In seinem Essay nimmt George Soros die aktuelle amerikanische Immobilien- und weltweite Kreditkrise unter die Lupe. Er zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft der globalen Finanzmärkte und den fatalen Folgen einer enthemmten Kreditexpansion:
Wir befinden uns inmitten der schwersten Finanzkrise seit den 30er Jahren, seit der Großen Depression. Diese Krise hat unser Wirtschaftssystem an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Die Konsequenzen werden weitreichend sein. Dies ist das Ende einer Ära.
Weichspülen ist seine Sache nicht, und so widerspricht er entschieden den Beschwichtigungsversuchen von US-Notenbankchef Ben Bernanke, die Krise sei eingegrenzt.
Nein, sagt Soros, dieses sei eine Super Bubble, eine Super-Blase, die seit einem Vierteljahrhundert aufgepumpt werde und nun geplatzt sei. Eine der Folgen, schreibt Soros, könnte eine dauerhafte Abwertung des Dollar sein. Auf dem Spiel steht also mehr als nur der amerikanische Immobilien- und Kreditmarkt, sondern die künftige Rolle Amerikas in der Welt.
Als Überbau seiner apokalyptischen Prognosen präsentiert Soros eine Theorie, die den treueren unter seinen Lesern bekannt sein dürfte: Die Theorie der Reflexivität. Darin widerspricht er der gängigen Auffassung, dass Finanzmärkte ihre Exzesse automatisch korrigierten und stets ein Gleichgewicht anstrebten. Vielmehr, sagt Soros, führe die Psychologie der Markt-Akteure - ihre Leidenschaften und Vorurteile, ihre Euphorie und Verzweiflung - zu Unwägbarkeiten und falschen Wahrnehmungen. Soros, ein erklärter Linksliberaler, fordert als Reaktion eine Abkehr von der Lehre des freien Marktes und die Einführung neuer Steuerungsinstrumente.
Ich habe meine Theorie schon vor vielen Jahren präsentiert. Aber sie wurde von niemandem ernst genommen. Manchmal habe ich mich schon selbst gefragt, ob sie wirklich so bedeutsam ist.
Doch Selbstzweifel sind Soros Sache nicht. Geboren in Ungarn, floh er als Jugendlicher mit seinen Eltern vor der Nazi-Diktatur. Er studierte an der London School of Economics und wanderte 1956 in die USA aus. Er machte sein Vermögen - geschätzte 17 Milliarden Dollar - mit einem Hedge Fonds, lange bevor es das Wort überhaupt gab. Als Spekulant wurde er zur Legende, als er die Londoner Notenbank zur Abwertung des britischen Pfunds zwang und dabei Millionen verdiente.
So ist es kein Zufall, dass George Soros zu einem streitbaren Mann wurde: Er machte sich Feinde und gewann Anhänger, man hasst oder bewundert ihn, dazwischen gibt es nichts.
George Soros ist aber auch einer der großen amerikanischen Philanthropen und ein selbsternannter Revolutionär: Mit mehr als fünf Milliarden Dollar unterstützte er die aufkeimenden Demokratien in Osteuropa und auf dem Balkan. Soros war immer auch ein politischer Kopf: Im Jahr 2004 investierte er 27 Millionen Dollar in den Versuch, die Wiederwahl von Präsident Bush zu verhindern. Jetzt hat er sich für den Demokraten Barack Obama ausgesprochen.
So überrascht es nicht, dass George Soros seinen Essays mit konkreten Ratschlägen für die Politik schließt - nicht ohne allerdings doch noch ein bisschen Wahlkampf zu betreiben:
Große neue Initiativen können ohnehin erst von einem neuen Präsidenten in Angriff genommen werden. Nur ein demokratischer Präsident wird in der Lage sein, die Dinge umzukrempeln und das Land in eine neue Richtung zu lenken.
Ob sein Buch ihm den angestrebten Platz unter den großen Philosophen sichert, sei dahingestellt. Während die "New York Times" seine Überlegungen als die Erkenntnisse eines "Propheten" preist, sind stramm republikanische Kreise weniger beglückt: Der konservative TV-Moderator Bill O'Reilly nannte Soros einen "radikalen Linken"; rechtsgerichtete Blogs beschimpfen ihn gar als "Anti-Amerikaner". Seinen Ruf als Polarisierer, als ewiger Unbequemer, als unorthodoxer Denker mit einem glasklaren Instinkt für die Märkte hat George Soros mit seinem Essay indes einmal mehr bestätigt.
