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Die Zukunft der UN
Ein überzeugter Europäer zieht Bilanz

Der scheidende Präsident der UN-Generalversammlung, der slowakische Außenminister Miroslav Lajčák, fordert mehr Engagement von der EU bei den Vereinten Nationen. Die Europäische Union beruhe auf den gleichen Prinzipien wie die Vereinten Nationen. Jetzt sei die Zeit, dafür zu kämpfen.

Von Georg Schwarte | 24.09.2018
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    Der scheidende Präsident der UN-Generalversammlung, Miroslav Lajčák, am 17.09.2018 (picture allicance/ XinHua)
    "Ach, die Europäische Union und die Vereinten Nationen." Miroslav Lajčák, der scheidende Präsident der UN-Generalversammlung, die Nummer zwei hier in New York, er seufzt bei dem Gedanken an die EU:
    "When it comes to the European Union, I..."
    Kurze Pause. Nachdenken: "I wish to see a more active role."
    Er wünscht sich eine aktivere Rolle der EU hier bei den Vereinten Nationen. Beide nämlich seien auf denselben Prinzipien gegründet. Zusammen sind wir stärker. Lajčák, der überzeugte Europäer, ein Jahr hat er versucht, die UN voranzubringen. Jetzt schaut er auf die kommende Vollversammlung. 193 Staaten. 193 Ideen. 193 Egos wohl auch, sagt der Mann, der vor einem Jahr Donald Trump erstmals im Weltsaal erlebte. Mitanhören musste, wie Trump Nordkorea hier, in der Zentrale der Welt, die Zerstörung androhte.
    "Wenn Du hierher kommst, rote Linien aufmalst, nicht zuhörst, nur für dein Publikum zuhause redest, zeigst wie tough du bist, dann sind wir alle Verlierer. "
    Die EU hat ihre Rolle in der Welt noch nicht begriffen
    Miroslav Lajčák, ein Europäer zieht im ARD-Gespräch Bilanz. Migration. Kampf dem Krieg. Klimaschutz. Was ist erreicht, gerade hier: Er steht ein letztes Mal im Weltsaal am Pult und sagt: Die meisten haben doch kapiert: Jetzt ist es allerhöchste Zeit:
    "I think most of us have realized something: It is crunchtime"
    "Crunchtime". Den Vereinten Nationen geht das Geld aus, Multilateralismus, seit Trump nur mehr eine Idee. Migration. Flüchtlingspolitik. Miroslav Lajčák hat geholfen, den ersten globalen Migrationspakt zu verabschieden. Die Amerikaner aber boykottierten den Vertrag. Miroslav Lajčák, der als amtierender slowakischer Außenminister jetzt wieder zur UN-Woche reist, er setzt auch da auf Europa, die EU. Den schlafenden Riesen, der bis heute offenbar seine Rolle in der Welt nicht begriffen habe, sagt er:
    "Ich verberge nicht mein Gefühl, das die EU ihre Rolle als globaler Player nicht ausfüllt. Auch wenn die EU viel mit sich selbst zu tun hat, sie hat hier eine globale Verantwortung. "
    Mahnung an die EU: "Zahlt mehr, seid sichtbar hier in New York."
    Es ist der Arbeitsauftrag eines überzeugten Europäers an die Europäische Union. Zahlt mehr, seid sicht- und hörbarer hier in New York. Der Traum eines Mannes, der als Präsident der Generalversammlung die Welt in New York zu Gast hatte. Sein Rat an alle Trumps, Macrons, Rohanis und Lawrows dieser Welt: Wenn ihr diese Woche kommt, redet mit- statt übereinander. Hört zu statt zu streiten, hier an dem Ort, der wie kein anderer den Planeten repräsentiere, die Vielfalt. Hier könne man den Puls des Planeten messen. Die UN, sagt Miroslav Lajčák, über diese Vereinten Nationen, die UN, das sind doch wir alle:
    "What I love about the UN is you feel the pulse of the planet from here. You see people of all colors of skin, of all ethnic, religious background. And this is us, this is the planet. You like it or you don´t, but this is exactly who we are."