"Winterstürme wichen dem Wonnemond. "
Endrik Wottrich als Siegmund kann schließlich auch seinen Sprachfehler nicht mehr verleugnen, auf der Flucht mit Sieglinde vor Hunding:
"Verweile, du süßestes Weib!"
Endrik Wottrich ist einfach grottig als Wagner-Sänger. Doch solange er mit der Tochter des Festspielleiters und Wagner-Enkels Wolfgang Wagner liiert ist, mit der Hügel-Erbin Katharina, solange wird er sich in Bayreuth wohl noch halten. Die Brünnhilde von Linda Watson hat zwar eine starke Stimme, sie ist aber in den Höhen immer viel zu schrill. Auch Falk Struckmann war gestern Abend seiner Rolle als Wotan nicht gewachsen. Nachdem er seinen inzestuösen Sohn Siegmund in den Tod hat rennen lassen und seine andere Tochter aus einem anderen Verhältnis, die Walküre Brünnhilde, bestrafen will, weil die versucht hatte Siegmund zu retten – da verlassen Struckmann die Kräfte und sein Baß bricht förmlich ein.
"... mit des Lebewohles letztem Kuss! "
So unsicher Struckmanns Stimme, so unsicher seine Bewegungen. Denn weil er nicht weiß, wie er sich bewegen soll, stolziert er permanent gravitätisch über die Bühne. Aber diesen Mangel an Choreographie und natürlicher Interaktion der Figuren hat nicht er, hat keiner der Sänger zu verantworten, sondern der Regisseur, Tankred Dorrst. Er ließ sie bei den Proben förmlich "im Leeren stehen", wie es der Gunther-Darsteller Alexander Marco-Buhrmester gestern öffentlich machte. Diese Leere einer nicht vorhandenen Personen-Dramaturgie ist als klaffende Wunde unablässig sichtbar. Nur Michelle Breedt als Fricka und Adrianne Pieczonka als Sieglinde hilft ihr natürliches Schauspieltalent aus der Patsche. Auch ihre Stimmen sind ein Lichtblick, vor allem die von Adrianne Pieczonka.
" "Hinweg! Hinweg!"
So schön Sieglinde auch leiden mag – das Jammertal dieser Inszenierung ist noch nicht durchschritten. Tankred Dorst hatte leibhaftige Götter, Halbgötter und Sagengestalten versprochen, die als fremde Wesen unsere Gegenwartswelt bevölkern. Die Zwerge, die Wälsungen und Neidinge sehen in ihren archaisch wilden Kostümen auch so aus. Aber leider die Götter und Walküren nicht. Gestylt und hochglanzpoliert treten sie auf, reif für einen billigen Sciencefiction-Film.
Doch jetzt etwas Licht: Die Bühne. Wie schon beim Rheingold vorgestern abend ist die Szenerie oft überwältigend. Hundings Hütte ist ein großer alter verlassener Saal aus der Wende zum 20. Jahrhundert. Ein Strommast ist durch die Wand gebrochen und ragt in den Raum. Im zweiten Aufzug treffen sich die Götter auf einer Picknickwiese neben einem ganzen Park ausrangierter steinerner Götter- und Helden-Figuren. Die Bilder aus großer Zeit sind von der Moderne entsorgt worden. Doch ohne dass es ihr bewußt ist, lebt der Mythos in der Gegenwart weiter. Die liebenden und leidenden Ring-Gestalten beweisen es. Ein von Dorst hinzuerfundener Mann hat sich auf der Picknickwiese gerade von seiner Geliebten verabschiedet und hockt nun da und grübelt, während neben ihm das Welttheater abläuft. Doch dieser Regie-Einfall ist noch zu wenig herausgearbeitet.
Das müssten die nächsten Ringteile noch liefern. Für die nächsten Jahre müsste man fordern: 1. Wagnersänger der Spitzenklasse auf die Bühne und 2. dem sehr interessanten Dorst-Konzept einen Regisseur zur Seite stellen, der was von Personendramaturgie versteht. Was stimmt, ist die Musik des Orchesters unter Christian Thielemann. Das ist die große Freude hier in Bayreuth. Thielemann gestaltet lebendig und zivilisiert zugleich. Er wird sehr laut, aber poltert nicht. Er wird sehr leise, aber verkriecht sich nicht. Er entfaltet einen farbenreichen Klangraum. Thielemann ist ein Glücksfall für diesen Ring.
