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Ebola
EU engagiert sich bei Seuchenbekämpfung

Fast zwölf Millionen Euro stehen von der EU bereit, um das Ebola-Virus in Afrika zu bekämpfen. Gesundheitspolitik und Seuchenbekämpfung stehen nicht im Zentrum der EU-Politik. Dennoch ist sie aktiv geworden. Das mag auch daran liegen, dass die Verbindungen zwischen Brüssel, dem Sitz der EU-Institutionen, und vielen afrikanischen Hauptstädten sehr eng sind.

Von Annette Riedel | 12.08.2014
    Die gute Nachricht zuerst:
    "Das Risiko, sich mit Ebola zu infizieren, ist in Europa extrem gering. Man müsste mit den Körperflüssigkeiten von Erkrankten Kontakt haben und dafür müsste man in ein betroffenes Land reisen."
    Sagt Frédéric Vincent, der Sprecher von EU-Gesundheitskommissar Borg. In Brüssel ist man also momentan nicht über die Maßen alarmiert, was die Gefahr innerhalb der EU durch das Ebola-Virus angeht. Jedenfalls nicht bei der EU. Bei Brussels Airlines, das der Lufthansa-Gruppe angehört und seinen Sitz in Brüssel hat, schon mehr. Denn Brussels Airlines ist die Fluglinie mit der höchsten Dichte an Direktflügen von Europa nach Westafrika. Die Crews und die Gewerkschaften hatten Druck gemacht:
    "Wir sind sehr besorgt um die Sicherheit der Besatzungsmitglieder. Es finden eine Reihe von Übernachtungen im Gefahrengebiet statt. Und daher haben wir die Direktion gebeten, einen Plan aufzustellen, sodass die Besatzungen sich nicht mehr in der Gefahrenzone aufhalten müssen."
    Sagte Olivier van Camp, ein Gewerkschaftssprecher. Mitte der vergangenen Woche hat die Geschäftsführung von Brussels Airlines reagiert. Die Hauptstädte von Liberia, Monrovia, von Sierra-Leone, Freetown, und von Guinea, Conakry, werden weiter angeflogen, aber die Flugpläne so geändert, dass es keine Übernachtungen mehr in diesen Ländern gibt.
    "Derzeit können wir nicht feststellen, dass es ein Risiko gibt, um in diese Länder zu fliegen. Die basiert auf Informationen, die wir täglich erhalten – wir sind ja auch in Kontakt mit allen Behörden und Experten. Die Flüge werden weiter so durchgeführt, aber unsere Crews übernachten nicht mehr in Monrovia, sondern in einer anderen Destination."
    Und, so Wecke Lemmes von Brussels Airlines, auf Anraten des Tropeninstituts Antwerpen soll das Personal zudem geschult werden, wie es sich verhalten soll, wenn Passagiere beim Check-in oder während des Fluges auffällige Symptome zeigen.
    Länder anzusteuern oder nicht ist Sache der einzelnen Unternehmen. Reisewarnungen auszusprechen oder nicht ist Sache der einzelnen EU-Länder. Auf europäischer Ebene werden im "EU Heath Support Committee" alle verfügbaren Informationen zusammengeführt und ausgetauscht:
    "Spanien hat als erstes EU-Land einen Ebola-Kranken bei sich aufgenommen. Einen spanischen Pfarrer, der in Sierra Leona war. Spanien hat alle EU-Länder und die EU-Kommission davon unterrichtet. Dies ist der erste Fall von Ebola auf europäischem Boden."
    Gegebenenfalls hätte Spanien oder auch jedes andere EU-Land andere um Unterstützung ansuchen können, wenn es etwa nicht über die technischen Möglichkeiten für eine Behandlung von Erkrankten unter Bedingungen schärfster Quarantäne verfügte.
    Die EU engagiert sich zudem in den betroffenen Ländern selbst. Die Kommission unterstützt mit insgesamt knapp zwölf Millionen Euro die Arbeit der Nichtregierungsorganisationen in den betreffenden Ländern, die die Situation versuchen, in den Griff zu bekommen. Da gibt es viel zu tun, sagt der Kommissionssprecher.
    "Es gibt eine Menge Probleme, denn es besteht ja auch eine Gefahr für all die Ärzte, Schwestern, Pfleger, die mit Kranken in Berührung kommen. Über das Europäische Amt für humanitäre Hilfe können wir Geld zur Verfügung stellen, um den Nichtregierungsorganisationen vor Ort zu helfen."
    Im Übrigen weist die EU-Kommission nicht erst seit ein paar Wochen, sondern schon seit Monaten auf die Gefahren durch das wieder aufgetauchte Ebola-Virus hin.
    "Schon im April hat die zuständige EU-Gesundheitsbehörde in Stockholm eine erste Gefahrenanalyse veröffentlicht. Inzwischen gibt es auf deren Internetseite und auf der der EU-Kommission Hinweise für Reisende in die betroffenen Länder."