Es war 1981 in einem Zelt, das irgendwo in der Festivalstadt Avignon aufgebaut worden war. Jérôme Savary inszenierte dort, in einer berührenden Mischung von Boulevardelementen, Zirkuscharme und tiefer Bedeutung: "Noël au Front", "Weihnachten an der Front". Das Stück von Helmut Ruge erzählte von den blutigen Grabenkämpfen an der deutsch-französischen Front des ersten Weltkrieges und wie die Kämpfe plötzlich innehielten, wie sich eine weihnachtliche Stille über den Kampfplatz legte und einzelne Soldaten langsam und vorsichtig aus den Gräben kamen für einen magischen Moment des Friedens. Zusammen mit einem gemischten deutsch-französischen Schauspielensemble hat Savary das inszeniert und damit einen anrührenden theatralischen Meilenstein in einer Geschichte der deutsch-französischen Freundschaft geschaffen, die damals noch nicht so banal, routiniert und müde war wie heute.
Am Hamburger Schauspielhaus hatte er bereits zuvor schon gearbeitet, hatte dort Jules Vernes "In 80 Tagen um die Welt" inszeniert und zusammen mit Peter Zadek Falladas "Jeder stirbt für sich allein" realisiert. Das war 1989 am Berliner Schillertheater, gefolgt von "Schade dass sie eine Hure war" von John Ford am Schauspielhaus Bonn. Savary liebte das deutsche Theater dafür, dass es so reichhaltige Produktionsmöglichkeiten bot und auch, dass hier Ensembles über Jahre zusammenblieben. Er liebte diese im französischen Theater so schwer herzustellenden Zusammenhänge. Sein Zirkus-Theater "Grand Magic Circus et ses animaux tristes" hatte er in den 1960er-Jahren gegründet; es wurde in den 1979 Jahren zum Inbegriff des "Théâtre de la Fête" – eines Theaters als Feier. Das war, als junge Künstler wie Ariane Mnouchkine und er aus den akademischen Institutionen des klassischen französischen Theaters ausbrachen um auf der Straße an verlassenen Orten oder eben im Zirkuszelt eine volkstümliche, lebendige Theatersprache zu erproben, die stark auf Improvisationen beruhte.
Für Savary war hierbei Theater ohne Musik nicht zu denken. Der in Buenos Aires geborene Sohn eines Schriftstellers und der Tochter des Gouverneurs von New York, Frank W. Higgins, war nach seiner Kindheit in der südfranzösischen Provinz als 19-Jähriger nach New York gegangen, um dort als Jazz-Trompeter sein Glück zu versuchen. Thelonious Monk, Count Basie aber auch Autoren der Beat-Generation wie Allen Ginsberg und Jack Kerouac gehörten zu seinen Bekannten. Eigene große Erfolge erlebte er jedoch nach seiner Rückkehr nach Paris mit einer ganz eigenen Wiederbelebung von Musical, Operette und Theater. Das begeisterte und schockierte. Savarys Theater war auch Anfeindungen ausgesetzt und hat gelegentlich Skandale entfacht. Mancher deutsche Intendant eines in Routine und Langeweile dahindämmernden Theaters hat bei Savary angerufen, um sein Theater wieder zu beleben, gelegentlich war das Ergebnis allerdings auch nur locker aktionistische Regie-Spielerei. Seinen Berliner "d’Artagnan" hingegen, eine eigene Theaterbearbeitung des Alexandre Dumas Romans, spielte das Schillertheater 92 Mal und auch während der Fußballweltmeisterschaft vor ausverkauftem Haus.
Mit seinem Freund Peter Zadek, er selbst nannte diese Bekanntschaft ein Verhältnis wie zwischen zwei Gentlemen, blieb er seit den 1960er Jahren in Verbindung und realisierte mit ihm, 13 Jahre nach der ersten gemeinsamen Arbeit am Berliner Theater des Westens den "Blauen Engel" nach Heinrich Mann, mit Ute Lemper und Ulrich Wildgruber in den Hauptrollen. Savary war natürlich fürs Musikalische zuständig und für die Revue-Einlagen und den Schmuddel-Showbiz. "Das Publikum will auf dem Theater den naiven und zugleich magischen Spaß an Dingen wie Schnürboden, Versenkungen, Vorhängen oder galoppierenden Pferden" erleben, sagte er einmal im Interview, und "ich bin ein fanatischer Anhänger des Melodramatischen". Und so blieben seine Theaterarbeiten, bei Intendanzen in Montpellier und Lyon, später auch am großen Pariser Théâtre de Chaillot, das er von 1988 bis 2000 leitet, von griffigen, witzigen und grob-burlesken Regie-Findungen geprägt. Ähnliches galt für seine zahlreichen Operetteninszenierungen etwa am Mogador oder der Opéra Comique. Dieses Haus leitete er von 2000 bis 2006. Als "Mélancomique" bezeichnete er selbst sein Theater, als melancholisch und komisch zugleich.
