Im alten Testament findet sich die Geschichte von Jonas, der von einem großen Fisch verschlungen und nach drei Tagen wieder ausgespien wird. Zumindest der Beginn der Episode klingt plausibel. Denn während wir Menschen und unsere Säugetierkollegen meist erst Stücke aus unserer Nahrung herausbeißen, dann darauf herumkauen und das Resultat schließlich unter Kontraktionen der Muskeln im Mund und Rachenraum verschlucken- bei den meisten Knochenfischen landen die Beutetiere tatsächlich schnurstracks als Ganzes im Magen.
"”Normalerweise fressen Fische mit einer Saugtechnik. Um eine Beute einzusaugen, öffnen sie schlagartig ihr Maul. Die Ausweitung der Mundhöhle in alle Richtungen erzeugt einen Unterdruck, Wasser strömt ins Maul, und mit dem Wasser auch die Beute.""
Rita Mehta von der University of California in Davis hatte in einer vorangegangenen Untersuchung die Fresstechnik zweier Muränenarten, der Netzmuräne und der Sternmuräne, mit der eines nahen Verwandten, dem amerikanischen Aal verglichen. Während der Aal seine Beute wie erwartet blitzschnell in sich hineinschlürfte, gingen die Muränen langsamer ans Werk, und sie verließen sich offenbar ganz auf ihre Zähne. Beißen statt saugen also lautet ihr Motto; dazu passte auch die anschließende anatomische Analyse. Mehta:
"”Das Zungenbein sorgt für die Absenkung der Mundhöhle. Es weitet also den Mundraum in Bauchrichtung aus und erzeugt so bei den meisten Fischen den Sog. Muränen aber haben ein äußerst schwach ausgebildetes Zungenbein, und infolgedessen haben sie auch nur eine sehr reduzierte Einsaugfähigkeit.""
Wenn also nicht mit hydraulischen Kräften, wie bringen die Muränen ihre oft recht großen Happen stattdessen auf den bauartbedingt langen Weg in Richtung Verdauungsapparat? Muränen haben hinter dem Fangmaul noch einen zweiten Kiefer gewissermaßen im Hals stecken. Das allein ist noch nichts außergewöhnliches, viele andere Fischarten verfügen ebenfalls über einen solchen sogenannten Schlundkiefer. Meist ist der aber breit oder plattenförmig, und dient zum Filtern von hineingesaugter Beute aus dem Wasser, oder zum Zerdrücken von harten Bestandteilen wie Muschel- oder Schneckengehäusen. Der schlanke Schlundkiefer der Muränen aber mit seinen scharfen Zähnen sieht eher wie ein Greifapparat aus. Und, das fiel Rita Mehta auf, er hängt an extrem langen Muskelsträngen. Mehta:
"”Es musste einen Grund für diese verlängerten Muskeln geben. Wir dachten, wenn sich diese Muskeln zusammenziehen und damit verkürzen, dann würden sie den Schlundkiefer weit nach vorne ziehen.""
Ihren Verdacht konnten die Biologen nun in einem neuen Experiment bestätigen: Die Muränen nutzen den zweiten Kiefer, um ihre Beute in Richtung Magen zu befördern. Mehta:
"”Wir haben Netzmuränen per Hochgeschwindigkeitskamera mit 100 Bildern pro Sekunde beim Fressen gefilmt. Und tatsächlich konnten wir dabei den Schlundkiefer sehen, die obere Zahnplatte kommt ins Bild und hat Kontakt zum Beutestück.""
Wie der genaue Bewegungsablauf funktioniert, wie das zweite Gebiss nach vorne bis in die Mundhöhle vorschnellt, die Beute packt und dann nach hinten in den Schlund zieht, das konnten die Forscher schließlich mit einer Videofluoroskopie, einer Röntgenaufnahme des Fressvorgangs analysieren. Vergleichende Untersuchungen an weiteren Muränen- und Aalarten sollen folgen, um herauszufinden, was zur Entwicklung des hochkomplexen "räuberischen Schlundkiefers" geführt hat und in welchen Biotopen die Beiss- der Saugtechnik überlegen sein könnte. Kleine Fische aber machen auch jetzt schon besser einen sehr großen Bogen um Muränenhöhlen.
