschichte. Leider ist seine zehn Jahre jüngere Schwester Sophia so gut wie unbekannt. Dabei stand sie ihrem berühmten Bruder in wissenschaftlichem Einsatz und Können kaum nach.

Von Dirk Lorenzen | 28.04.2011
    Sophia wurde wegen ihrer astronomischen und alchemistischen Studien von ihrer Familie verstoßen. Solche Tätigkeiten galten im 16. Jahrhundert als wenig schicklich für Personen adliger Herkunft, erst recht für Frauen.

    Doch Tycho unterstützte die Interessen seiner Schwester nach Kräften. Jahrzehntelang assistierte Sophia bei den Himmelsbeobachtungen, analysierte die Daten und fertigte Berechnungen an.

    Gemeinsam erstellten sie die bis dahin genauesten und umfassendsten Beobachtungen der Vorgänge am Himmel. Dank dieser Daten konnte Johannes Kepler später seine Gesetze der Planetenbewegung ableiten.

    1576 heiratete Sophia Brahe und bekam bald darauf einen Sohn. Als ihr Mann gut zehn Jahre später verstarb, verwaltete sie das gemeinsame Gut, bis der Sohn es übernehmen konnte.

    Nach Tychos Tod war Sophia völlig verarmt. Als auch ihr zweiter Mann in Prag verstorben war, zog sie zurück nach Dänemark. Dort verfasste sie ein umfangreiches Werk über die Frühgeschichte des dänischen Adels, das bis heute als wichtige Quelle gilt.

    1643 starb Sophia Brahe im Alter von 87 Jahren. Ihre astronomischen Leistungen gerieten bis weit in das 20. Jahrhundert hinein völlig in Vergessenheit. Das hat sich mittlerweile geändert: Seit 2006 heißt im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick sogar eine Schule nach Sophia Brahe.

    Leben und Werk von Sophia Brahe

    Sophia Brahe beim Projekt She is an astronomer