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Die Verlierer der griechischen Krise

In Zeiten der Krise haben es Einwanderer in Griechenland schwer - besonders wenn sie keine gültigen Papiere besitzen. Für sie gibt es so gut wie keine Arbeit, die Weiterreise in ein reicheres EU-Land ist oft nicht möglich und die illegalen Migranten sind zumeist alles andere als willkommen.

Von Rodothea Seralidou | 06.02.2012
    "Kommst du aus Asien oder Afrika und willst zurück in dein Heimatland? Wir helfen dir dabei, mit Würde und Sicherheit zurückzukehren..."

    Mit diesem Werbespot versucht das griechische Büro der Internationalen Organisation für Migration die Einwanderer ohne legale Papiere direkt anzusprechen: "Kommst du aus Asien oder Afrika? Willst du zurück in dein Heimatland? Wir helfen dir dabei, in Würde und Sicherheit zurückzukehren"- sagt der Spot auf Griechisch. Denn zurzeit hätten es illegale Einwanderer in Griechenland besonders schwer, erklärt Daniil Esdras, Leiter des griechischen Büros der Organisation:

    "Diese Menschen hatten bis jetzt auf dem Schwarzmarkt gearbeitet und die am schlechtesten bezahlten Jobs erledigt. Doch jetzt finden sie nicht einmal solche Jobs. Viele sind gezwungen auf der Straße zu leben. Und dort werden sie auch noch von Rechtsradikalen gejagt."

    Denn in Zeiten der Krise sei auch die Fremdenfeindlichkeit enorm gestiegen, beklagt Daniiel Esdras. Und wer eine Unterkunft hat, wohne meistens mit Dutzenden weiteren seiner Landsleute auf engstem Raum. Unter solchen Lebensumständen, sei eine Rückkehr- so zynisch das beim ersten Hören auch klingen mag- die einzige Lösung, sagt Esdras:

    "Diese Menschen sind hier gefangen. Sie können nicht weiter, weil die Grenzkontrollen zu Italien verschärft wurden und sie können auch nicht hierbleiben. Also muss man ihnen helfen, mit Würde nach Hause zu kehren- und das machen wir gerade"."

    Die Aktion wird größtenteils aus Mitteln der EU finanziert. Und tatsächlich: Die Resonanz ist groß. Innerhalb eines Jahres haben mehr als 4.000 Einwanderer ihre freiwillige Rückkehr beantragt, die meisten kommen aus Afghanistan, Pakistan, dem Irak und Bangladesch. So auch der 28-jährige Safi. Der dünne Mann trägt eine blaue Jeans und eine dicke Winterjacke. Sein Gesicht wirkt müde. Er sei seit drei Jahren in Griechenland, sagt er und sein Blick wird traurig:

    ""Hier, dachte ich, würde ich ein besseres Leben führen. Zuhause haben wir Krieg. Doch hier gibt es keine Arbeit, nichts. Ich habe draußen, auf dem Feld und in den Bergen geschlafen. In Afghanistan habe ich eine Frau und zwei kleine Kinder. Ich wollte sie später rüber holen, aber es gibt hier nichts für uns."

    5.000 Euro hatte Safi an Schlepper für seine illegale Einschleusung nach Griechenland bezahlt. Ein Betrag, den er nur mühsam zusammenbekommen hatte. Ob der Einwanderungsstrom in Zeiten der Krise kleiner geworden ist? Daniil Esdras von der Organisation für Migration schüttelt den Kopf:

    "Nein! Allein über die griechisch-türkische Grenze am Fluss Evros kommen rund 500 Menschen am Tag. Denn diese Menschen sind weiterhin verzweifelt, sie sind weiterhin arm und träumen weiterhin von einer besseren Zukunft. Und ihre Schlepper versprechen ihnen weiterhin, dass sie in ein Land kommen, wo alles rosig ist"."

    Auch Safi dachte das als er nach einer anstrengenden und gefährlichen Reise endlich die griechische Grenze überquerte. Jetzt steht er vor dem nichts. Die Internationale Organisation für Migration hilft ihm nun zurück nach Afghanistan zu kehren: Sie kümmert sich um die nötigen Papiere und gibt ihm 300 Euro für die erste Zeit in der Heimat. Und diesmal kann Safi unter menschlichen Bedingungen reisen: Mit dem Flugzeug. Seinen Reisepass hat er schon:

    ""Was soll ich hier ohne Arbeit und ohne meine Familie? Hier ist es wirklich sehr schwer. Tausendmal besser in Afghanistan als hier!"