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Die Wissenschaft bei Sherlock Holmes

Sherlock Holmes und Dr. Watson sind das bekannteste Ermittler-Duo der Welt. Die Kriminalhistorikerin E. J. Wagner nimmt den Leser mit in die Zeit von Arthur Conan Doyles genialem Meisterdetektiv und seinem oft etwas unbedarft wirkenden Helfer und verdeutlicht anhand seiner literarischen Fälle: Holmes hatte nicht nur einen messerscharfen analytischen Verstand, er war auch ein Vorreiter der modernen Gerichtsmedizin.

Von Ralf Krauter | 15.06.2008
    In seinem Kampf gegen Verbrechen und Aberglauben setzt der Romanheld konsequent auf die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert. Minutiöse Tatortanalyse, sorgfältige Obduktion des Opfers, genaue Erfassung aller Begleitumstände wie Fingerabdrücke, Schmauchspuren und Giftrückstände: Mit seinem methodischen Vorgehen wurde der fiktive Meisterdetektiv zum Wegbereiter der Forensik, deren zeitgemäße TV-Protagonisten heute allabendliche über die Mattscheibe flimmern.

    Die Autorin nutzt die bekannten Abenteuer des Sherlock Holmes geschickt als Ausgangspunkt, um schrittweise zu erklären, wie die moderne Gerichtsmedizin laufen lernte. Historisch fundiert spannt sie den Bogen von den abergläubischen Abgründen der vorwissenschaftlichen Kriminalistik - und ihren nicht selten fatalen Fehlurteilen - bis hin zu Verbrechen der jüngeren Vergangenheit wie dem Simpson-Mord. Dass das Buch gespickt ist mit realen Fallbeispielen, macht es zum packend-gruseligen Lesestoff für alle Krimifans, die mehr über die wissenschaftliche Seite der Verbrecherjagd wissen wollen.

    E.J. Wagner: Die Wissenschaft bei Sherlock Holmes und die Anfänge der Gerichtsmedizin
    ISBN 978-3-527-50378-0
    Wiley-VCH, 234 Seiten, 14,95 Euro