Birgitt Cleuvers: E-Learning wird in Deutschland in sehr vielen Bereichen eingesetzt, durch das ganze Bildungssystem inzwischen, unterschiedlich stark. Ein ganz großer Schwerpunkt ist sicherlich in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung zu sehen, der ist dann für die Unternehmen natürlich besonders spannend. Die Hochschulen sind in der Weiterbildung bislang noch weniger vertreten, auch wenn sich inzwischen einige Universitäten und Fachhochschulen dahin orientieren, auch verstärkt Kooperationen eingehen, sei es mit anderen Weiterbildungsanbietern, um deren Marketing-Know-How zu nutzen, oder halt direkt mit Unternehmen, um bedarfsorientiert zu entwickeln.
Campus & Karriere: Welche Methoden werden beim E-Learning eingesetzt?
Cleuvers: Es gibt sicherlich verschiedene Methoden, E-Learning in Reinform wird in Deutschland eigentlich nicht mehr so propagiert.
Campus & Karriere: Reinform würde bedeuten, dass man ausschließlich online arbeitet?
Cleuvers: Dass man sich "nur" an den Computer setzt und mit ihm kommuniziert, vielleicht noch mit einem Tutor, der virtuell dazugeschaltet werden kann, sich auseinandersetzt, da ein Feedback bekommt, aber eigentlich läuft alles nur über den PC. Üblicher ist in Deutschland 'blended learning', also eine gemischte Lernform. Das kann ganz verschieden ausgestaltet sein, da gibt es die Variante, dass E-Learning sozusagen Präsenztrainings vorbeireitet, es kann aber auch sein, dass im Unterricht einfach E-Learning-Elemente eingebaut werden. Das kann ein ganz gleichberechtigtes Spiel von Präsenztraining- und E-Learning-Lerneinheiten sein.
Campus & Karriere: Sie haben auch einen Überblick über andere Länder zusammengestellt, welche Trends haben sich dabei herausgestellt?
Cleuvers: Das ist wiederum sehr verschieden in den Ländern. Man kann sicherlich australische Verhältnisse kaum mit Finnland oder der Schweiz vergleichen. Da spielen Bildungs-, Wirtschaftssysteme, geographische Strukturen auch eine sehr große Rolle. In Finnland zum Beispiel gibt es aufgrund der geographischen Struktur, ähnlich wie in Australien, eine sehr lange Tradition in 'distance education', also Fernstudien und in diesem Zusammenhang hat auch E-Learning gleich eine ganz andere Grundlage gehabt. Schon 1993 gab es in Finnland die erste E-Learning-Community im Internet, wo sich erst mal im Schülerbereich Lehrer, Eltern und Schüler zusammengeschlossen haben, aber es gibt immer wieder doch sehr fokussierte und konzertante Regierungsinitiativen, sei es von den Bildungsministerien zentral ausgehend, von der nationalen Bildungsbehörde, sei es aber auch von Unternehmensseite. Zum Beispiel der finnische Rundfunk ist da auch sehr engagiert.
Campus & Karriere: Das heißt also, Finnen haben weniger Probleme, was E-Learning angeht, als Deutsche, möglicherweise weil sie da eine längere Tradition haben?
Cleuvers: Tradition in distance education ja, auf E-Learning sind letztlich alle Länder gleichzeitig gestoßen, man ist nur unterschiedlich damit umgegangen.
Campus & Karriere: Das heißt, die weltweiten Probleme, wenn es um Medienkompetenz geht, für eben diese Form des elektronischen Lernens, die fehlt in allen Ländern noch so ein bisschen?
Cleuvers: Ein bisschen ja. Es ist eben schwieriger, die Generationen, die aus dem klassischen Bildungssystem schon ausgeschieden sind, noch in die Bildung wieder reinzuziehen und dann auch medienkompetenter zu machen. Die, die im Schulsystem sind und zum Beispiel in Finnland geht man da auch sehr stringent vor, man fängt letztlich schon bei der Vorschule mit E-Learning-Aktivitäten an, da kann man das sehr gut anfangen. Man kann frühzeitig Medienkompetenz ausbilden, die Kinder fit machen für den europäischen Computerführerschein oder Ähnliches. Danach aber, wenn man aus dem klassischen tertiären System ausgeschieden ist - und lebenslanges Lernen ist eben nicht für jeden selbstverständlich oder auch möglich - dann wird es schwer, auch die Älteren dazu zu bekommen, die Medien genauso zu nutzen.
