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Doping
Neue Dopingvorwürfe gegen Kenia

Noch knapp einen Monat, dann gehen in Rio die Olympischen Spiele los – und zwar ohne einen Großteil der russischen Leichtathleten, die wegen des Doping-Skandals in ihrem Land gesperrt sind. Neue Recherchen der ARD und der britischen Zeitung Sunday Times zeigen allerdings dass es auch im Läuferwunderland Kenia ein mutmaßlich massives Dopingproblem gibt.

Von Bastian Rudde | 09.07.2016
    Die 400-Meter-Läuferinnen Christine Day aus Jamaika und Joyce Zakary bei einem Wettlauf.
    Kenianerin Joyce Zakary (r.) wurde bereits des Dopings überführt (OLIVIER MORIN / AFP)
    Läuferwunderland Kenia. Keine andere Nation war bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften letztes Jahr so erfolgreich. Ein Wunder ist das aber nicht, sagt gegenüber der ARD dieser kenianische Olympia-Trainer, der unerkannt bleiben will. "Der größte Teil dieser schnellen Athleten, die auf einmal aus dem Nichts auftauchen, das sind Doper! Du dopst nicht einfach allein, du brauchst einen Arzt!"
    Solch einen Arzt zu finden, ist in Kenia offensichtlich nicht schwierig. Mehr als 50 Sportler habe er gedopt, sagt dieser Arzt verdeckten Reportern der Sunday Times – darunter seien Briten gewesen, denen er das verbotene EPO gegeben habe. Tatsächlich finden die verdeckten Reporter EPO-Schachteln und gebrauchte Spritzen in einem Trainingscamp, in dem regelmäßig auch andere europäische Sportler sind. Der Verdacht: Doping im Olympiajahr – in Kenia, aber mutmaßlich nicht nur von Kenianern.
    Whistleblowerin Alptekin deckt Vertuschung auf
    Doch nicht nur nach Ost-Afrika führen die neuen Recherchen der ARD. Sie führen auch in die Türkei, zu Asli Alptekin. Die gesperrte Spitzenläuferin räumt nach langem Leugnen erstmals öffentlich ein, gedopt zu haben. "Es hat eine Verletzung der Anti-Doping-Regeln gegeben. Aber deshalb bemühe ich mich jetzt, zur Aufklärung des Problems beizutragen. Ich werde den Kampf gegen Korruption und Doping unterstützen."
    Asli Alptekin jubelt über Gold bei den Olympischen Spielen in London 2012
    Die Türkin Asli Alptekin gesteht Doping und erhebt Vorwürfe (picture alliance / dpa)
    Alptekin und ihr Trainer gaben der ARD geheime Aufnahmen, die zeigen, dass ihr Fall offenbar unter den Teppich gekehrt werden sollte – und zwar unter anderem von einem Sohn von Lamine Diack, dem ehemaligen Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF. "Er sagte, er werde das mit seinem Vater und mit seinem Vater besprechen, dass Asli sauber ist und dass es keinerlei Probleme mit den Proben gibt. Aber: Wir müssten die IAAF noch mehr sponsern!"
    Polizei und Interpol ermitteln
    Trainer und Läuferin behaupten, die Diacks hätten bis zu 650.000 Euro verlangt. Weil der Klan bereits bei gedopten russischen Leichtathleten für Vertuschung abkassiert haben soll, ermitteln die französische Polizei und Interpol. Der Fall Alptekin, die das Schmiergeld nicht bezahlt haben will und gesperrt wurde, und die Recherchen im Läuferwunderland Kenia legen nun einmal mehr nahe, dass Doping in der Leichtathletik nicht nur ein russisches Problem ist.