Am Hamburger Schauspielhaus hatte er bereits zuvor schon gearbeitet, hatte dort Jules Vernes "In 80 Tagen um die Welt" inszeniert und zusammen mit Peter Zadek Falladas "Jeder stirbt für sich allein" realisiert. Das war 1989 am Berliner Schillertheater, gefolgt von "Schade dass sie eine Hure war" von John Ford am Schauspielhaus Bonn. Savary liebte das deutsche Theater dafür, dass es so reichhaltige Produktionsmöglichkeiten bot und auch, dass hier Ensembles über Jahre zusammenblieben. Er liebte diese im französischen Theater so schwer herzustellenden Zusammenhänge. Sein Zirkus-Theater "Grand Magic Circus et ses animaux tristes" hatte er in den 1960er-Jahren gegründet; es wurde in den 1979 Jahren zum Inbegriff des "Théâtre de la Fête" – eines Theaters als Feier. Das war, als junge Künstler wie Ariane Mnouchkine und er aus den akademischen Institutionen des klassischen französischen Theaters ausbrachen um auf der Straße an verlassenen Orten oder eben im Zirkuszelt eine volkstümliche, lebendige Theatersprache zu erproben, die stark auf Improvisationen beruhte.
Für Savary war hierbei Theater ohne Musik nicht zu denken. Der in Buenos Aires geborene Sohn eines Schriftstellers und der Tochter des Gouverneurs von New York, Frank W. Higgins, war nach seiner Kindheit in der südfranzösischen Provinz als 19-Jähriger nach New York gegangen, um dort als Jazz-Trompeter sein Glück zu versuchen. Thelonious Monk, Count Basie aber auch Autoren der Beat-Generation wie Allen Ginsberg und Jack Kerouac gehörten zu seinen Bekannten. Eigene große Erfolge erlebte er jedoch nach seiner Rückkehr nach Paris mit einer ganz eigenen Wiederbelebung von Musical, Operette und Theater. Das begeisterte und schockierte. Savarys Theater war auch Anfeindungen ausgesetzt und hat gelegentlich Skandale entfacht. Mancher deutsche Intendant eines in Routine und Langeweile dahindämmernden Theaters hat bei Savary angerufen, um sein Theater wieder zu beleben, gelegentlich war das Ergebnis allerdings auch nur locker aktionistische Regie-Spielerei. Seinen Berliner "d’Artagnan" hingegen, eine eigene Theaterbearbeitung des Alexandre Dumas Romans, spielte das Schillertheater 92 Mal und auch während der Fußballweltmeisterschaft vor ausverkauftem Haus.
Mit seinem Freund Peter Zadek, er selbst nannte diese Bekanntschaft ein Verhältnis wie zwischen zwei Gentlemen, blieb er seit den 1960er Jahren in Verbindung und realisierte mit ihm, 13 Jahre nach der ersten gemeinsamen Arbeit am Berliner Theater des Westens den "Blauen Engel" nach Heinrich Mann, mit Ute Lemper und Ulrich Wildgruber in den Hauptrollen. Savary war natürlich fürs Musikalische zuständig und für die Revue-Einlagen und den Schmuddel-Showbiz. "Das Publikum will auf dem Theater den naiven und zugleich magischen Spaß an Dingen wie Schnürboden, Versenkungen, Vorhängen oder galoppierenden Pferden" erleben, sagte er einmal im Interview, und "ich bin ein fanatischer Anhänger des Melodramatischen". Und so blieben seine Theaterarbeiten, bei Intendanzen in Montpellier und Lyon, später auch am großen Pariser Théâtre de Chaillot, das er von 1988 bis 2000 leitet, von griffigen, witzigen und grob-burlesken Regie-Findungen geprägt. Ähnliches galt für seine zahlreichen Operetteninszenierungen etwa am Mogador oder der Opéra Comique. Dieses Haus leitete er von 2000 bis 2006. Als "Mélancomique" bezeichnete er selbst sein Theater, als melancholisch und komisch zugleich.