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Durch Tod unsterblich

Märtyrerfiguren erleben gegenwärtig eine Wiederkehr. Im Zeichen heiliger Gewalt gehen heute Terroristen in den Tod, bezeichnen sich selbst als Märtyrer und werden von ihren Anhängern dazu gemacht. Die Entstehung des Märtyrers als "Blutzeuge", dessen gewaltsamer Tod mit dem Bekenntnis für irgendeine Sache verbunden wird, liegt weit zurück.

Von Bettina Mittelstraß |
    Die ersten dieser Märtyrer waren frühe Christen, die für ihr Glaubensbekenntnis in den Tod gingen. Die Darstellung ihres Martyriums in Schrift und Bild prägt die Kulturgeschichte bis heute, und das nicht nur innerhalb der Religion. Märtyrer erweisen sich auch sonst als nutzbare Figuren in unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen. Am Zentrum für Kultur- und Literaturforschung in Berlin befassen sich Wissenschaftler mit der Frage nach der Bedeutung von Märtyrerfiguren in politischen oder kulturellen Krisensituationen, in Umbrüchen und Übergangszeiten. Gesellschaften schaffen sich offenbar Märtyrer, um Identität zu gewinnen, sich abzugrenzen, neue Herrschaft zu konstituieren oder alte Herrschaft in Frage zu stellen.