Glivec ist das Paradebeispiel für eine maßgeschneiderte Therapie. Das Medikament zielt auf die molekulare Ursache der chronisch myeloischen Leukämie. Bei diesem Blutkrebs vermehrt sich eine Untergruppe der Blutkörperchen auf Kosten aller anderen Blutzellen, auf lange Sicht führt das zu einem Zusammenbruch des Immunsystems, vielfältigen Infekte und damit zum Tod. Das alles liegt an dem sogenannten Philadelphiachromosom, dass eigentlich aus zwei verschiedenen Chromosomen besteht. An der Schnittkante kommen zwei Gene zusammen, die nicht zusammengehören. Das Produkt dieses Mischgens sendet in einem fort Wachstumssignale und heizt so die krankhafte Vermehrung der Blutzellen an. Glivec bindet an das defekte Protein und wirkt deshalb wie ein Stoppschild auf den Krebs. Andere Zellen dagegen bleiben relativ unbeeinflusst, deshalb hat die Tablette kaum Nebenwirkungen. Seit dem November 2001 ist Glivec in Deutschland zugelassen und der Erfolg war überzeugend. Das Blutbild normalisiert sich nach wenigen Wochen oder Monaten, bei den meisten Patienten verschwinden nach anderthalb Jahren auch alle Anzeichen für das Philadelphia-Chromosom aus Blut und Knochenmark. Inzwischen gibt es auch die ersten längeren Erfahrungen mit Glivec und auf Dauer, so Professor Andreas Hochhaus aus Mannheim, versagt das Medikament bei manchen Patienten..
Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung, die also Glivec sozusagen als Rettung erhielten, weil die bisherigen Therapien nicht mehr angesprochen haben, zeigen in einem hohen Prozentsatz Resistenzen. Das passiert in der fortgeschrittenen Phase sehr schnell bei den meisten Patienten innerhalb des ersten Jahres nach Therapiebeginn. In der chronischen Phase der Erkrankung sieht das anders aus, da ist das deutlich seltener. Bei der First-Line-Therapie mit Glivec liegt das jetzt bei vier Prozent der Patienten, das ist also ein deutlicher Unterschied.
Entscheidend ist das Krankheitsstadium. Je weiter die Leukämie fortgeschritten ist, desto mehr genetische Defekte sammeln sich in den Krebszellen an, das Philadelphiachromosom ist nicht mehr so entscheidend, entsprechend leichter ist es für die Krebszellen, das Stoppschild Glivec zu umgehen. Anders ist es im langen Frühstadium der Krankheit. Hier wird der Krebs nur durch das Ziel von Glivec vorangetrieben. Resistenzen entstehen nur durch Mutationen in dem gefährlichen Mischgen selbst. Andreas Hochhaus hat ganz unterschiedliche Resistenzmutationen genau beschreiben, aus wissenschaftlichem aber auch aus ärztlichem Interesse:
Wir können durch den Nachweis der Art der Mutation bestimmen ob eine Dosiserhöhung des Medikamentes sinnvoll ist, ob eine Kombination des Medikamentes mit anderen bei der CML wirksamen Medikamenten sinnvoll ist oder ob man ganz andere Therapieverfahren anwenden sollten. Aber hierüber gibt es noch keine abschließenden Berichte, so dass nach wie vor die Datensammlung hier sehr wichtig ist aber dem individuellen Patienten kann man durchaus eine Richtschnur für weitere Therapien geben.
Hier macht die viel gepriesene molekulare Diagnostik von Tumoren wirklich Sinn, sie wird in Deutschland vor allem im Rahmen von klinischen Studien angeboten, die allen Patienten offen stehen. Glivec wurde lange als Paradebeispiel für eine molekulare Medizin gepriesen, die genau beschriebene genetische Defekte mit maßgeschneiderten Medikamenten aufhebt. In Berlin hat sich aber gezeigt, dass sich der Erfolg von Glivec nicht so leicht wiederholen lässt. Derzeit sind eine Vielzahl von Wirkstoffen gegen eine ganze Reihe von Tumoren in der klinischen Prüfung. Sie alle sind perfekt durchkonstruiert und wirken in Reagenzglas und Versuchstier, die Erfolge am Menschen sind aber vorerst eher bescheiden. Den Grund dafür vermutet Andreas Hochhaus weniger in einer Besonderheit des Wirkstoffs Glivec als in einer Besonderheit der chronisch myeloischen Leukämie, die wirklich von einer einzigen genetischen Veränderung, dem Philadelphiachromosom ausgeht:
Andere Erkrankungen beruhen nicht auf einem einzigen Mechanismus der Transformation sonder die Mehrheit der Tumorerkrankungen sowohl Leukämien als auch solide Tumoren ist durch mehrere Mechanismen , also ein schrittweise Entartung gekennzeichnet so dass wir hier auch wahrscheinlich an mehren Punkten angreifen müssen.