Endrik Wottrich als Siegmund kann schließlich auch seinen Sprachfehler nicht mehr verleugnen, auf der Flucht mit Sieglinde vor Hunding:
"Verweile, du süßestes Weib!"
Endrik Wottrich ist einfach grottig als Wagner-Sänger. Doch solange er mit der Tochter des Festspielleiters und Wagner-Enkels Wolfgang Wagner liiert ist, mit der Hügel-Erbin Katharina, solange wird er sich in Bayreuth wohl noch halten. Die Brünnhilde von Linda Watson hat zwar eine starke Stimme, sie ist aber in den Höhen immer viel zu schrill. Auch Falk Struckmann war gestern Abend seiner Rolle als Wotan nicht gewachsen. Nachdem er seinen inzestuösen Sohn Siegmund in den Tod hat rennen lassen und seine andere Tochter aus einem anderen Verhältnis, die Walküre Brünnhilde, bestrafen will, weil die versucht hatte Siegmund zu retten – da verlassen Struckmann die Kräfte und sein Baß bricht förmlich ein.
"... mit des Lebewohles letztem Kuss! "
So unsicher Struckmanns Stimme, so unsicher seine Bewegungen. Denn weil er nicht weiß, wie er sich bewegen soll, stolziert er permanent gravitätisch über die Bühne. Aber diesen Mangel an Choreographie und natürlicher Interaktion der Figuren hat nicht er, hat keiner der Sänger zu verantworten, sondern der Regisseur, Tankred Dorrst. Er ließ sie bei den Proben förmlich "im Leeren stehen", wie es der Gunther-Darsteller Alexander Marco-Buhrmester gestern öffentlich machte. Diese Leere einer nicht vorhandenen Personen-Dramaturgie ist als klaffende Wunde unablässig sichtbar. Nur Michelle Breedt als Fricka und Adrianne Pieczonka als Sieglinde hilft ihr natürliches Schauspieltalent aus der Patsche. Auch ihre Stimmen sind ein Lichtblick, vor allem die von Adrianne Pieczonka.
" "Hinweg! Hinweg!"
So schön Sieglinde auch leiden mag – das Jammertal dieser Inszenierung ist noch nicht durchschritten. Tankred Dorst hatte leibhaftige Götter, Halbgötter und Sagengestalten versprochen, die als fremde Wesen unsere Gegenwartswelt bevölkern. Die Zwerge, die Wälsungen und Neidinge sehen in ihren archaisch wilden Kostümen auch so aus. Aber leider die Götter und Walküren nicht. Gestylt und hochglanzpoliert treten sie auf, reif für einen billigen Sciencefiction-Film.
Doch jetzt etwas Licht: Die Bühne. Wie schon beim Rheingold vorgestern abend ist die Szenerie oft überwältigend. Hundings Hütte ist ein großer alter verlassener Saal aus der Wende zum 20. Jahrhundert. Ein Strommast ist durch die Wand gebrochen und ragt in den Raum. Im zweiten Aufzug treffen sich die Götter auf einer Picknickwiese neben einem ganzen Park ausrangierter steinerner Götter- und Helden-Figuren. Die Bilder aus großer Zeit sind von der Moderne entsorgt worden. Doch ohne dass es ihr bewußt ist, lebt der Mythos in der Gegenwart weiter. Die liebenden und leidenden Ring-Gestalten beweisen es. Ein von Dorst hinzuerfundener Mann hat sich auf der Picknickwiese gerade von seiner Geliebten verabschiedet und hockt nun da und grübelt, während neben ihm das Welttheater abläuft. Doch dieser Regie-Einfall ist noch zu wenig herausgearbeitet.
Das müssten die nächsten Ringteile noch liefern. Für die nächsten Jahre müsste man fordern: 1. Wagnersänger der Spitzenklasse auf die Bühne und 2. dem sehr interessanten Dorst-Konzept einen Regisseur zur Seite stellen, der was von Personendramaturgie versteht. Was stimmt, ist die Musik des Orchesters unter Christian Thielemann. Das ist die große Freude hier in Bayreuth. Thielemann gestaltet lebendig und zivilisiert zugleich. Er wird sehr laut, aber poltert nicht. Er wird sehr leise, aber verkriecht sich nicht. Er entfaltet einen farbenreichen Klangraum. Thielemann ist ein Glücksfall für diesen Ring.