"Das Hauptanliegen dieser Ausstellung ist zu zeigen, was in den 14 Jahren des Bauhauses wirklich los gewesen ist. Es sind so viele falsche Vorstellungen, schiefe Vorstellungen, unvollständige Vorstellungen über das Bauhaus im Umlauf, dass wir das eigentlich als das Allerwichtigste ansehen, dass man in einem nicht-trivial verstandenen Sinne, aber doch in einem positivistischen Sinne zunächst einmal zu erzählen versucht, was hat sich da in diesen 14 Jahren abgespielt."
Das war viel mehr als Alltagsdesign vom Stahlrohrstuhl bis zur Teetasse und mehr als glasklare Architektur. Die Fülle der rund 1000 Exponate zeigt, wie sehr und in wie viele verschiedene Richtungen die Bauhäusler nach dem Ersten Weltkrieg auf der Suche nach einer neuen Formensprache waren, in der klassischen bildenden Kunst und eben auch in der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen und in den Visionen Neuen Bauens. Gleich im ersten Saal: der Aufriss des Ulmer Münsters aus dem Mittelalter - und direkt daneben das Modell eines gläsernen Hochhauses, das Ludwig Mies van der Rohe für die Friedrichstraße in Berlin entwarf:
"Es ist schon faszinierend, dass dieser Entwurf nicht, wie man denken könnte, von 1940 oder so ist, sondern er ist von 1922, natürlich jenseits jeglicher Realisierungsmöglichkeit, aber das war die Vision, die nach vorne geht, und das Ulmer Münster, das Gropius immer vor Augen hatte, war die Vision, die nach hinten geht."
Hellmut Seemann, Stiftungsdirektor aus Weimar, erklärt, in jedem Büro von Walter Gropius, sogar noch in der späten Zeit in Amerika, hing der Riss des Ulmer Münsters. Der Maler Lyonel Feininger sprengte diesen Münster perspektivisch auf, fügte Sterne hinzu - Sinnbild für die geistigen Höhen, die das Bauhaus anstrebte, indem es sich auf Grundformen und -farben konzentrierte. Der erste Bauhaus-Direktor Walter Gropius definierte 1919 das Programm:
"2 Das Bauen ist ein anderes Wort für Tätigsein, für Leben, gemeinschaftliches Leben in der Bauhütte, und so nennt er seine Schule, in der das alles sich entwickeln soll, das Bauhaus.""
Das Ausstellungsdesign im Martin-Gropius-Bau - also in einem Bauwerk des Großonkels von Walter Gropius - ist so sinnfällig wie lehrreich. Die rund um den Lichthof des Hauses angeordneten Galerieräume des Hauses sind entsprechend des Farbkreises von Johannes Itten gekennzeichnet: Die Entwicklung des Bauhauses von einer freien Kreativ- zu einer eher strengen Gestaltungsschule wird durchschritten von Gelb, Orange nach Rot ins Blaue, Grüne und schließlich ins Schwarze, 1933. Nicht die Aura des Objekts wird gefeiert, sondern das Experimentelle der Werke etwa von Johannes Itten, Paul Klee, Lazlo Moholy-Nagy, Gunta Stölz, Marcel Breuer und ihren Schülern. Ganz schlicht: Walter Gropius' Gedenktafel für die erste demokratisch gewählte Nationalversammlung in Weimar:
"Während das Bauhaus gegründet wird, tagt die Nationalversammlung in Weimar, und diese Verbindung zwischen Bauhaus und Weimarer Republik, Untergang des Bauhauses und Untergang der Weimarer Republik sind wirklich zwei Seiten einer Medaille, das Bauhaus ist die Schule der jungen, leider gescheiterten deutschen Demokratie."
In Weimar wehte dem Bauhaus oft genug kühler Wind entgegen. In Dessau, ab 1925, übergab Gropius den Direktorenstuhl an Hannes Meyer, der die Losung ausgab: "Volksbedarf statt Luxusbedarf", und dafür als Kommunist denunziert werden sollte. Dass Arbeit auch Spiel sein kann, erzählen die Lampen, Tische und Stühle dieser Zeit nicht mehr. Ludwig Mies van der Rohe sollte der Schule neues Prestige geben, doch er musste sie - inzwischen in Berlin - im Herbst 1933 nach Nazi-Razzien schließen. Im Lichthof des Martin Gropius Baus macht sich eine Plakat-Installation über die heutige Banaliserung des Bauhauses lustig, ein Blick auf die Entwicklungen nach 1933 wäre da spannender.
