"This is the meaning of our liberty and our creed - why men and women and children of every race and every faith can join in celebration across this magnificent mall ..."
Ein Jahr ist es her, als am 20. Januar, einem eisklaren Tag in der amerikanischen Hauptstadt Washington D. C., Barack Obama sein Amt als 44. Präsident der Vereinigten Staaten antrat. Der erste schwarze Präsident in der Geschichte Amerikas. In seiner Antrittsrede beschwor er den Triumph der Geschichte über Rassismus und Rassentrennung.
Barack Obama verkörperte Wandel - und Hoffnung, vor allem auch für die afroamerikanische Bevölkerung. 95 Prozent der schwarzen Wähler in den USA hatten zuvor für den Demokraten Obama gestimmt.
Ein Jahr später zeigen Meinungsumfragen: Die Mehrheit der Afroamerikaner ist noch immer zufrieden mit Obama. Doch die anfängliche Euphorie ist Nüchternheit gewichen, bisweilen gar: Ernüchterung.
Andrew Young, Veteran der Bürgerrechtsbewegung, Freund und Mitstreiter von Martin Luther King jr., ehemaliger Kongressabgeordneter, Bürgermeister in Kings Heimatstadt Atlanta und erster schwarzer UNO-Botschafter der USA, fasst die Haltung der afroamerikanischen Gemeinschaft so zusammen:
"Wir unterstützen ihn, aber uns ist auch klar, wie eingeschränkt er durch seine Berater im Kabinett ist. Die begreifen nicht, wie es um die Armen im Land steht, egal ob schwarz oder weiß. Viele von Obamas Beratern sind Leute ohne Vision, privilegierte Kinder der Mittel- und Oberschicht. Sie haben kluge Theorien entwickelt und sind sehr schlau, aber das ist nicht das wirkliche Leben."
Young ist 78 Jahre alt und noch immer aktiv in seiner Beratungsfirma "Good Works International", die sich der wirtschaftlichen Vernetzung von Schwellenländern widmet. Er hält es für richtig, dass Obama die Gesundheitsreform zur Priorität erklärt hat. Aber seine Strategie zur Bewältigung der Finanzkrise hält er für misslungen - und außerdem gefährlich:
"Ich denke, es war falsch, die großen Banken zu stützen und die kleinen Banken links liegen zu lassen. Damit ist die nächste Katastrophe doch schon wieder programmiert."
Jetzt will die amerikanische Regierung die Big Banks in den Schwitzkasten nehmen. Möglicherweise soll den Steuerzahlern über Sonderabgaben der Banken ein Teil der staatlichen Rettungsbeihilfen wieder zurückerstattet werden. Ein Schritt in die richtige Richtung, meint Andrew Young. Aber er bleibt skeptisch.
Ursprünglich hatte Young, so wie auch andere ehemalige Führer der Bürgerrechtsbewegung wie Jesse Jackson und Al Sharpton, Hillary Clinton als Kandidatin für die Präsidentschaft unterstützt. Vielen Haudegen der Civil-Rights-Bewegung, die sich durch Kampf und Protest definierten, war Obama fremd. Sie fanden ihn zu hellhäutig, zu gebildet und vor allem - zu versöhnlich.
"Ich will, dass Barack Obama Präsident wird - im Jahr 2016", hatte Andrew Young noch 2007 in einem Interview gesagt. Und dann seine Meinung geändert, wie er heute freimütig einräumt:
"Ich habe ihn mit ganzem Herzen unterstützt, nachdem er die Nominierung gewonnen hat. Mir ist klar geworden, dass er der richtige Mann für den Job ist. Seine kulturellen Gene sind einfach global, er vereint afrikanisches und europäisches Erbe und wurde geprägt durch seine Kindheit in Asien."
Mit der Wahl von Barack Obama - so hieß es vor einem Jahr in den Schlagzeilen weltweit - sei Martin Luther Kings Traum war geworden. Die Rede, die King im August 1963 auf den Stufen des Lincoln Memorials in Washington hielt, ist längst in den Kanon des amerikanischen Traumes eingegangen:
"I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character. I have a dream today!"
Andrew Young war dabei, damals, vor fast 50 Jahren. Er hält es für ein Missverständnis, wenn Medien und Politik die Wahl Obamas heutzutage zur Vollendung der Bürgerrechtsbewegung hochstilisieren.
"Nun, ich meine nicht, dass das Martin Luther Kings Traum war. Es war nicht sein Traum, dass ein paar Schwarze zu politischem Ruhm kommen. Es war sein Traum, dass alle Menschen, schwarz oder weiß oder braun, Europäer oder Afrikaner oder Asiaten, als Gottes Kinder auf dieser Welt gleich sein würden."
