08. Oktober 2025
Die Wirtschaftspresseschau

Die Europäische Kommission will die Import-Zölle auf Stahl deutlich ausweiten. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG findet, das wirke zunächst seltsam:

In einem Stahlwerk schaut sich ein Mitarbeiter große Spulen aus Stahl an.
Die EU plant 50-Prozent-Zölle auf Stahlimporte, das ist eines der Themen in der Wirtschaftspresse. (picture alliance / dpa / Roland Weihrauch)
"Die EU verteuert bewusst ein Material, auf das viele wichtige Industrien angewiesen sind, etwa die Autohersteller. Doch für diesen Schritt gibt es gute Gründe. Er soll eine bedeutende Branche gegen unfaire Konkurrenz verteidigen, vor allem aus China. Die Hüttenwerke dort profitieren von Subventionen und können Stahl daher billig exportieren. Und der amerikanische Präsident riegelt den heimischen Markt gegen Stahlimporte ab. Deshalb drängt noch mehr asiatischer Stahl nach Europa. Die Anhebung der EU-Zölle soll die Importe wieder senken und verhindern, dass hiesige Hersteller unter Chinas Subventionspolitik und Trumps Abschottung leiden. Zölle alleine werden die deutsche Stahlindustrie allerdings nicht retten können. Die Branche steckt in einer tiefen Krise, und schuld daran sind neben den Billigimporten die hohen Energiepreise im Land.“
Das HANDELSBLATT meint mit Blick auf die europäischen Stahl-Zölle:
"Ohne Gegenleistung sollte die Politik keinen Schutz gewähren.Seit Jahren verzögert die Branche den Umbau zu klimafreundlicheren Produktionsverfahren. Wenn selbst ein globaler Konzern wie Arcelor-Mittal den Sprung in die Klimaneutralität nicht wagt, sendet das ein fatales Signal. Die EU will Leitmärkte schaffen, in denen grüner Stahl aus Europa Vorrang bekommt – etwa durch Quoten bei öffentlichen Aufträgen. Damit der Schutz gerechtfertigt bleibt, muss die Branche ihre Versprechen jetzt auch einlösen – und das zusätzliche Geld in moderne Werke und klimafreundliche Produktionsprozesse stecken. Damit auch wirklich wieder investiert wird – und nicht nur den Aktionären das Wasser im Mund zusammenläuft."
Die Welthandelsorganisation hat ihre Prognose für das laufende Jahr deutlich nach oben korrigiert. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG vermutet:
"Die WTO-Ökonomen hatten zuvor offenbar nicht auf dem Schirm gehabt, wie effizient die Exporteure auf Trumps Zollgewitter reagieren würden. Noch bevor dessen Zölle in Kraft traten, schifften sie so viele Waren gen Übersee, wie sie nur konnten. Doch irgendwann ist auch der größte Vorrat verbraucht, der sich noch ohne große Preisaufschläge verkaufen lässt. Der bremsende Zolleffekt wird sich mit Verzögerung im kommenden Jahr in den Handelsbilanzen niederschlagen. Der Blick darauf könnte Einfluss auf die nächste WTO-Ministerkonferenz haben, die im März 2026 stattfindet. Die WTO-Chefin Okonjo-Iweala hofft, dass sich dort eine Allianz der Willigen auf Reformen des veralteten WTO-Regelwerks verständigt. Doch dazu müsste zunächst das Einstimmigkeitsprinzip gekippt werden."