"Das Bauhaus geht in die Welt und gerade durch die Verfolgung, durch die Nationalsozialisten wird es eine Internationalisierung, wie man sie vermutlich nicht besser hätte leisten können, wenn man das programmatisch auf seine Fahnen geschrieben hätte. Es ist der klassische Fall, man will etwas vernichten, und führt dazu, dass es in der ganzen Welt reüssiert."
Das war viel mehr als Alltagsdesign vom Stahlrohrstuhl bis zur Teetasse und mehr als glasklare Architektur. Die Fülle der rund 1000 Exponate zeigt, wie sehr und in wie viele verschiedene Richtungen die Bauhäusler nach dem Ersten Weltkrieg auf der Suche nach einer neuen Formensprache waren, in der klassischen bildenden Kunst und eben auch in der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen und in den Visionen Neuen Bauens. Gleich im ersten Saal: der Aufriss des Ulmer Münsters aus dem Mittelalter - und direkt daneben das Modell eines gläsernen Hochhauses, das Ludwig Mies van der Rohe für die Friedrichstraße in Berlin entwarf:
"Es ist schon faszinierend, dass dieser Entwurf nicht, wie man denken könnte, von 1940 oder so ist, sondern er ist von 1922, natürlich jenseits jeglicher Realisierungsmöglichkeit, aber das war die Vision, die nach vorne geht, und das Ulmer Münster, das Gropius immer vor Augen hatte, war die Vision, die nach hinten geht."
Hellmut Seemann, Stiftungsdirektor aus Weimar, erklärt, in jedem Büro von Walter Gropius, sogar noch in der späten Zeit in Amerika, hing der Riss des Ulmer Münsters. Der Maler Lyonel Feininger sprengte diesen Münster perspektivisch auf, fügte Sterne hinzu - Sinnbild für die geistigen Höhen, die das Bauhaus anstrebte, indem es sich auf Grundformen und -farben konzentrierte. Der erste Bauhaus-Direktor Walter Gropius definierte 1919 das Programm:
"2 Das Bauen ist ein anderes Wort für Tätigsein, für Leben, gemeinschaftliches Leben in der Bauhütte, und so nennt er seine Schule, in der das alles sich entwickeln soll, das Bauhaus.""
Das Ausstellungsdesign im Martin-Gropius-Bau - also in einem Bauwerk des Großonkels von Walter Gropius - ist so sinnfällig wie lehrreich. Die rund um den Lichthof des Hauses angeordneten Galerieräume des Hauses sind entsprechend des Farbkreises von Johannes Itten gekennzeichnet: Die Entwicklung des Bauhauses von einer freien Kreativ- zu einer eher strengen Gestaltungsschule wird durchschritten von Gelb, Orange nach Rot ins Blaue, Grüne und schließlich ins Schwarze, 1933. Nicht die Aura des Objekts wird gefeiert, sondern das Experimentelle der Werke etwa von Johannes Itten, Paul Klee, Lazlo Moholy-Nagy, Gunta Stölz, Marcel Breuer und ihren Schülern. Ganz schlicht: Walter Gropius' Gedenktafel für die erste demokratisch gewählte Nationalversammlung in Weimar:
"Während das Bauhaus gegründet wird, tagt die Nationalversammlung in Weimar, und diese Verbindung zwischen Bauhaus und Weimarer Republik, Untergang des Bauhauses und Untergang der Weimarer Republik sind wirklich zwei Seiten einer Medaille, das Bauhaus ist die Schule der jungen, leider gescheiterten deutschen Demokratie."
In Weimar wehte dem Bauhaus oft genug kühler Wind entgegen. In Dessau, ab 1925, übergab Gropius den Direktorenstuhl an Hannes Meyer, der die Losung ausgab: "Volksbedarf statt Luxusbedarf", und dafür als Kommunist denunziert werden sollte. Dass Arbeit auch Spiel sein kann, erzählen die Lampen, Tische und Stühle dieser Zeit nicht mehr. Ludwig Mies van der Rohe sollte der Schule neues Prestige geben, doch er musste sie - inzwischen in Berlin - im Herbst 1933 nach Nazi-Razzien schließen. Im Lichthof des Martin Gropius Baus macht sich eine Plakat-Installation über die heutige Banaliserung des Bauhauses lustig, ein Blick auf die Entwicklungen nach 1933 wäre da spannender.
"Das Bauhaus geht in die Welt und gerade durch die Verfolgung, durch die Nationalsozialisten wird es eine Internationalisierung, wie man sie vermutlich nicht besser hätte leisten können, wenn man das programmatisch auf seine Fahnen geschrieben hätte. Es ist der klassische Fall, man will etwas vernichten, und führt dazu, dass es in der ganzen Welt reüssiert."