Die Rassenfrage hat in den USA noch immer Sprengkraft - mehr als 55 Jahre nach den Bürgerrechtsgesetzen und ein Jahr nach dem Amtsantritt des ersten schwarzen Präsidenten. Alle paar Monate bricht das Thema auf, schlägt politische Blasen, treibt an die Oberfläche einer vermeintlich post-rassistischen Gesellschaft.
Gerade löste der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, einen Sturm der Entrüstung aus: Er hatte während des Wahlkampfs gesagt, Obama sei ein guter Kandidat, weil er "ein hellhäutiger Schwarzer ist und keinen Negerdialekt spricht". Reid hat sich entschuldigt und Obama hat die Entschuldigung akzeptiert.
Der ehemalige Präsident Jimmy Carter meint, Obama schlage im Kongress deshalb so viel Feindseligkeit entgegen, weil er ein Schwarzer sei. Carter ist überzeugt: Der Rassismus in Amerika lebt, vor allem im Süden. Hat Jimmy Carter recht? Andrew Young gibt sich diplomatisch:
"Jimmy Carter weiß, wovon er spricht. Aber es ist besser, wenn er sich zu dem Thema äußert, als wenn ich das tue. Wenn ich über Rassismus rede, dann tun die Leute das als Gemaule eines zornigen alten Schwarzen ab."
Diplomatisch will auch Barack Obama sein. Und vor allem: farbneutral. Seine Administration versucht mit aller Kraft, das Rassenthema unter dem politischen Deckel zu halten. Denn Obama will der Präsident aller Amerikaner sein.
Außerdem, meint Andrew Young, habe Obamas Generation das Thema Rasse, Rassenkämpfe und Rassismus weit hinter sich gelassen. Zurecht, denn Obama, seine Frau Michelle und seinen Altersgenossen seien in den Genuss der neuen Chancengleichheit gekommen.
Eigentlich ist Andrew Young die aggressive Opferrhetorik vieler seiner ehemaligen Mitstreiter fremd. Aber einen Rat will er der jungen Generation afroamerikanischer Politiker dann doch mit auf den Weg geben. Dass sie nämlich nicht die vergessen, die ihnen den Weg gepflastert haben:
"Und zwar mit ihrem Blut, ihrem Schweiß und ihren Tränen. Die junge Generation soll wissen, dass die Kämpfer der Bürgerrechtstage für ihre Chancen und ihre Freiheit gekämpft haben. Und sie sollten gelegentlich an die denken, die die Brücken gebaut haben und die auf der Strecke geblieben sind."
Ein Jahr ist es her, als am 20. Januar, einem eisklaren Tag in der amerikanischen Hauptstadt Washington D. C., Barack Obama sein Amt als 44. Präsident der Vereinigten Staaten antrat. Der erste schwarze Präsident in der Geschichte Amerikas. In seiner Antrittsrede beschwor er den Triumph der Geschichte über Rassismus und Rassentrennung.
Barack Obama verkörperte Wandel - und Hoffnung, vor allem auch für die afroamerikanische Bevölkerung. 95 Prozent der schwarzen Wähler in den USA hatten zuvor für den Demokraten Obama gestimmt.
Ein Jahr später zeigen Meinungsumfragen: Die Mehrheit der Afroamerikaner ist noch immer zufrieden mit Obama. Doch die anfängliche Euphorie ist Nüchternheit gewichen, bisweilen gar: Ernüchterung.
Andrew Young, Veteran der Bürgerrechtsbewegung, Freund und Mitstreiter von Martin Luther King jr., ehemaliger Kongressabgeordneter, Bürgermeister in Kings Heimatstadt Atlanta und erster schwarzer UNO-Botschafter der USA, fasst die Haltung der afroamerikanischen Gemeinschaft so zusammen:
"Wir unterstützen ihn, aber uns ist auch klar, wie eingeschränkt er durch seine Berater im Kabinett ist. Die begreifen nicht, wie es um die Armen im Land steht, egal ob schwarz oder weiß. Viele von Obamas Beratern sind Leute ohne Vision, privilegierte Kinder der Mittel- und Oberschicht. Sie haben kluge Theorien entwickelt und sind sehr schlau, aber das ist nicht das wirkliche Leben."
Young ist 78 Jahre alt und noch immer aktiv in seiner Beratungsfirma "Good Works International", die sich der wirtschaftlichen Vernetzung von Schwellenländern widmet. Er hält es für richtig, dass Obama die Gesundheitsreform zur Priorität erklärt hat. Aber seine Strategie zur Bewältigung der Finanzkrise hält er für misslungen - und außerdem gefährlich:
"Ich denke, es war falsch, die großen Banken zu stützen und die kleinen Banken links liegen zu lassen. Damit ist die nächste Katastrophe doch schon wieder programmiert."