Campus & Karriere: Vielen Dank. Birgitt Cleuvers vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie.
Campus & Karriere: Welche Methoden werden beim E-Learning eingesetzt?
Cleuvers: Es gibt sicherlich verschiedene Methoden, E-Learning in Reinform wird in Deutschland eigentlich nicht mehr so propagiert.
Campus & Karriere: Reinform würde bedeuten, dass man ausschließlich online arbeitet?
Cleuvers: Dass man sich "nur" an den Computer setzt und mit ihm kommuniziert, vielleicht noch mit einem Tutor, der virtuell dazugeschaltet werden kann, sich auseinandersetzt, da ein Feedback bekommt, aber eigentlich läuft alles nur über den PC. Üblicher ist in Deutschland 'blended learning', also eine gemischte Lernform. Das kann ganz verschieden ausgestaltet sein, da gibt es die Variante, dass E-Learning sozusagen Präsenztrainings vorbeireitet, es kann aber auch sein, dass im Unterricht einfach E-Learning-Elemente eingebaut werden. Das kann ein ganz gleichberechtigtes Spiel von Präsenztraining- und E-Learning-Lerneinheiten sein.
Campus & Karriere: Sie haben auch einen Überblick über andere Länder zusammengestellt, welche Trends haben sich dabei herausgestellt?
Cleuvers: Das ist wiederum sehr verschieden in den Ländern. Man kann sicherlich australische Verhältnisse kaum mit Finnland oder der Schweiz vergleichen. Da spielen Bildungs-, Wirtschaftssysteme, geographische Strukturen auch eine sehr große Rolle. In Finnland zum Beispiel gibt es aufgrund der geographischen Struktur, ähnlich wie in Australien, eine sehr lange Tradition in 'distance education', also Fernstudien und in diesem Zusammenhang hat auch E-Learning gleich eine ganz andere Grundlage gehabt. Schon 1993 gab es in Finnland die erste E-Learning-Community im Internet, wo sich erst mal im Schülerbereich Lehrer, Eltern und Schüler zusammengeschlossen haben, aber es gibt immer wieder doch sehr fokussierte und konzertante Regierungsinitiativen, sei es von den Bildungsministerien zentral ausgehend, von der nationalen Bildungsbehörde, sei es aber auch von Unternehmensseite. Zum Beispiel der finnische Rundfunk ist da auch sehr engagiert.
Campus & Karriere: Das heißt also, Finnen haben weniger Probleme, was E-Learning angeht, als Deutsche, möglicherweise weil sie da eine längere Tradition haben?
Cleuvers: Tradition in distance education ja, auf E-Learning sind letztlich alle Länder gleichzeitig gestoßen, man ist nur unterschiedlich damit umgegangen.
Campus & Karriere: Das heißt, die weltweiten Probleme, wenn es um Medienkompetenz geht, für eben diese Form des elektronischen Lernens, die fehlt in allen Ländern noch so ein bisschen?
Cleuvers: Ein bisschen ja. Es ist eben schwieriger, die Generationen, die aus dem klassischen Bildungssystem schon ausgeschieden sind, noch in die Bildung wieder reinzuziehen und dann auch medienkompetenter zu machen. Die, die im Schulsystem sind und zum Beispiel in Finnland geht man da auch sehr stringent vor, man fängt letztlich schon bei der Vorschule mit E-Learning-Aktivitäten an, da kann man das sehr gut anfangen. Man kann frühzeitig Medienkompetenz ausbilden, die Kinder fit machen für den europäischen Computerführerschein oder Ähnliches. Danach aber, wenn man aus dem klassischen tertiären System ausgeschieden ist - und lebenslanges Lernen ist eben nicht für jeden selbstverständlich oder auch möglich - dann wird es schwer, auch die Älteren dazu zu bekommen, die Medien genauso zu nutzen.
Campus & Karriere: Vielen Dank. Birgitt Cleuvers vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie.