"Die Brain-Circulation, das heißt die Zirkulation der Gehirne in Europa, muss sich unbedingt verstärken. Das heißt: Die Schweizer, die eigentlich nicht so gerne ins Ausland arbeiten gehen, wie zum Beispiel die deutschen Lehrer und Studenten, die müssen auch mehr gehen, um ihre Erfahrungen zu erweitern."
Damit bringt Professor Peter Suter, Präsident der Schweizerischen Akademien der Wissenschaften, eine zentrale Forderung auf den Punkt: Einerseits kommen an manchen Schweizer Hochschulen gut und gerne mehr als die Hälfte der Professoren und bis zu einem Drittel der Studierenden aus Deutschland - allein, Schweizer Wissenschafter und Studierende im europäischen Ausland sind selten anzutreffen. Das muss sich ändern - nachzulesen im neuen Weißbuch "Zukunft Bildung Schweiz", das die Schweizerischen Akademien der Wissenschaften heute in Bern vorgestellt haben - unter anderem, so Professor Walther Zimmerli, durch eine Überarbeitung des derzeitigen Bachelor-Master-Systems:
"Das bedeutet, dass wir bei den meisten Studienplänen nacharbeiten müssen, weil die meisten ja einen eindeutigen Einschnitt haben nach dem Bachelor, sodass es ganz schwer ist, während des Studiums zum Bachelor zu wechseln und es dann auch wieder ganz schwer ist, während des Master-Studiums zu wechseln. Also eigentlich kann man nur noch zwischen Bachelor und Master wechseln in ein anderes Land."
Was auf die Dauer dem Bildungsstandort Schweiz nicht gut tue, so Walther Zimmerli. Der gebürtige Schweizer ist derzeit Präsident der Technischen Hochschule Cottbus, arbeitet aber im "Think Tank" der Schweizerischen Akademie der Wissenschaften mit und hat die Vorschläge zur Änderung des Schweizerischen Bildungssystems maßgeblich mitgestaltet. Zentral steht dabei die Aufgabe des, wie es heißt, "Prinzipes der Kleinteiligkeit" im Raum. Hier ergibt sich eine Parallele zwischen der Schweiz und Deutschland: Die Universitäten werden von den Schweizer Kantonen getragen und organisiert. Eine Ausnahme bilden nur die beiden eidgenössisch-technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne, die sich direkt in der Obhut des Bundes befinden. Allerdings habe sich die kantonale, will heißen, föderale Universitätsstruktur der Schweiz überlebt, glaubt Walther Zimmerli:
"Es wird zukünftig schon alleine rein ökonomisch nicht mehr machbar sein: Die Hochschulen sind derzeit alle an der Grenze dessen, was sie finanziell leisten können, sodass schon von der ökonomischen Seite eine stärkere Zentralisierung erforderlich ist, das kann man so machen, dass man verschiedene Hochschulen finanziell zusammenlegt, wie wir das von verschiedenen Verbünden in den USA kennen. Aber in der Schweiz wird das nur so machbar sein, dass man die zentralen bildungsstrategischen Dinge stärkt gegenüber den föderalen Aktivitäten."
Hinzu kommt die Forderung nach einem Ministerium für Forschung, Bildung und Innovation auf Bundesebene. Die Schweiz sei eines der wenigen Länder weltweit, die bis zum heutigen Tag kein Bildungsministerium auf nationaler Ebene unterhalten. Eine weitere Forderung in dem Weißbuch zielt darauf ab, die Studiengänge noch praxisnäher, noch berufsorientierter anzubieten, als dies durch das Bachelor-Studium ohnehin schon geschieht. Langfristig sieht Walther Zimmerli ein Zusammenwachsen zwischen der Ausbildung an den Hochschulen und der Ausbildung im derzeitigen dualen System, an dem Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen beteiligt sind. Die Vision vom "studierten Klempner" ist für Walther Zimmerli eine Zukunftsvision mit realem Hintergrund:
"Wenn Sie sich anschauen, wie die Ausbildung in den sogenannten Lehrberufen heute ausschaut, dann stellen sie fest, dass dort sehr viel kognitives Wissen drin ist, sehr viel Fertigkeit im Umgang mit Informationstechnologie. Das heißt: Auch ein Klempner und auch ein Schreiner müssen heute Hightech-Geräte beherrschen und das alles auch verstehen können. Das heißt: Der Teil im dualen System, der bislang stärker handwerklich war, wird stärker verwissenschaftlicht. Umgekehrt kann man feststellen, dass die Hochschulen heute sehr viel stärker mit Praxisbezug ausbilden. Das heißt: Die zwei Typen der Bildung nähern sich im 21. Jahrhundert immer weiter an. Also den Bachelor-light für Klempner? Da würde ich das light weglassen. Es wird einen Bachelor geben."
