September 2006: Die ersten drei Absolventen des Abraham Geiger-Kollegs werden zum Rabbiner ernannt. Alle Gäste in der Synagoge sind sich einig: Dies ist ein Ausdruck dafür, dass Juden für sich wieder eine Zukunft in Deutschland sehen. Die Politik sagt dem Abraham-Geiger-Kolleg Gelder zu. Das Finanzierungskonzept: Mindestens ein Viertel des notwendigen Budgets in Höhe von rund einer Million Euro bringt das Rabbiner-Seminar durch Spenden auf. Die restlichen drei Viertel kommen vom Bund, den Länder sowie dem Zentralrat der Juden. Doch jetzt wackelt dieses Finanzierungsmodell. Problem Nummer eins: Wegen der Finanzkrise am Aktienmarkt gingen auf dem Konto des Geiger-Kollegs in diesem Jahr 250.000 Euro weniger ein als im Jahr zuvor. So Walter Homolka, Rektor des Rabbiner-Seminars:
"Das hat mir eigentlich deutlich gemacht, dass wir uns das nicht leisten können. Und im Grunde genommen sind wir eigentlich nur dabei, andere Leute um Geld anzubetteln; und ich finde das auch würdelos und beschämend."
Das zweite Problem liegt Homolka zufolge bei den Behörden. Allein der Bund habe seine Zusagen vorbildlich erfüllt. Die Länder jedoch hätten das Thema bislang nur zögerlich behandelt. Zwar fördere das sogenannte Sitzland Brandenburg das Kolleg mit 50.000 Euro im Jahr. Und es gewährleiste auch die Nutzung der Potsdamer Universität,
"Aber es war immer klar, dass ein Antrag an die Kultusministerkonferenz gestellt werden muss, um alle Länder mit einzubeziehen."
Diesen Antrag habe Brandenburg aber noch nicht gestellt. Und zwar aus folgendem Grund: Es gibt in Deutschland eine weitere Hochschule für jüdische Studien, nämlich in Heidelberg. Bevor es den Antrag auf Finanzierung des Rabbiner-Seminars bei der Kultusministerkonferenz stellt, wollte das Land Brandenburg erst vom Zentralrat der Juden wissen, ob Deutschland tatsächlich zwei Rabbiner Ausbildungsstätten benötigt - eine in Heidelberg und eine in Potsdam. Erst im April dieses Jahres habe der Zentralrat dann seine positive Stellungnahme vorgelegt.
"Das kann ich mir nur mit innerjüdischen Querelen erklären, ich denke, dass die orthodoxen Kräfte im Zentralrat zunächst mal nicht daran interessiert waren, dass wir da der Heidelberger Hochschule etwas wegnehmen könnten, das muss man einfach sehen."
Hintergrund: Das Abraham-Geiger-Kolleg gehört zum sogenannten Reformjudentum. Im Gegensatz zum mehrheitlich orthodox ausgerichteten Zentralrat der Juden beteiligt diese Glaubensrichtung auch Frauen am Gottesdienst und befürwortet eine historisch-kritische Auslegung religiöser Schriften. Die Heidelberger Hochschule für jüdische Studien liegt in der Trägerschaft des Zentralrats der Juden, auch wenn sie zusätzlich von Bund und Ländern finanziert wird. Ihr Rektor möchte sich zu den Finanzierungsproblemen des Geiger-Kollegs nicht äußern. Am Telefon betonte Johannes Heil jedoch, dass man die beiden Studienstätten nur schwer miteinander vergleichen könne.
"Im Unterschied zu dem Abraham Geiger-Kolleg, das für die liberale Rabbinats-Ausbildung gegründet wurde, sind wir nicht an Denominationen gebunden, das heißt: Wir bilden Studierende aus, die dann von einer andere Organisation eine orthodoxe Ordination erwerben oder eine konservative oder eine liberale. Wir sind aber kein Rabbinerseminar."
Inzwischen hat das Land Potsdam versichert, es werde noch in diesem Jahr einen Finanzierungs-Antrag bei der KMK stellen. Eine langfristige Sicherung des Seminars wäre damit aber noch nicht gewährleistet - so Walter Homolka. Seiner Meinung nach wird die Rabbiner-Ausbildung am Geiger-Kolleg nur dann eine sichere Zukunft haben, wenn sie mit der christlichen Theologen-Ausbildung gleichgestellt und ganz durch den Staat finanziert wird. Auch Kolleg-Student Konstantin Pal sieht den Staat in der Pflicht.