Wir befinden uns inmitten der schwersten Finanzkrise seit den 30er Jahren, seit der Großen Depression. Diese Krise hat unser Wirtschaftssystem an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Die Konsequenzen werden weitreichend sein. Dies ist das Ende einer Ära.
Weichspülen ist seine Sache nicht, und so widerspricht er entschieden den Beschwichtigungsversuchen von US-Notenbankchef Ben Bernanke, die Krise sei eingegrenzt.
Nein, sagt Soros, dieses sei eine Super Bubble, eine Super-Blase, die seit einem Vierteljahrhundert aufgepumpt werde und nun geplatzt sei. Eine der Folgen, schreibt Soros, könnte eine dauerhafte Abwertung des Dollar sein. Auf dem Spiel steht also mehr als nur der amerikanische Immobilien- und Kreditmarkt, sondern die künftige Rolle Amerikas in der Welt.
Als Überbau seiner apokalyptischen Prognosen präsentiert Soros eine Theorie, die den treueren unter seinen Lesern bekannt sein dürfte: Die Theorie der Reflexivität. Darin widerspricht er der gängigen Auffassung, dass Finanzmärkte ihre Exzesse automatisch korrigierten und stets ein Gleichgewicht anstrebten. Vielmehr, sagt Soros, führe die Psychologie der Markt-Akteure - ihre Leidenschaften und Vorurteile, ihre Euphorie und Verzweiflung - zu Unwägbarkeiten und falschen Wahrnehmungen. Soros, ein erklärter Linksliberaler, fordert als Reaktion eine Abkehr von der Lehre des freien Marktes und die Einführung neuer Steuerungsinstrumente.
Ich habe meine Theorie schon vor vielen Jahren präsentiert. Aber sie wurde von niemandem ernst genommen. Manchmal habe ich mich schon selbst gefragt, ob sie wirklich so bedeutsam ist.
Doch Selbstzweifel sind Soros Sache nicht. Geboren in Ungarn, floh er als Jugendlicher mit seinen Eltern vor der Nazi-Diktatur. Er studierte an der London School of Economics und wanderte 1956 in die USA aus. Er machte sein Vermögen - geschätzte 17 Milliarden Dollar - mit einem Hedge Fonds, lange bevor es das Wort überhaupt gab. Als Spekulant wurde er zur Legende, als er die Londoner Notenbank zur Abwertung des britischen Pfunds zwang und dabei Millionen verdiente.
So ist es kein Zufall, dass George Soros zu einem streitbaren Mann wurde: Er machte sich Feinde und gewann Anhänger, man hasst oder bewundert ihn, dazwischen gibt es nichts.
George Soros ist aber auch einer der großen amerikanischen Philanthropen und ein selbsternannter Revolutionär: Mit mehr als fünf Milliarden Dollar unterstützte er die aufkeimenden Demokratien in Osteuropa und auf dem Balkan. Soros war immer auch ein politischer Kopf: Im Jahr 2004 investierte er 27 Millionen Dollar in den Versuch, die Wiederwahl von Präsident Bush zu verhindern. Jetzt hat er sich für den Demokraten Barack Obama ausgesprochen.
So überrascht es nicht, dass George Soros seinen Essays mit konkreten Ratschlägen für die Politik schließt - nicht ohne allerdings doch noch ein bisschen Wahlkampf zu betreiben:
Große neue Initiativen können ohnehin erst von einem neuen Präsidenten in Angriff genommen werden. Nur ein demokratischer Präsident wird in der Lage sein, die Dinge umzukrempeln und das Land in eine neue Richtung zu lenken.
Ob sein Buch ihm den angestrebten Platz unter den großen Philosophen sichert, sei dahingestellt. Während die "New York Times" seine Überlegungen als die Erkenntnisse eines "Propheten" preist, sind stramm republikanische Kreise weniger beglückt: Der konservative TV-Moderator Bill O'Reilly nannte Soros einen "radikalen Linken"; rechtsgerichtete Blogs beschimpfen ihn gar als "Anti-Amerikaner". Seinen Ruf als Polarisierer, als ewiger Unbequemer, als unorthodoxer Denker mit einem glasklaren Instinkt für die Märkte hat George Soros mit seinem Essay indes einmal mehr bestätigt.