Dienstag, 30. April 2024

documenta-echo: Guillermo Galindo
Klangspuren des Krieges

Flucht und Migration sind die bestimmenden Themen im Werk des Mexikaners Guillermo Galindo. Auch seine documenta 14-Arbeit "War Map" kreist darum. Es ist eine Arbeit an der Schnittstelle zwischen Musik und Bildender Kunst.

Von Peter Backof | 17.06.2017
    Guillermo Galindo hat für sein documenta-Kunstwerk "War Map" die Plane eines Flüchtlingszeltes bedruckt.
    Decke, Landkarte, Partitur und Handlungsanweisung für Musiker: Guillermo Galindos "War Map" ist ein Werk mit vielen Facetten (documenta 14 / Mathias Voelzke)
    Guillermo Galindo, 1960 geboren in Mexiko City, ist Klangarchitekt, experimenteller Komponist, Performer und Grenzgänger in mehrfacher Hinsicht. Heute lebt er in den USA.
    Seine archaischen, dystopischen und "cyber-kultischen" Klangstücke und Objekte kann man als Interface zwischen Musik und Bildender Kunst deuten. Sie verweisen weit zurück auf die Erfindung von Musik oder voraus auf eine unheilvolle Zukunft der Menschheit, die sich in der krisenhaften Gegenwart andeutet.
    Guillermo Galindo bei einer Filmaufnahme.
    Der mexikanischer Künstler Guillermo Galindo beschäftigt sich vor allem mit den Themen Flucht und Migration. (documenta 14 / Jake Bloomfield-Misrach)
    "War Map"
    In seinen Werken verarbeitet der Künstler oft Fundstücke, wie etwa die Überreste eines Bootes, oder Gegenstände aus Flüchtlingslagern, zum Beispiel Zeltplanen. Für "War Map" bedruckte Galindo eine alte Militärdecke mit den Routen der Flüchtlinge. Die Arbeit ist zugleich Partitur und Installation: eine Handlungsanweisung für Musiker in freier, gestischer Notation – und ein künstlerisches Objekt, in dem sich symbolisch und universal Spuren von Migration und Flucht abzeichnen.
    Guillermo Galindo: "War Map" (2017), documenta 14, Athener Konservatorium (Odeion), Athen

    Videoporträts zum documenta-echo

    Das documenta-echo ist nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar: Im Rahmen einer Kooperation mit der Kunsthochschule Kassel entstehen experimentelle Videoporträts, die auf dem documenta-Portal des Deutschlandfunks veröffentlicht werden. Alle Videos wurden erstellt von Studierenden der Klasse Film und bewegtes Bild der Kunsthochschule Kassel.

    Dieses filmische Porträt ist eine Arbeit von Till Krüger. Es zeigt den Künstler Guillermo Galindo bei einem Auftritt in der Kasseler documenta-Halle. Neben der "War Map" schuf Galindo für die documenta 14 einige weitere Arbeiten, die dort zu sehen sind: Aus Überresten von Flüchtlingsbooten, die der Künstler auf einer griechischen Insel gefunden hat, baute er Musikinstrumente. In der Performance "Sonic Exodus" bespielen Galindo und seine Performancegruppe (Matthias Schubert, Mathias Reuter, Slav Ramadan) diese in der Tradition mexikanischer Riten. Das Video gibt einen Einblick in die 30-minütige Performance.