Bernd Gürtler: Mr. Jackson, Sie sind Jahrgang 1954 und Sohn einer nordenglischen Arbeiterfamilie. Wissen Sie noch, wie Duke Ellington in Ihr Leben getreten ist?
Joe Jackson: Genau weiß ich es nicht mehr, nur noch, dass ich von selbst drauf gekommen bin. Als Teenager hatte ich keinen Mentor, meine Familie war nicht an Musik interessiert. … Das war wohl auch der Grund für meine Musikbegeisterung. Das war etwas, das nur mir zu gehören schien. Als ich den Jazz entdeckte, war niemand in meiner Umgebung an Jazz interessiert, meine Eltern nicht, meine Musiklehrer in der Schule nicht.
Gürtler: Und was würden Sie sagen, weshalb ist Duke Ellington eine so bedeutende Figur der Jazzgeschichte?
Jackson: Er ist einer der Jazz-Erfinder. Seine ersten Schallplatten entstanden 1927, damals war Jazz etwas völlig Neues. Viele wussten überhaupt nicht, was das sein soll. … Es gab noch keine definierte Form wie später dann. Es wurde viel ausprobiert, verschiedene Instrumente, und Kompositionstechniken, in Verbindung mit Improvisation. Duke Ellington war allen anderen voraus, als Komponist, Arrangeur, Pianist, als Bandleader.
Gürtler: In Ihrer Autobiografie "A Cure For Gravity" schreiben Sie, dass Sie Duke Ellington-Ideen schon auf die Rockbesetzungen vom Anfang Ihrer Karriere Ende der 70er, Anfang der 80er übertragen hätten.
Jackson: Stimmt. Aber weniger auf die Musik als die Arbeit mit den Musikern. Es war mehr die Herangehensweise, Zusammenhänge zu sehen: Nicht nur die Musik, nur die Songtexte, nur das Klavierspiel, sondern das große Ganze und welchen Part jedem einzelnen Musiker zukommt. Ellington verstand sich darauf,f wie sonst kaum einer.
Gürtler: Für Ihr Tribute-Album "The Duke" haben Sie sich eine Heerschar prominenter Gäste ins Studio geholt, aber Bläser sind nicht dabei. Warum? Weil Sie sich vom Original deutlich unterscheiden wollten?
Jackson: Genau, ich wollte mich vom Original so weit es geht entfernen. Selbst auferlegte Beschränkungen wirken manchmal wie eine Befreiung. … Wenn man festlegt, was man nicht will, muss man sich entscheiden, was man will. Mir schien, dass die Originale so einzigartig sind, da musste ich mir etwas einfallen lassen. Ich hoffe, man kann sich das anhören und vermisst die Bläser an keiner Stelle.
Gürtler: Wie haben Sie sich Ihre Gäste eigentlich ausgesucht? Außer der schwarzen Soulsängerin Sharon Jones vielleicht, sind alle anderen in keinster Weise Duke Ellington-verdächtig. Punk-Urgestein Iggy Pop zum Beispiel, der bei "It Don’t Mean A Thing (If It Ain’t Got That Swing)" als Gastsänger auftritt. Und Hardrocker Steve Vai spielt in "Isfahan" Gitarre?
Jackson: Ich wollte charismatische Persönlichkeiten, die weder eindeutig dem Jazz, noch dem Rock oder irgendeiner anderen musikalischen Welt angehören. Steve Vai ist einzigartig. "Isfahan" ist bei Duke Ellington ein Vehikel für seinen Altsaxophonisten Johnny Hodges gewesen. Was wäre ein Äquivalent dazu? Eine Gitarre vielleicht? Ein hervorragender Gitarrist vorausgesetzt! Iggy Pop bin ich ein paar Mal begegnet, gearbeitet habe ich noch nie mit ihm. Ich wollte, dass dieser Songklassiker aus dem Jahr 1932 mit einer tiefen Stimme gesungen wird. Zuerst sang ich es selbst mit tiefer Stimme, was ging, aber nicht dieselbe Wirkung hatte. Er fiel mir ein, er ist intelligenter als die meisten denken.
Gürtler: Zwei Duke Ellington-Stücke lassen Sie von Gastsängerinnen aus dem Iran beziehungsweise Brasilien jeweils in anderen Sprachen singen, "Caravan" auf Farsi und "Perdido" auf Portugiesisch. Wie kam es?
Jackson: Die Songtexte sind bei Ellington die Schwachstelle, vermutlich hat er keinen Wert auf Texte gelegt. Er hatte nie einen guten Textschreiber, so wie andere Komponisten. Er schrieb Instrumentalstücke, und sein Manager, der auch sein Verleger war, wie hieß er noch? Irvin Mills, richtig. Er war sein Manager, Textschreiber und Verleger und kassierte die Hälfte, was damals üblich war. Sogar bei Instrumentals bekam er einen Anteil als Verleger, obwohl er nichts beitrug. Aber er sagte sicher, wir brauchen Songtexte. Und Duke schrieb dann mit dem Etagenkellner, oder wer greifbar war, schlimme Songtexte. "Caravan" und "Perdido" sind besonders gruselig. Ich fand, da sollte man was tun.
Gürtler: Und wer wird Sie auf Tournee begleiten? Sicher nicht die komplette Prominentenbesetzung?
Jackson: Nein, Regina Carter spielt Geige, das wird toll. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie bekommen könnte, aber sie wollte. Ansonsten neue Leute, ich wollte eine umfangreichere Band aus neuen Leuten. Die letzten Jahre bin ich mit einem Trio unterwegs gewesen, jetzt wollte ich wieder etwas anderes.