"Wenn es nicht mehr läuft - was passiert mit uns? Dann stehen wir auf der Straße inmitten der Ausbildung und andererseits ist es glaub ich ein großer Image-Verlust für Deutschland, wenn das Kolleg schließen muss, weil der Staat sich nicht in der Verantwortung sieht, den Betrieb zu sichern."
"Das hat mir eigentlich deutlich gemacht, dass wir uns das nicht leisten können. Und im Grunde genommen sind wir eigentlich nur dabei, andere Leute um Geld anzubetteln; und ich finde das auch würdelos und beschämend."
Das zweite Problem liegt Homolka zufolge bei den Behörden. Allein der Bund habe seine Zusagen vorbildlich erfüllt. Die Länder jedoch hätten das Thema bislang nur zögerlich behandelt. Zwar fördere das sogenannte Sitzland Brandenburg das Kolleg mit 50.000 Euro im Jahr. Und es gewährleiste auch die Nutzung der Potsdamer Universität,
"Aber es war immer klar, dass ein Antrag an die Kultusministerkonferenz gestellt werden muss, um alle Länder mit einzubeziehen."
Diesen Antrag habe Brandenburg aber noch nicht gestellt. Und zwar aus folgendem Grund: Es gibt in Deutschland eine weitere Hochschule für jüdische Studien, nämlich in Heidelberg. Bevor es den Antrag auf Finanzierung des Rabbiner-Seminars bei der Kultusministerkonferenz stellt, wollte das Land Brandenburg erst vom Zentralrat der Juden wissen, ob Deutschland tatsächlich zwei Rabbiner Ausbildungsstätten benötigt - eine in Heidelberg und eine in Potsdam. Erst im April dieses Jahres habe der Zentralrat dann seine positive Stellungnahme vorgelegt.
"Das kann ich mir nur mit innerjüdischen Querelen erklären, ich denke, dass die orthodoxen Kräfte im Zentralrat zunächst mal nicht daran interessiert waren, dass wir da der Heidelberger Hochschule etwas wegnehmen könnten, das muss man einfach sehen."
Hintergrund: Das Abraham-Geiger-Kolleg gehört zum sogenannten Reformjudentum. Im Gegensatz zum mehrheitlich orthodox ausgerichteten Zentralrat der Juden beteiligt diese Glaubensrichtung auch Frauen am Gottesdienst und befürwortet eine historisch-kritische Auslegung religiöser Schriften. Die Heidelberger Hochschule für jüdische Studien liegt in der Trägerschaft des Zentralrats der Juden, auch wenn sie zusätzlich von Bund und Ländern finanziert wird. Ihr Rektor möchte sich zu den Finanzierungsproblemen des Geiger-Kollegs nicht äußern. Am Telefon betonte Johannes Heil jedoch, dass man die beiden Studienstätten nur schwer miteinander vergleichen könne.
"Im Unterschied zu dem Abraham Geiger-Kolleg, das für die liberale Rabbinats-Ausbildung gegründet wurde, sind wir nicht an Denominationen gebunden, das heißt: Wir bilden Studierende aus, die dann von einer andere Organisation eine orthodoxe Ordination erwerben oder eine konservative oder eine liberale. Wir sind aber kein Rabbinerseminar."
Inzwischen hat das Land Potsdam versichert, es werde noch in diesem Jahr einen Finanzierungs-Antrag bei der KMK stellen. Eine langfristige Sicherung des Seminars wäre damit aber noch nicht gewährleistet - so Walter Homolka. Seiner Meinung nach wird die Rabbiner-Ausbildung am Geiger-Kolleg nur dann eine sichere Zukunft haben, wenn sie mit der christlichen Theologen-Ausbildung gleichgestellt und ganz durch den Staat finanziert wird. Auch Kolleg-Student Konstantin Pal sieht den Staat in der Pflicht.
"Wenn es nicht mehr läuft - was passiert mit uns? Dann stehen wir auf der Straße inmitten der Ausbildung und andererseits ist es glaub ich ein großer Image-Verlust für Deutschland, wenn das Kolleg schließen muss, weil der Staat sich nicht in der Verantwortung sieht, den Betrieb zu sichern."