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Effizienzklassen sollen Energieverbrauch von Autos verdeutlichen

Der Druck der informierten Verbraucher soll es richten: Die Autoindustrie muss künftig Schadstoffausstoß und Benzinverbrauch eines Fahrzeugs deutlich kenntlich machen, damit sich die Kunden für ein sparsames Modell entscheiden können. Ein Liter Benzinverbrauch weniger auf 100 Kilometer bringt bei den derzeitigen Benzinpreisen pro 10.000 Kilometer Fahrleistung immerhin eine Einsparung von über 100 Euro. Das Land Schleswig-Holstein will erreichen, dass neue Autos künftig in Effizienzklassen eingeteilt werden.

Von Jasper Barenberg |
    Über die Marschrichtung sind sich eigentlich alle einig. Das gilt auch für Klaus Müller, den grünen Umweltminister aus Schleswig-Holstein:

    Es geht darum, das Ziel der Europäischen Union, nämlich bis zum Jahre 2010 dafür zu sorgen, dass vier bis fünf Prozent des Kraftstoffverbrauchs und der Kohlendioxid-Emissionen verringert werden, dass das auch umgesetzt wird.

    Einigkeit herrscht im Grunde auch über die Frage, auf welchem Weg dieses Ziel zu erreichen ist. Eine Kennzeichnungspflicht für alle Neuwagen soll dem Kunden Informationen über den Energieverbrauch zugänglich machen. Und den Verbraucher auf diese Weise zum Kauf eines sparsamen und damit umweltfreundlichen Fahrzeugs ermuntern. Doch wie so oft steckt der Teufel auch in diesem Fall im Detail. Denn die genaue Art der Kennzeichnung ist strittig. In seinem Vorschlag orientiert sich Klaus Müller an der Einteilung von Haushaltsgeräten in Energieeffizienzklassen von A bis G. Analog zu diesem so genannten "Kühlschrank-Modell" will der Kieler Umweltminister künftig auch alle Neuwagen klassifizieren und kennzeichnen lassen:

    Wonach wählen Sie zur Zeit ein Auto aus? Nach PS-Stärke, vielleicht nach Aussehen, nach Image, nach Preis natürlich. Und wir wollen dazu beitragen, dass Menschen, die sich ein neues Auto kaufen, zusätzlich auf einen Blick wie bei Kühlschränken oder Waschmaschinen sehen können, das ist ein Auto, was dem Klimaschutz mehr schadet oder dem Klimaschutz weniger schadet.

    Auf seiner Seite weiß der Minister die Verbraucherschutzverbände. Auch sie fordern eine einfache und anschauliche Kennzeichnung. Sie soll zudem einen direkten Vergleich ermöglichen. Als vorbildlich preisen die Verbraucherschützer die Regelung in Dänemark. Dort können die Kunden schon heute auf einen Blick erkennen, ob ihr Wunschauto mehr oder weniger verbraucht als ein Wagen vergleichbarer Größe und Funktion. Gerade diese Form der Einstufung aber lehnt der Verband der Deutschen Automobilindustrie ab. Der VDA will die Verbrauchswerte zwar ausweisen, sie aber nicht in Beziehung setzen zu anderen Modellen oder Fabrikaten. Genau so sieht es auch der Entwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium vor - Kennzeichnung ja, Einstufung und damit Vergleich: nein. Untauglich und verbraucherfeindlich nennen das die Verbraucherschützer. Der grüne Minister Klaus Müller auch?

    So weit würde ich nie gehen. Aber ich glaube, wir können manche Sachen noch verbessern. Und es kann eben auch nur im Interesse der Automobilindustrie sein: Klare Kennzeichnung, Klare Entscheidungsfreiheit, Wahlfreiheit für die Menschen.

    "Aussagekräftiger" als den Entwurf der Bundesregierung nennt Müller seinen Vorschlag. Mehr Kritik erlaubt sich ein Landesminister nicht, der berücksichtigen muss, dass nicht nur in Kiel, sondern auch in Berlin eine rot-grüne Koalition regiert. Wenn es aber allein nach ihm ginge, bei gutem Willen könnte sein Modell schon zum Jahreswechsel Wirklichkeit werden. Die Frage ist, wie viele der Kollegen aus den Ländern er im Bundesrat in Berlin auf seine Seite ziehen kann:

    Und wir werden sehen, wie das heute diskutiert wird. Und wenn die anderen Umwelt-Kollegen sagen: ja, das ist eine spannende Initiative, dann können wir das auch auf den Weg bringen.

    Den Kritikern seines "Kühlschrank-Modells" hält Klaus Müller ein weiteres Argument entgegen. Die Einteilung der Autos in Klassen gründet auf Überlegungen der Autoindustrie selbst – zwar nicht auf jenen des deutschen, dafür aber auf jenen des Europäischen Verbandes der Automobilhersteller:

    Die haben eine ganze Reihe von Kriterien aufgestellt. Und da geht es zum Beispiel um die Frage des durchschnittlichen Kohlendioxid-Ausstoßes pro Jahr. Dafür gibt es bestimmte Richtlinien, die sie selber aufgestellt haben. Die Europäische Kommission hat das in bestimmten Kategorien noch mal bestätigt – also: Verringerung Kraftstoffverbrauch, Kohlendioxid-Emission. Das wären schon zwei ganz entscheidende Kriterien, damit jeder Mensch entscheiden kann: kaufe ich lieber so ein Fahrzeug, oder doch lieber ein anderes.