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"Ein Glückstag"

Drei Tage nach dem Urteil gegen Alberto Contador, trifft der Internationale Sportgerichtshof CAS in Lausanne morgen weitere wichtige Entscheidung im Radsport: das Urteil im Fall Jan Ullrich.

Von Andrea Schültke | 08.02.2012
    Im März 2010 hatte der Radsport Weltverband UCI den CAS angerufen, nachdem der Schweizer Radsportverband zuvor ein Verfahren gegen Ullrich eingestellt hatte. Es ging um den Vorwurf des Dopings und dass Ullrich Kunde des spanischen Dopingarztes Eufemiano Fuentes gewesen sei.
    Am Tag vor dem Urteil absolvierte Jan Ullrich in Bielefeld einen Sponsorentermin.

    Jan Ullrich vermittelte den Eindruck eines gut gelaunten Mannes. Auf Fragen nach dem für morgen erwarteten CAS-Urteil war er natürlich vorbereitet. Es schien als sei dem Ex-Profi die Höhe einer möglichen Strafe gar nicht wichtig:

    "Für mich ist morgen ein Glückstag. Ich warte seit sechs Jahren auf n Urteil, dann hak ich das Thema ein für alle Mal ab, auch meine Profi-Radsportkarriere und die vergangenen Jahre und kann dann auch zufrieden und motiviert wieder in die Zukunft blicken."

    Diese Zukunft soll unter anderem im Radsport liegen. Ein Kosmetik-Hersteller aus Bielefeld ist dabei Ullrichs neuer Sponsor, will sich im Breitensport engagieren und unter anderem Radrennen für Amateure veranstalten.

    Gerade die Amateure orientieren sich aber häufig an Vorbildern aus dem Feld der Profis. Jan Ullrich soll jetzt dieses Vorbild sein. Ein ehemaliger Tour de France Sieger, dem staatsanwaltschaftliche Ermittlungen Verbindungen nachgewiesen haben zum spanischen Dopingarzt Fuentes. Das Verfahren gegen Ullrich wurde damals eingestellt, gegen Zahlung eines sechsstelligen Betrages. Dennoch glaubt Ullrich Vorbild sein zu können:

    "Ich hab mich nicht aufgedrängt, fahre gerne Rad. Die Leute akzeptieren das, haben das für sich verarbeitet. Es kommen sehr viele Anfragen über Fanpost, wann ich wieder einsteige.Ich glaube, dass ich eine Vorzeigefunktion habe."

    Die könnte Jan Ullrich glaubwürdiger vertreten, wenn er nach dem Urteil Klartext reden würde. Bisher hatte sich Jan Ullrich nie konkret zu den Dopingvorwürfen geäußert, sondern lediglich erklärt, niemanden betrogen zu haben. Einige seiner Aussagen deuteten heute darauf hin, dass er sein Schweigen brechen könnte. Er gab zu, Fehler gemacht zu haben:

    "Unter Fehler kann man viel verstehen, warum ich dazu zu dem Thema lange nichts gesagt habe und so weiter und so fort, das wird sich alles aufklären. Das kann ich auch beantworten."

    Wann diese Antworten kommen, blieb offen. Ullrichs Management kündigte eine schriftliche Stellungnahme nach dem Urteil an.