Jetzt will die amerikanische Regierung die Big Banks in den Schwitzkasten nehmen. Möglicherweise soll den Steuerzahlern über Sonderabgaben der Banken ein Teil der staatlichen Rettungsbeihilfen wieder zurückerstattet werden. Ein Schritt in die richtige Richtung, meint Andrew Young. Aber er bleibt skeptisch.
Ursprünglich hatte Young, so wie auch andere ehemalige Führer der Bürgerrechtsbewegung wie Jesse Jackson und Al Sharpton, Hillary Clinton als Kandidatin für die Präsidentschaft unterstützt. Vielen Haudegen der Civil-Rights-Bewegung, die sich durch Kampf und Protest definierten, war Obama fremd. Sie fanden ihn zu hellhäutig, zu gebildet und vor allem - zu versöhnlich.
"Ich will, dass Barack Obama Präsident wird - im Jahr 2016", hatte Andrew Young noch 2007 in einem Interview gesagt. Und dann seine Meinung geändert, wie er heute freimütig einräumt:
"Ich habe ihn mit ganzem Herzen unterstützt, nachdem er die Nominierung gewonnen hat. Mir ist klar geworden, dass er der richtige Mann für den Job ist. Seine kulturellen Gene sind einfach global, er vereint afrikanisches und europäisches Erbe und wurde geprägt durch seine Kindheit in Asien."
Mit der Wahl von Barack Obama - so hieß es vor einem Jahr in den Schlagzeilen weltweit - sei Martin Luther Kings Traum war geworden. Die Rede, die King im August 1963 auf den Stufen des Lincoln Memorials in Washington hielt, ist längst in den Kanon des amerikanischen Traumes eingegangen:
"I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character. I have a dream today!"
Andrew Young war dabei, damals, vor fast 50 Jahren. Er hält es für ein Missverständnis, wenn Medien und Politik die Wahl Obamas heutzutage zur Vollendung der Bürgerrechtsbewegung hochstilisieren.
"Nun, ich meine nicht, dass das Martin Luther Kings Traum war. Es war nicht sein Traum, dass ein paar Schwarze zu politischem Ruhm kommen. Es war sein Traum, dass alle Menschen, schwarz oder weiß oder braun, Europäer oder Afrikaner oder Asiaten, als Gottes Kinder auf dieser Welt gleich sein würden."
Die Rassenfrage hat in den USA noch immer Sprengkraft - mehr als 55 Jahre nach den Bürgerrechtsgesetzen und ein Jahr nach dem Amtsantritt des ersten schwarzen Präsidenten. Alle paar Monate bricht das Thema auf, schlägt politische Blasen, treibt an die Oberfläche einer vermeintlich post-rassistischen Gesellschaft.
Gerade löste der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, einen Sturm der Entrüstung aus: Er hatte während des Wahlkampfs gesagt, Obama sei ein guter Kandidat, weil er "ein hellhäutiger Schwarzer ist und keinen Negerdialekt spricht". Reid hat sich entschuldigt und Obama hat die Entschuldigung akzeptiert.
Der ehemalige Präsident Jimmy Carter meint, Obama schlage im Kongress deshalb so viel Feindseligkeit entgegen, weil er ein Schwarzer sei. Carter ist überzeugt: Der Rassismus in Amerika lebt, vor allem im Süden. Hat Jimmy Carter recht? Andrew Young gibt sich diplomatisch:
"Jimmy Carter weiß, wovon er spricht. Aber es ist besser, wenn er sich zu dem Thema äußert, als wenn ich das tue. Wenn ich über Rassismus rede, dann tun die Leute das als Gemaule eines zornigen alten Schwarzen ab."
Diplomatisch will auch Barack Obama sein. Und vor allem: farbneutral. Seine Administration versucht mit aller Kraft, das Rassenthema unter dem politischen Deckel zu halten. Denn Obama will der Präsident aller Amerikaner sein.
Außerdem, meint Andrew Young, habe Obamas Generation das Thema Rasse, Rassenkämpfe und Rassismus weit hinter sich gelassen. Zurecht, denn Obama, seine Frau Michelle und seinen Altersgenossen seien in den Genuss der neuen Chancengleichheit gekommen.
Eigentlich ist Andrew Young die aggressive Opferrhetorik vieler seiner ehemaligen Mitstreiter fremd. Aber einen Rat will er der jungen Generation afroamerikanischer Politiker dann doch mit auf den Weg geben. Dass sie nämlich nicht die vergessen, die ihnen den Weg gepflastert haben:
"Und zwar mit ihrem Blut, ihrem Schweiß und ihren Tränen. Die junge Generation soll wissen, dass die Kämpfer der Bürgerrechtstage für ihre Chancen und ihre Freiheit gekämpft haben. Und sie sollten gelegentlich an die denken, die die Brücken gebaut haben und die auf der Strecke geblieben sind."