Schließlich stellt Zimmerli in dem Weißbuch "Zukunft Bildung Schweiz" die Matura, vergleichbar mit dem deutschen Abitur, als grundsätzliche Voraussetzung zum Besuch einer Hochschule infrage. Die Uni der Zukunft muss grundsätzlich selbst entscheiden, wer zum Studium auf den Campus darf und wer nicht - egal, wie gut das Abiturzeugnis des Bewerbers auch sein mag. Nur so, sagt Zimmerli, ließen sich die hohen Studienabbrecherquoten an den Hochschulen zurückfahren.
"Wir nehmen an, dass wir eine genauere und bessere Passfähigkeit der Ausbildungsgänge zu den Kompetenzen der Studierenden oder Schüler oder Abiturienten haben werden, wenn die Hochschulen dieses Auswahlverfahren übernehmen werden und nicht Gymnasien, die aus ganz anderen Gründen mit ganz anderen Einrichtungen oder mit ganz anderer Ausrichtung die Fähigkeiten prüfen. Das kann man zum Beispiel daran sehen, dass der Fächerkanon, der in den Schulen geprüft wird, mit dem Fächerkanon, der an den Hochschulen dann angeboten wird, nicht übereinstimmt. Das heißt: Die Tatsache, dass einer Abitur oder Matura hat, heißt noch keineswegs, dass er die Fähigkeiten besitzt, um Ingenieur oder Altphilologe zu werden."
Bis zum Jahre 2030, so hoffen die Autoren der Akademien der Wissenschaften Schweiz, wird ein Großteil ihrer Vorschläge umgesetzt sein. Was in den kommenden Wochen und Monaten folgt, ist ein umfangreicher Diskussionsprozess zwischen Bildungsexperten, Hochschulvertretern und Politikern über das vorgelegte Weißbuch "Zukunft Bildung Schweiz."
Damit bringt Professor Peter Suter, Präsident der Schweizerischen Akademien der Wissenschaften, eine zentrale Forderung auf den Punkt: Einerseits kommen an manchen Schweizer Hochschulen gut und gerne mehr als die Hälfte der Professoren und bis zu einem Drittel der Studierenden aus Deutschland - allein, Schweizer Wissenschafter und Studierende im europäischen Ausland sind selten anzutreffen. Das muss sich ändern - nachzulesen im neuen Weißbuch "Zukunft Bildung Schweiz", das die Schweizerischen Akademien der Wissenschaften heute in Bern vorgestellt haben - unter anderem, so Professor Walther Zimmerli, durch eine Überarbeitung des derzeitigen Bachelor-Master-Systems:
"Das bedeutet, dass wir bei den meisten Studienplänen nacharbeiten müssen, weil die meisten ja einen eindeutigen Einschnitt haben nach dem Bachelor, sodass es ganz schwer ist, während des Studiums zum Bachelor zu wechseln und es dann auch wieder ganz schwer ist, während des Master-Studiums zu wechseln. Also eigentlich kann man nur noch zwischen Bachelor und Master wechseln in ein anderes Land."
Was auf die Dauer dem Bildungsstandort Schweiz nicht gut tue, so Walther Zimmerli. Der gebürtige Schweizer ist derzeit Präsident der Technischen Hochschule Cottbus, arbeitet aber im "Think Tank" der Schweizerischen Akademie der Wissenschaften mit und hat die Vorschläge zur Änderung des Schweizerischen Bildungssystems maßgeblich mitgestaltet. Zentral steht dabei die Aufgabe des, wie es heißt, "Prinzipes der Kleinteiligkeit" im Raum. Hier ergibt sich eine Parallele zwischen der Schweiz und Deutschland: Die Universitäten werden von den Schweizer Kantonen getragen und organisiert. Eine Ausnahme bilden nur die beiden eidgenössisch-technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne, die sich direkt in der Obhut des Bundes befinden. Allerdings habe sich die kantonale, will heißen, föderale Universitätsstruktur der Schweiz überlebt, glaubt Walther Zimmerli:
"Es wird zukünftig schon alleine rein ökonomisch nicht mehr machbar sein: Die Hochschulen sind derzeit alle an der Grenze dessen, was sie finanziell leisten können, sodass schon von der ökonomischen Seite eine stärkere Zentralisierung erforderlich ist, das kann man so machen, dass man verschiedene Hochschulen finanziell zusammenlegt, wie wir das von verschiedenen Verbünden in den USA kennen. Aber in der Schweiz wird das nur so machbar sein, dass man die zentralen bildungsstrategischen Dinge stärkt gegenüber den föderalen Aktivitäten."
Hinzu kommt die Forderung nach einem Ministerium für Forschung, Bildung und Innovation auf Bundesebene. Die Schweiz sei eines der wenigen Länder weltweit, die bis zum heutigen Tag kein Bildungsministerium auf nationaler Ebene unterhalten. Eine weitere Forderung in dem Weißbuch zielt darauf ab, die Studiengänge noch praxisnäher, noch berufsorientierter anzubieten, als dies durch das Bachelor-Studium ohnehin schon geschieht. Langfristig sieht Walther Zimmerli ein Zusammenwachsen zwischen der Ausbildung an den Hochschulen und der Ausbildung im derzeitigen dualen System, an dem Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen beteiligt sind. Die Vision vom "studierten Klempner" ist für Walther Zimmerli eine Zukunftsvision mit realem Hintergrund:
"Wenn Sie sich anschauen, wie die Ausbildung in den sogenannten Lehrberufen heute ausschaut, dann stellen sie fest, dass dort sehr viel kognitives Wissen drin ist, sehr viel Fertigkeit im Umgang mit Informationstechnologie. Das heißt: Auch ein Klempner und auch ein Schreiner müssen heute Hightech-Geräte beherrschen und das alles auch verstehen können. Das heißt: Der Teil im dualen System, der bislang stärker handwerklich war, wird stärker verwissenschaftlicht. Umgekehrt kann man feststellen, dass die Hochschulen heute sehr viel stärker mit Praxisbezug ausbilden. Das heißt: Die zwei Typen der Bildung nähern sich im 21. Jahrhundert immer weiter an. Also den Bachelor-light für Klempner? Da würde ich das light weglassen. Es wird einen Bachelor geben."
Schließlich stellt Zimmerli in dem Weißbuch "Zukunft Bildung Schweiz" die Matura, vergleichbar mit dem deutschen Abitur, als grundsätzliche Voraussetzung zum Besuch einer Hochschule infrage. Die Uni der Zukunft muss grundsätzlich selbst entscheiden, wer zum Studium auf den Campus darf und wer nicht - egal, wie gut das Abiturzeugnis des Bewerbers auch sein mag. Nur so, sagt Zimmerli, ließen sich die hohen Studienabbrecherquoten an den Hochschulen zurückfahren.
"Wir nehmen an, dass wir eine genauere und bessere Passfähigkeit der Ausbildungsgänge zu den Kompetenzen der Studierenden oder Schüler oder Abiturienten haben werden, wenn die Hochschulen dieses Auswahlverfahren übernehmen werden und nicht Gymnasien, die aus ganz anderen Gründen mit ganz anderen Einrichtungen oder mit ganz anderer Ausrichtung die Fähigkeiten prüfen. Das kann man zum Beispiel daran sehen, dass der Fächerkanon, der in den Schulen geprüft wird, mit dem Fächerkanon, der an den Hochschulen dann angeboten wird, nicht übereinstimmt. Das heißt: Die Tatsache, dass einer Abitur oder Matura hat, heißt noch keineswegs, dass er die Fähigkeiten besitzt, um Ingenieur oder Altphilologe zu werden."
Bis zum Jahre 2030, so hoffen die Autoren der Akademien der Wissenschaften Schweiz, wird ein Großteil ihrer Vorschläge umgesetzt sein. Was in den kommenden Wochen und Monaten folgt, ist ein umfangreicher Diskussionsprozess zwischen Bildungsexperten, Hochschulvertretern und Politikern über das vorgelegte Weißbuch "Zukunft Bildung Schweiz."