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"Dieser Mann hat mich unheimlich inspiriert"

Andreas Kieling, 1959 in der DDR geboren, dreht Natur- und Tierfilme. Als Kind hat er Westfernsehen geschaut. Besonders fasziniert war er von Bernhard und Michael Grzimeks Dokumentation über die Tierwelt in der Serengeti.

Von Hartwig Tegeler |
    Mein Name ist Andreas Kieling. Ich bin Tierfilmer. Und mein Klassiker ist von Professor Dr. Bernhard Grzimek "Serengeti darf nicht sterben". 1959.

    "Da sitze ich nun in einem kleinen Flugzeug und fliege zusammen mit meinem Sohn Michael allein von Frankfurt bis tief hinab nach Afrika."

    Ja, natürlich, wir haben in der DDR - es war zwar verboten - natürlich Westfernsehen geguckt. Und ich fand das einfach toll. Das war ein Mann, der wusste genau, wovon er redet. Dass er Zoo-Professor war, das war für mich eigentlich nebensächlich.

    "Unser Ziel ist eine Landschaft, die wir lieben: die Serengeti."

    Der fuhr mit seinem Sohn und seiner Filmkamera nach Afrika und drehte einfach tolle Filme über Tiere. Und: Er zeigte ständig irgendwelche Experimente. Also, wie er sich den Tieren näherte.

    "Wir hoffen, dass wir es fertigbringen werden, die Rätsel zu lösen, die uns diese letzten großen Steppentierherden Afrikas aufgeben."

    Das war damals sensationell. Und man sagte: Donnerwetter, ich nehme den Zuschauer mit in eine Welt auch aus der Perspektive eben eines Geiers oder eines Adlers. Man zeigte auf einmal Bilder, die die Welt in der Tat in dieser, aus dieser Perspektive noch nie gesehen hat. Und ich hätte nie gedacht, dass ich mal so ähnliche Dinge selber erleben würde. Also, dieser Mann hat mich unheimlich inspiriert. Weil, er war für mich nicht nur Tierfilmer, er war auch jemand, der eine ganz starke Botschaft hatte, eine Umweltbotschaft.

    "Nur wenn wir die Einheimischen für den Schutz der Tiere gewinnen können, wird die Zukunft der Serengeti gesichert sein."

    Und auch eine Idee hatte, wie man eben diese Botschaft an ein breites Publikum herantragen konnte. Nämlich über persönlich erlebte Abenteuer. Letztendlich über sein Gesicht. Das war das Entscheidende.

    "Doch schon nach ein paar Wochen haben wir wieder Pech. Bei einer der vielen Landungen geriet Michael in ein Warzenschwein-Loch, und das Fahrgestell riss ab."

    Auch in der Leidenschaft. Ganz bestimmt. In der Leidenschaft und eben auch in der Art und Weise, wie er mit Natur umging.

    "Immer mehr Menschen leben jetzt auf dieser Erde. Immer enger rücken wir in Betonstädten zusammen. Diese letzten Reste des afrikanischen Tierlebens sind ein kultureller Gemeinbesitz der ganzen Menschheit."

    Er hatte eine sehr große Wirkung. Und er hat vor allem dafür geworben, dass es auf der Erde einfach große Lebensräume geben muss, auch in Zukunft, in denen keine Straßen gebaut werden, keine Siedlungen angelegt werden, wo sozusagen die Tiere nach wie vor das Sagen haben. Und wo die Natur regiert und nicht der Mensch. Also, das war eigentlich seine ganz große Botschaft.

    "Genauso wenig dürfen schwarze oder weiße Menschen diese letzten lebenden Kulturschätze Afrikas antasten."

    Man zeigte auf einmal Bilder, die die Welt in der Tat aus dieser Perspektive noch nie gesehen hat. Es war sehr eindrücklich. Und ich finde, das ist es heute noch.

    "Gott machte seine Erde den Menschen untertan. Aber nicht, damit er sein Werk völlig vernichtet."