Joe Jackson: Genau weiß ich es nicht mehr, nur noch, dass ich von selbst drauf gekommen bin. Als Teenager hatte ich keinen Mentor, meine Familie war nicht an Musik interessiert. … Das war wohl auch der Grund für meine Musikbegeisterung. Das war etwas, das nur mir zu gehören schien. Als ich den Jazz entdeckte, war niemand in meiner Umgebung an Jazz interessiert, meine Eltern nicht, meine Musiklehrer in der Schule nicht.
Gürtler: Und was würden Sie sagen, weshalb ist Duke Ellington eine so bedeutende Figur der Jazzgeschichte?
Jackson: Er ist einer der Jazz-Erfinder. Seine ersten Schallplatten entstanden 1927, damals war Jazz etwas völlig Neues. Viele wussten überhaupt nicht, was das sein soll. … Es gab noch keine definierte Form wie später dann. Es wurde viel ausprobiert, verschiedene Instrumente, und Kompositionstechniken, in Verbindung mit Improvisation. Duke Ellington war allen anderen voraus, als Komponist, Arrangeur, Pianist, als Bandleader.
Gürtler: In Ihrer Autobiografie "A Cure For Gravity" schreiben Sie, dass Sie Duke Ellington-Ideen schon auf die Rockbesetzungen vom Anfang Ihrer Karriere Ende der 70er, Anfang der 80er übertragen hätten.
Jackson: Stimmt. Aber weniger auf die Musik als die Arbeit mit den Musikern. Es war mehr die Herangehensweise, Zusammenhänge zu sehen: Nicht nur die Musik, nur die Songtexte, nur das Klavierspiel, sondern das große Ganze und welchen Part jedem einzelnen Musiker zukommt. Ellington verstand sich darauf,f wie sonst kaum einer.
Gürtler: Für Ihr Tribute-Album "The Duke" haben Sie sich eine Heerschar prominenter Gäste ins Studio geholt, aber Bläser sind nicht dabei. Warum? Weil Sie sich vom Original deutlich unterscheiden wollten?
Jackson: Genau, ich wollte mich vom Original so weit es geht entfernen. Selbst auferlegte Beschränkungen wirken manchmal wie eine Befreiung. … Wenn man festlegt, was man nicht will, muss man sich entscheiden, was man will. Mir schien, dass die Originale so einzigartig sind, da musste ich mir etwas einfallen lassen. Ich hoffe, man kann sich das anhören und vermisst die Bläser an keiner Stelle.
Gürtler: Wie haben Sie sich Ihre Gäste eigentlich ausgesucht? Außer der schwarzen Soulsängerin Sharon Jones vielleicht, sind alle anderen in keinster Weise Duke Ellington-verdächtig. Punk-Urgestein Iggy Pop zum Beispiel, der bei "It Don’t Mean A Thing (If It Ain’t Got That Swing)" als Gastsänger auftritt. Und Hardrocker Steve Vai spielt in "Isfahan" Gitarre?
Jackson: Ich wollte charismatische Persönlichkeiten, die weder eindeutig dem Jazz, noch dem Rock oder irgendeiner anderen musikalischen Welt angehören. Steve Vai ist einzigartig. "Isfahan" ist bei Duke Ellington ein Vehikel für seinen Altsaxophonisten Johnny Hodges gewesen. Was wäre ein Äquivalent dazu? Eine Gitarre vielleicht? Ein hervorragender Gitarrist vorausgesetzt! Iggy Pop bin ich ein paar Mal begegnet, gearbeitet habe ich noch nie mit ihm. Ich wollte, dass dieser Songklassiker aus dem Jahr 1932 mit einer tiefen Stimme gesungen wird. Zuerst sang ich es selbst mit tiefer Stimme, was ging, aber nicht dieselbe Wirkung hatte. Er fiel mir ein, er ist intelligenter als die meisten denken.
Gürtler: Zwei Duke Ellington-Stücke lassen Sie von Gastsängerinnen aus dem Iran beziehungsweise Brasilien jeweils in anderen Sprachen singen, "Caravan" auf Farsi und "Perdido" auf Portugiesisch. Wie kam es?
Jackson: Die Songtexte sind bei Ellington die Schwachstelle, vermutlich hat er keinen Wert auf Texte gelegt. Er hatte nie einen guten Textschreiber, so wie andere Komponisten. Er schrieb Instrumentalstücke, und sein Manager, der auch sein Verleger war, wie hieß er noch? Irvin Mills, richtig. Er war sein Manager, Textschreiber und Verleger und kassierte die Hälfte, was damals üblich war. Sogar bei Instrumentals bekam er einen Anteil als Verleger, obwohl er nichts beitrug. Aber er sagte sicher, wir brauchen Songtexte. Und Duke schrieb dann mit dem Etagenkellner, oder wer greifbar war, schlimme Songtexte. "Caravan" und "Perdido" sind besonders gruselig. Ich fand, da sollte man was tun.
Gürtler: Und wer wird Sie auf Tournee begleiten? Sicher nicht die komplette Prominentenbesetzung?
Jackson: Nein, Regina Carter spielt Geige, das wird toll. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie bekommen könnte, aber sie wollte. Ansonsten neue Leute, ich wollte eine umfangreichere Band aus neuen Leuten. Die letzten Jahre bin ich mit einem Trio unterwegs gewesen, jetzt wollte ich wieder etwas anderes.