Archiv


Die vielleicht fernste Galaxie

Wenn Astronomen mit dem Bau ihrer Teleskope an Grenzen stoßen, nutzen sie einfach Instrumente, die von der Natur frei Haus geliefert werden. Als besonders gutes Teleskop bewährt sich ein gigantischer Galaxienhaufen gut fünf Milliarden Lichtjahre entfernt im Sternbild Giraffe.

Von Dirk Lorenzen |
    Diese Materieansammlung lenkt mit ihrer Anziehungskraft das Licht weit dahinter liegender Objekte ab, verstärkt und bündelt es. Die Astronomen sprechen von einer Gravitationslinse.

    Mit dem Hubble-Weltraumteleskop hat das Team um den US-Forscher Marc Postman diesen Galaxienhaufen gezielt nach vergrößerten und verstärkten Bildern ganz schwacher Galaxien abgesucht.

    Dabei stießen die Astronomen auf einen winzigen tiefroten Fleck. Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um einen kleinen Galaxienbaustein aus einer Zeit, als das Universum nur etwa vierhundert Millionen Jahre jung war. Wenn das stimmt, ist diese Galaxie mit mehr als dreizehn Milliarden Lichtjahren Abstand so weit entfernt wie keine andere.

    Das Objekt hat kaum eine Milliarde mal so viel Masse wie unsere Sonne und einen Durchmesser von nur etwa sechshundert Lichtjahren. Heute sind typische Galaxien tausendfach massereicher und größer, weil die kleinen Bausteine im Laufe der kosmischen Geschichte viele Male zu größeren Einheiten verschmolzen sind.

    Nach Einbruch der Dunkelheit steht die Giraffe mit der wundersamen Gravitationslinse hoch im Nordosten und ist die ganze Nacht über gut zu beobachten. Um die womöglich fernste Galaxie im Kosmos zu entdecken, müssen Sie aber schon ganz genau hinsehen ...

    Das CLASH-Projekt von Marc Postman

    NASA-Pressemitteilung zu dieser Entdeckung