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Diskustrainer Jürgen Schult

Wie steht es eigentlich um die Eignung und Glaubwürdigkeit von Bundestrainern in Sachen Antidoping? Ist jemand, der sich in der Vergangenheit nicht gerade durch Ehrlichkeit in diesen Fragen auszeichnete, überhaupt geeignet, zum deutschen Olympiateam dazu zugehören?

Von Thomas Purschke |
    Zum deutschen Olympiateam in London gehörte auch der heutige Leitende Bundestrainer des Leichtathletikverbandes, Jürgen Schult. Zuständig für die Wurf- und Stoßdisziplinen. Seit 1986 - somit seit 26 Jahren schon-, ist er der amtierende Weltrekordinhaber im Diskuswerfen mit einer Weite von 74,08 Metern. Aktuell sieht es nicht so aus, dass jemand diesen Rekord überbieten könne. Die persönliche Bestleistung des Olympiasiegers von London, Robert Harting, steht bei 70,66 Metern.

    Schult wurde 1988 für die DDR bei den Sommerspielen in Seoul Diskus-Olympiasieger. Nach der Wiedervereinigung gewann er 1992 für Deutschland Silber bei den Spielen in Barcelona. Nach seinem Karriereende im Jahr 2000 wurde er ein Jahr später Bundestrainer beim DLV. Mitfinanziert vom Steuerzahler.

    Dann kam ans Tageslicht, dass Schult bei den Ermittlungen zum DDR-Staatsdoping die Unwahrheit gesagt hatte. Im Jahre 2000 recherchierte dazu die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität. Schult erklärte damals, er sei sich nicht bewusst, mit muskelaufbauenden Medikamenten in der DDR in Kontakt gekommen zu sein. Schults Aussagen vor den Ermittlern standen allerdings im krassen Widerspruch zu den Erklärungen seiner Ex-Sportkameraden beim Sportclub Traktor Schwerin, die bestätigten, dass natürlich auch er Anabolika genommen habe. Weiterhin gibt es Dokumente des DDR-Wissenschaftlers Lothar Hinz, der die Doping-Dosierung von Schult über Jahre analysiert hatte.

    Als Schult auch bei einer richterlichen Vernehmung die Unwahrheit sagte, das Anabolikum "Oral-Turinabol" erst seit dem Mauerfall zu kennen, leitete die Staatsanwaltschaft Schwerin wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage ein Ermittlungsverfahren gegen ihn ein. Daraufhin räumte Schult ein, vor dem Richter gelogen zu haben.
    Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen Schult ein, nachdem er eine Geldauflage von 12.000 Mark bezahlt hatte. Das war 2001, in dem Jahr, in dem Schult vom DLV zum Diskus-Bundestrainer berufen wurde.

    Gegenüber dem Deutschlandfunk hatte Schult die Zahlung der Geldauflage bestätigt. Zu weiteren Anfragen, etwas zur Gültigkeit seines bestehenden Dopingweltrekordes, wollte er sich nicht äußern.

    2001 hatte Schult auch den Rudolf-Harbig-Preis erhalten. Den verleiht der DLV an einen, "würdigen und verdienten Leichtathleten, der in Haltung und Leistung als Vorbild für die Jugend gelten kann", heißt es in der Ehrenordnung.