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Digitales Bündnis für IT-Arbeitsplätze

Lange Zeit fand der Computer in der beruflichen Ausbildung keinen Einsatz. Denn bis 1997 gab es für informationstechnische Berufe kein einheitliches Ausbildungssystem. Das hat sich zwar geändert, doch der Bedarf an Orientierung für die berufliche Ausbildung in Sachen Informationstechnik ist sowohl bei den Auszubildenden als auch bei den Unternehmen und den Berufsschulen hoch. Deshalb riefen jetzt der Branchenverband BITKOM und die Gewerkschaft IG Metall die Informationsplattform KIBNET ins Leben. In Berlin wurde die Initiative vergangene Woche vorgestellt.

Wolfgang Noelke | 01.06.2002
    Den politischen Streit um das Bündnis für Arbeit ignorieren die Fachleute offensichtlich, haben sich einfach zusammengesetzt, um im Bereich der Informationstechnik klare Verhältnisse zu schaffen, nicht zuletzt, weil die Zahl der dort seit 1997 geschaffenen 40.000 Ausbildungsverhältnisse steigen dürfte, erwartet Dr. Bernhard Rohleder. Die Ursachen des wirtschaftlichen Einbruch der Branche verbindet der Vorsitzende der Geschäftsführung des Bundesverbandes Informationstechnik mit zwei wichtigen Ereignissen:

    "Im Vorgriff auf die Euroumstellung wurden alle Maschinenparks und Softwaresysteme komplett erneuert, und das wiederum hieß, dass wir nicht nur ein besonders starkes Wachstum hatten, sondern auch in den Jahren 2001 sowie 2002 kaum Pflege und Substitutionsbedarf besteht. Das wirkt sich aus auf das Geschäft der Hardwareanbieter wie auch der Software und Systemanbieter. Und diese Welle aus den Jahren 1998 bis 2000 wird jetzt im Jahr 2003 eine nachfolgende kleinere Welle erzeugen, so dass wir hier in einer sehr organischen Situation des Marktwachstums sind. Das lässt sich ähnlich - als zweites Phänomen – für die Handyhersteller nachvollziehen, die ein Wachstum hatten von mehr als 100 Prozent im Jahr 2000: Ein entsprechender Knick von minus 37 Prozent in 2001. Und dort geht es in diesem Jahr schon wieder - sehr moderat zwar - aber dennoch bergauf. Also wir sind hier nicht übertrieben optimistisch, das ist ein gesunder Realismus, zu sagen, im Jahr 2003 wird sich das Geschäft in der IT-Branche und damit auch der Arbeitsmarkt wieder stärker entwickeln."

    Jetzt käme es darauf an, Nachwuchs für diesen zu erwartenden Aufschwung auszubilden - und das wollen BITKOM und die IG- Metall unterstützen. Erwin Vitt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG- Metall:

    "In Sachen IT-Aus- und Weiterbildung geht es nun um die Umsetzung. IT-Lehrer für die 60.000 IT-Auszubildenden an den Berufschulen gibt es eigentlich gar nicht. Die sind nämlich erst im Entstehen. Dasselbe gilt auch für viele Ausbilder in Betrieben wie Siemens und Telekom, die ja aus der Telefonie oder der Elektroindustrie kommen. Bei den Kammern arbeiten bereits rund 400 Prüfungsausschüsse bundesweit, die von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeauftragten besetzt werden. Hier geht es auch um die Qualifizierung dieses Personenkreises."

    Allerdings nicht ohne Probleme - denn woher sollen qualifizierte Lehrer kommen ? Eine Frage, die Staatssekretär Dr. Uwe Thomas im Bundesministerium für Bildung und Forschung versucht zu beantworten:

    "Die Frage der Gewerbelehrer generell ist ja nicht nur in diesem Bereich ein Riesenproblem. Es gehen ja viel mehr heraus durch die Alterspyramide, die wir haben, als im Augenblick nachwachsen. Im IT-Bereich sind wir insofern relativ zuversichtlich, weil sich Zahl der Studienanfänger in wenigen Jahren mehr als verdoppelte. Und das ist ein ungebrochener Trend, der wird nur aufgehalten durch die Kapazitäten, die zur Verfügung stehen an Fachhochschule und Universitäten. Und daraus wird sich natürlich auf längere Sicht auch dieses Lehrerproblem lösen lassen. Auf kurze Sicht muss man mit Seiteneinsteigern arbeiten – anders geht es überhaupt nicht."

    Alle, übrigens auch Kleinst-Unternehmen ohne Betriebsrat, sollen profitieren von der Plattform, die auch Wege öffnet zur arbeitsprozessorientierten Weiterbildung - also der Qualifizierung der Mitarbeiter direkt am Arbeitsplatz. Ziel des KIB-Net sei, so BITKOM-Projektleiter Stephan Pfisterer, die derzeit etwa 300 IT-Berufsbezeichnungen mit qualifizierten Berufsbildern zu verbinden:

    "Hier soll Transparenz geschaffen werden durch das neue Weiterbildungssystem. Das heißt also, wir machen keine Negativempfehlung, wir sagen aber ganz klar, wer beispielsweise einen Databasedeveloper im Rahmen des Weiterbildungssystems macht, hat den Vorteil, auf dem mindestens gleichwertigen Niveau angesiedelt zu sein wie manche Herstellerzertifikate, und hat zusätzlich den Vorteil, nicht herstellergebunden zu sein. Und das sind die entscheidenden Vorteile, die wir hier sehen. Wir können schon heute beobachten, kurze Zeit nach dem Start, dass von dem neuen Weiterbildungssystem eine ordnende Funktion ausgeht, dass heisst, das die Begriffe und Profilbezeichnungen beginnen, sich zu vereinheitlichen. Wir werden über die Zertifizierung aber einen ganz klaren Standard setzen, so dass nachher auch unterscheidbar ist, wer in diesem System sich qualifiziert hat und wer vielleicht nur einen ähnlich klingenden Begriff quasi sich zulegt."