"”Normalerweise fressen Fische mit einer Saugtechnik. Um eine Beute einzusaugen, öffnen sie schlagartig ihr Maul. Die Ausweitung der Mundhöhle in alle Richtungen erzeugt einen Unterdruck, Wasser strömt ins Maul, und mit dem Wasser auch die Beute.""
Rita Mehta von der University of California in Davis hatte in einer vorangegangenen Untersuchung die Fresstechnik zweier Muränenarten, der Netzmuräne und der Sternmuräne, mit der eines nahen Verwandten, dem amerikanischen Aal verglichen. Während der Aal seine Beute wie erwartet blitzschnell in sich hineinschlürfte, gingen die Muränen langsamer ans Werk, und sie verließen sich offenbar ganz auf ihre Zähne. Beißen statt saugen also lautet ihr Motto; dazu passte auch die anschließende anatomische Analyse. Mehta:
"”Das Zungenbein sorgt für die Absenkung der Mundhöhle. Es weitet also den Mundraum in Bauchrichtung aus und erzeugt so bei den meisten Fischen den Sog. Muränen aber haben ein äußerst schwach ausgebildetes Zungenbein, und infolgedessen haben sie auch nur eine sehr reduzierte Einsaugfähigkeit.""
Wenn also nicht mit hydraulischen Kräften, wie bringen die Muränen ihre oft recht großen Happen stattdessen auf den bauartbedingt langen Weg in Richtung Verdauungsapparat? Muränen haben hinter dem Fangmaul noch einen zweiten Kiefer gewissermaßen im Hals stecken. Das allein ist noch nichts außergewöhnliches, viele andere Fischarten verfügen ebenfalls über einen solchen sogenannten Schlundkiefer. Meist ist der aber breit oder plattenförmig, und dient zum Filtern von hineingesaugter Beute aus dem Wasser, oder zum Zerdrücken von harten Bestandteilen wie Muschel- oder Schneckengehäusen. Der schlanke Schlundkiefer der Muränen aber mit seinen scharfen Zähnen sieht eher wie ein Greifapparat aus. Und, das fiel Rita Mehta auf, er hängt an extrem langen Muskelsträngen. Mehta:
"”Es musste einen Grund für diese verlängerten Muskeln geben. Wir dachten, wenn sich diese Muskeln zusammenziehen und damit verkürzen, dann würden sie den Schlundkiefer weit nach vorne ziehen.""
Ihren Verdacht konnten die Biologen nun in einem neuen Experiment bestätigen: Die Muränen nutzen den zweiten Kiefer, um ihre Beute in Richtung Magen zu befördern. Mehta:
"”Wir haben Netzmuränen per Hochgeschwindigkeitskamera mit 100 Bildern pro Sekunde beim Fressen gefilmt. Und tatsächlich konnten wir dabei den Schlundkiefer sehen, die obere Zahnplatte kommt ins Bild und hat Kontakt zum Beutestück.""
Wie der genaue Bewegungsablauf funktioniert, wie das zweite Gebiss nach vorne bis in die Mundhöhle vorschnellt, die Beute packt und dann nach hinten in den Schlund zieht, das konnten die Forscher schließlich mit einer Videofluoroskopie, einer Röntgenaufnahme des Fressvorgangs analysieren. Vergleichende Untersuchungen an weiteren Muränen- und Aalarten sollen folgen, um herauszufinden, was zur Entwicklung des hochkomplexen "räuberischen Schlundkiefers" geführt hat und in welchen Biotopen die Beiss- der Saugtechnik überlegen sein könnte. Kleine Fische aber machen auch jetzt schon besser einen sehr großen Bogen um Muränenhöhlen.