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Digitale Assistenten im Wohnzimmer

CeBIT. - Der gute alte Videorecorder hat ausgedient. Geht es nach dem Willen der Industrie wird er durch Computer ausgetauscht. So zeigt die CeBIT DVD-Recorder, Festplatten und Mediencenter für das Wohnzimmer. Diese Geräte ersetzen aber nicht nur die Kassetten, sondern verwandeln das Wohnzimmer in eine Multimediazentrale.

Von Wolfram Koch | 23.03.2004
    Es gibt ihn doch noch. Der VHS Recorder hat es über 20 Jahre in den Wohnzimmern ausgehalten und gibt nun trotz übermächtiger und natürlich viel modernerer Computertechnik nicht klein bei. Allerdings bekommt der Kassettenschacht Gesellschaft. Ins Gehäuse eines modernen Videogerätes zieht bei einigen Herstellern auch noch ein DVD Rekorder ein. Damit bekommt der VHS Fan noch eine Chance an die Hand, seine gesammelten Filme aufs neue digitale Format zu retten. Jürgen Wilkin von JVC:

    Es geht darum, dass es noch sehr viele VHS-Kassetten in den Schränken liegen, die sind analog. Das alles möchte man auf das neue Medium DVD überspielen. Hierzu haben wir ein Kombi-Gerät entwickelt, einen VHS- und DVD-Rekorder. Jetzt können die VHS-Kassetten per Knopfdruck auf DVD überspielt werden, damit kann zusätzlich eine Qualitätsverbesserung erreicht werden. Wir haben hier ein Rauschunterdrückungssystem der für eine deutlich bessere Qualität bei der Kopie auf DVD sorgt..

    Ein Versuch der Industrie, den VHS- allein durch einen DVD Recorder zu ersetzen macht wenig Sinn. Denn auf eine DVD passen in der Regel zwei Stunden Video. Deutlich weniger als bei VHS mit einer 240 Minuten Kassette. Deshalb geht der Trend zu Kombinationen aus Festplatte und DVD Rekorder. Diese bieten zahlreiche neue Funktionen erklärt Friedhelm Licht von Panasonic:

    Der Vorteil einer DVD-Rekorder-Festplatten Kombination besteht darin, dass ich zunächst temporär auf die Festplatte aufnehmen kann und dann diese Aufnahme bearbeiten kann und anschließend auf DVD für meine Archiv brenne. Ein weiterer Vorteil der Festplatte ist, dass ich zeitversetztes Fernsehen genießen kann. Das heißt ich starte die Aufnahme, gehe später in diese Aufnahme und sehe sie zeitversetzt von Anfang an. Ich kann dabei sogar kleine Stücke überspringen, wenn beispielsweise ein Werbeblock kommt, brauche ich diesen nicht zu sehen.

    Diese Geräte bieten je nach Größe der Festplatte Raum für bis zu 150 Stunden Video. Darüber hinaus kann der Anwender digitale Fotos bequem am Fernseher betrachten.
    Ein anderer Vorstoß kommt aus dem Lager der Computerindustrie, denn nach deren Meinung können die Geräte der Unterhaltungselektronikbranche noch zu wenig um dem Multimediazeitalter gerecht zu werden. Die Lösung von Microsoft heißt Media Center. Nicht dass der Softwareriese unter die Hersteller von Hardware gegangen wäre. Aber die Programmierer wandelten das Betriebssystem Windows XP zu einer speziellen Media Center Version. Die Vorzüge kennt Thomas Baumgärtner von Microsoft:

    Im Aussehen merkt man es daran, dass man als Bildschirmgerät bei der Media Center Version einen klassischen Fernseher hat oder einen dieser neuen Flatscreen-Displays hat. Das heißt die Darstellung der Bedienelemente muss wesentlich größer sein, weil die Auflösung nicht so hoch ist. Und weil der Abstand zum Gerät aufgrund der typischen Wohnzimmer-Situation, man sitzt drei bis fünf Meter vom Fernseher entfernt, dann noch so gut erkennbar sein muss, dass man ihn mit einer Fernbedienung bedienen kann. Alle Buchstaben sind größer und die Menüs sind natürlich sehr viel übersichtlicher ausgelegt, als man das als PC-Benutzer gewohnt ist.

    Doch in den Ladenregalen wird das Betriebssystem nicht als einzelnes Produkt zu finden sein. Es wird nur komplett mit Rechner ausgeliefert. Keine klobigen grauen und lauten Kisten sondern kleine Aluwürfel mit schicker Plexiglasfront – passend fürs Wohnzimmer. Sie kosten weniger als die Festplattenvideorekorder, können dabei aber viel mehr. Auf dem angeschlossenen Fernsehbildschirm erscheint eine virtuelle Hifi Anlage. Sie übernimmt die Aufgabe von Videorekorder, DVD und CD Spieler. Videos, Bilder und MP3 Dateien lassen sich abspielen. Zudem bieten die kleinen Würfel alle PC Funktionen wie Textverarbeitung oder Internet. Solche Lösungen gibt es auch als Linux Variante. Doch mit VHS können beide nichts mehr anfangen. Hier muss der Filmfreund selber kombinieren.