Klassische Chemotherapeutika schädigen alle sich teilenden Zellen, damit treffen sich auch gesundes Gewebe und verursachen so Nebenwirkungen, in jedem Fall aber setzten sie auch dem Tumor zu. Maßgeschneiderte Medikamente treffen nur den Krebs, aber oft nur einen Teil seiner außer Kontrolle geratenen Wachstumsmaschinerie. So gesehen kann die Zielgenauigkeit der modernen Wirkstoffe auch ein Nachteil sein. Die Zukunft, so lautete der Tenor in Berlin, wird deshalb den Kombinationstherapien gehören, die klassische Chemo- oder Strahlentherapie und die neue molekulare Medizin gemeinsam einsetzen.
Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung, die also Glivec sozusagen als Rettung erhielten, weil die bisherigen Therapien nicht mehr angesprochen haben, zeigen in einem hohen Prozentsatz Resistenzen. Das passiert in der fortgeschrittenen Phase sehr schnell bei den meisten Patienten innerhalb des ersten Jahres nach Therapiebeginn. In der chronischen Phase der Erkrankung sieht das anders aus, da ist das deutlich seltener. Bei der First-Line-Therapie mit Glivec liegt das jetzt bei vier Prozent der Patienten, das ist also ein deutlicher Unterschied.
Entscheidend ist das Krankheitsstadium. Je weiter die Leukämie fortgeschritten ist, desto mehr genetische Defekte sammeln sich in den Krebszellen an, das Philadelphiachromosom ist nicht mehr so entscheidend, entsprechend leichter ist es für die Krebszellen, das Stoppschild Glivec zu umgehen. Anders ist es im langen Frühstadium der Krankheit. Hier wird der Krebs nur durch das Ziel von Glivec vorangetrieben. Resistenzen entstehen nur durch Mutationen in dem gefährlichen Mischgen selbst. Andreas Hochhaus hat ganz unterschiedliche Resistenzmutationen genau beschreiben, aus wissenschaftlichem aber auch aus ärztlichem Interesse:
Wir können durch den Nachweis der Art der Mutation bestimmen ob eine Dosiserhöhung des Medikamentes sinnvoll ist, ob eine Kombination des Medikamentes mit anderen bei der CML wirksamen Medikamenten sinnvoll ist oder ob man ganz andere Therapieverfahren anwenden sollten. Aber hierüber gibt es noch keine abschließenden Berichte, so dass nach wie vor die Datensammlung hier sehr wichtig ist aber dem individuellen Patienten kann man durchaus eine Richtschnur für weitere Therapien geben.
Hier macht die viel gepriesene molekulare Diagnostik von Tumoren wirklich Sinn, sie wird in Deutschland vor allem im Rahmen von klinischen Studien angeboten, die allen Patienten offen stehen. Glivec wurde lange als Paradebeispiel für eine molekulare Medizin gepriesen, die genau beschriebene genetische Defekte mit maßgeschneiderten Medikamenten aufhebt. In Berlin hat sich aber gezeigt, dass sich der Erfolg von Glivec nicht so leicht wiederholen lässt. Derzeit sind eine Vielzahl von Wirkstoffen gegen eine ganze Reihe von Tumoren in der klinischen Prüfung. Sie alle sind perfekt durchkonstruiert und wirken in Reagenzglas und Versuchstier, die Erfolge am Menschen sind aber vorerst eher bescheiden. Den Grund dafür vermutet Andreas Hochhaus weniger in einer Besonderheit des Wirkstoffs Glivec als in einer Besonderheit der chronisch myeloischen Leukämie, die wirklich von einer einzigen genetischen Veränderung, dem Philadelphiachromosom ausgeht:
Andere Erkrankungen beruhen nicht auf einem einzigen Mechanismus der Transformation sonder die Mehrheit der Tumorerkrankungen sowohl Leukämien als auch solide Tumoren ist durch mehrere Mechanismen , also ein schrittweise Entartung gekennzeichnet so dass wir hier auch wahrscheinlich an mehren Punkten angreifen müssen.
Klassische Chemotherapeutika schädigen alle sich teilenden Zellen, damit treffen sich auch gesundes Gewebe und verursachen so Nebenwirkungen, in jedem Fall aber setzten sie auch dem Tumor zu. Maßgeschneiderte Medikamente treffen nur den Krebs, aber oft nur einen Teil seiner außer Kontrolle geratenen Wachstumsmaschinerie. So gesehen kann die Zielgenauigkeit der modernen Wirkstoffe auch ein Nachteil sein. Die Zukunft, so lautete der Tenor in Berlin, wird deshalb den Kombinationstherapien gehören, die klassische Chemo- oder Strahlentherapie und die neue molekulare Medizin gemeinsam einsetzen.