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Ein Killer-Programm für das Handy

Wer heute mobil telefoniert, tut dies in der Regel mit einem Telefon der ersten oder zweiten Generation. Telefoniert mit dem GSM-Standard in den D- oder E-Netzen. Die für Milliarden verkauften breitbandingen UMTS-Netze harren immer noch einer erweiterten Nutzung. Über die Zukunft der UMTS-Netze diskutierte der 'Müncher-Kreis', eine gemeinnützige übernationale Vereinigung für Kommunikationsforschung. Die Veranstaltung mit dem Titel 'Märkte und Anwendungen für UMTS' fand am 14. November 2001 im Europäischen Patentamt in München statt.

Oliver Buschek |
    Der Hauptvorteil der neuen Netze liegt in der höheren Datenbandbreite, die im Endausbau bei UMTS bei zwei MBit liegen soll, verglichen mit dem 9,6 KBit in GSM-Netzen ein großer Schritt nach vorn. Als erstes werden die neuen Netze eine verbesserte Sprachqualität bieten. Mittels eines verbesserten Codecs wäre dies zwar schon in den heutigen GSM-Netzen möglich, doch die Netzbetreiber werden sich diese Neuereung für UMTS aufheben. Professor Peter Vary vom Institut für Nachrichtengeräte und Datenverarbeitung an der TH Aachen glaubt nicht, dass allein bessere Sprachübermittlung Millionen von Deutschen dazu bewegen könnte, sich ein UMTS-Handy zuzulegen.

    Die Hauptanwendung der UMTS-Netze dürfte wohl in der Datenübertragung liegen. Das Surfen unterwegs wird in der Anfangszeit nicht so schnell sein, wie es mancher vielleicht erwartet. Statt der theoretisch möglichen zwei MBit wird es zum Start 2003 wohl nur mit ISDN-Geschwindigkeit gehen. Der nötige Ausbau für höhere Bandbreiten wird noch einige Jahre auf sich warten lassen.

    Lothar Pauly Bereichsvorstand bei Siemens mobile, sieht zwei Probleme: die fehlende Verfügbarkeit bei Endgeräten und die Suche nach einer Killerapplikation. Also die Suche nach einem Dienst für den die Konsumenten bereit sind viel Geld auszugeben. Die Suche danach hat bereits begonnen. Zum einen auf der Isle of Man, an der Küste Englands, dort wurde das erste UMTS-Netz in Europa in Betrieb genommen. Zum anderen in Japan, dort kann man im Großraum Tokio mit UMTS telefonieren. Die Japaner sind vor allem von mobilen Video-Telefonaten begeistert. In Deutschland startet UMTS erst im Jahr 2003, dann müssen nach den Richtlinien zur UMTS-Frequenzvergabe mindestens ein Viertel der Bevölkerung mit UMTS versorgt werden. Doch auch die GSM-Netze machen im Bereich der Datenübertragung Fortschritte. Mit den neuen Übertragungsverfahren GPRS und HSCSD stehen schon heute größere Übertragungsbandbreiten bis zu 56 KBit zur Verfügung. Die Einführung von UMTS kann also mit großer Neugier beobachtet werden. Brauchen die Konsumenten die neuen Dienste wirklich? Welchen Preis sind sie bereit dafür zu zahlen?

    Links:

    Münchner Kreis

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