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"Ein echtes Meisterwerk"

Gesche Joost zählt zum sogenannten Kompetenzteam von Peer Steinbrück und ist seine Frau fürs Internet. Neben dem Netz pflegt sie aber noch eine zweite Leidenschaft: das Kino.

Von Susanne Luerweg |
    Mein Name ist Gesche Joost und mein Klassiker ist Panzerkreuzer Potemkin von Sergej Eisenstein.

    Im Jahr 1925 wurde ein sowjetischer Film uraufgeführt, der einer der ruhmreichsten Seiten der revolutionären Seiten in der russischen Bewegung gewidmet war. Dem heldenhaften Aufstand der Matrosen im Jahr 1905.

    Ich finde es einen tollen Klassiker, weil man daran merkt, wie Film überhaupt funktioniert und wie man ohne Sprache in Sekunden das Publikum total überzeugt von seinen Idealen und in dem Fall von seiner Ideologie.

    Das ist meisterhaft geschnitten, es sind bildgewaltige Montagen, die da zum Vorschein kommen und da lernt man mal - Filmemachen so funktioniert es. Selbst in Schwarz-Weiß, selbst ohne Sprache ist das echt ein Meisterwerk.

    Ich habe meine Promotion dann unter diesem Eindruck zu Filmrhetorik geschrieben und habe dann auch Filme von Eisenstein untersucht und habe ganz genau hingeguckt, wie kriegt er das eigentlich so hin mit seinen Montagen, mit seinen Großaufnahmen, soviel Emotionen damit zu wecken. Und was sind so seine Tipps und Tricks und seine Muster, die er nimmt und eben seine rhetorischen Muster, dass er da eben Überzeugung schafft und so die ganze Masse mitreißen kann.
    Meine Lieblingsszene im Panzerkreuzer ist die berühmte Treppenszene. Das ist eine große Treppe, eine Freitreppe von Odessa, und es zeigt einen Angriff. Also die Soldaten schießen auf die Bevölkerung und man sieht eine Mutter in Großaufnahme mit ihrem Kinderwagen.

    Die Mutter wird getroffen und der Kinderwagen rollt dann im freien Fall diese große Freitreppe herunter. Und das ist unglaublich dramatisch geschnitten, in Totalen und immer wieder im Wechselschnitt.

    Und das ist so ne berühmte Szene, dass die in anderen Filmen immer wieder zitiert wurde. Also in die Untouchables wurde das zitiert. Und ich glaube, es gab auch eine Satire darauf. Ich glaube in 'Die nackte Kanone' war das, und das war dann sehr, sehr lustig, weil dann diese Fahrt dieses Kinderwagens noch mal zitiert und sehr ironisiert wurde, weil die sehr emotional und bildgewaltig ist.

    Ich habe ihn lange nicht mehr geguckt. Bestimmt zwei Jahre muss ich sagen. Jetzt steht er eigentlich mal wieder auf dem Programm. Ist ein guter