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Duschen im Weltraum

Raumfahrt. - Auf der Raumstation MIR soll es für die Kosmonauten auch deshalb nicht so gemütlich gewesen sein, weil die Dusche in der Schwerelosigkeit nicht richtig funktionierte. Bei künftigen Raumfahrtprojekten soll das anders werden, sagten sich fünf Maschinenbau-Studenten der TU Darmstadt. Sie arbeiten an einer funktionstüchtigen Weltraumdusche, die derzeit auf ihre Praxistauglichkeit getestet wird.

    Die Idee zu ihrer Entwicklung kam den fünf Studenten mit einem Plakat der europäischen Raumfahrtagentur, erzählt Michael Rösch: "Wir haben das Plakat der ESA hier an der Universität gesehen, auf dem stand, dass man sich mit einer Idee für ein Experiment in der Schwerelosigkeit bei der ESA bewerben kann zur Teilnahme an einer Parabelflug-Kampagne. Wir haben dann Ideen gesammelt und sind dabei auf die Dusche gekommen, weil wir Kontakt zu einem Astronauten hatten, mit dem wir uns auch über diese Problematik unterhalten haben. Daher wussten wir, dass sie bis jetzt nicht befriedigend gelöst ist." Die Waschmöglichkeiten im All sind nicht überzeugend. Wochenlang mit Frischetüchern auskommen zu müssen oder aber die nach allen Seiten auseinander stiebenden Wassertropfen mühsam einzufangen, ist bei Weltraumflügen eine zusätzliche Belastung.

    Abhilfe soll eine Duschkabine bringen, erklärt der Maschinenbau-Student Gerald Vetter: "Wir haben die Idee gehabt, die fehlende Erdschwere durch ein elektrisches Feld zu simulieren und die Tropfen mit Hilfe dieses Feldes zu beschleunigen." Mit einer Stabelektrode erzeugen die Darmstädter ein zylinderförmiges Feld, an dem entlang sich die Wassertropfen bewegen. Während eines Experimentalfluges mit einem umgebauten Passagierflugzeug konnten die Entwickler ihre Kabine erstmals in der Schwerelosigkeit testen. Das Flugzeug fliegt dabei eine Parabelbahn, bei der für knapp 30 Sekunden die Schwerkraft aufgehoben wird. Mit einer Kamera wurden dabei die Bahnen der Wassertropfen gefilmt. "Es gibt Tropfen, die fallen von oben nach unten - wie wir es geplant haben - direkt auf die Elektrode zu", berichtet Michael Rösch. "Andere gehen in einem Bogen außen herum, wiederum andere schwenken quasi in einen Orbit um die Elektrode ein und kreisen mehrmals." Die vierte Gruppe von Wassertropfen wird auf halbem Weg von der Elektrode abgebremst und in entgegengesetzter Richtung weggeschleudert. Einige Wassertropfen müssen also eine Ladung besessen haben, die sie beim Einspritzen in die Düse erhalten haben könnten. Das wollen die Darmstädter nun weiter untersuchen, sagt Michael Rösch: "Man will ja am Ende eine Dusche bauen, von der man weiß, wie die Tropfen fallen." Im März 2002 können die Studenten ihre weiteren Entwicklungen erneut bei einem Parabelflug testen. Eine Einladung der Raumfahrtagentur ESA liegt bereits vor.

    [Quelle: Peter Welchering]