So Biophysik-Professor Andreas Herrmann. Es war ein Erfolgs-Jahr für die Biophysik an der Humboldt-Universität. Der Spezial-Studiengang war begehrt wie noch nie. Fünf Bewerber kamen auf einen Studienplatz - aus dem In- und Ausland. Studienfachberater Peter Müller ist stolz auf die Rekord-Noten der zugelassenen Abiturienten:
Also praktisch war der Humboldt-interne NC bei 1,6, und das ist natürlich schon ein sehr, sehr guter Durchschnitt. Insofern kommen natürlich die hellen Köpfe her. Und wir sind natürlich sehr interessiert an den hellen Köpfen.
Biophysik auf Diplom gab es bislang bundesweit ausschließlich an der Humboldt-Uni. Ein Ost-Studiengang, der bereits Anfang der 80er Jahre eingerichtet worden war, weil die DDR dringend Forscher für Industrie und Landwirtschaft suchte - erinnert sich Herrmann.
Es ging also zum Beispiel damals darum, ob man Spermien finden kann, also Rinder-, Tier-Spermien, um gezielte Befruchtungen vorzunehmen. Um aufgrund biophysikalischer Parameter der Zelle solche Spermien auszuwählen, die für die Zucht sehr geeignet sind. Das waren also auch ganz aktuelle Hintergründe.
Die DDR-Biophysik überlebte die Wende - sie wurde nicht abgewickelt. Jetzt macht der Oststudiengang sogar Karriere im Westen: Immer mehr Institute, wie an der Technischen Uni München, bieten Biophysik inzwischen als Vertiefungsrichtung an. Und die Universität Kaiserslautern hat nun - in Anlehnung an Berlin - ebenfalls einen eigenen Diplom-Studiengang eingerichtet, ganz neu zum jetzigen Wintersemester. Professorin Christiane Ziegler von der Uni Kaiserslautern erklärt:
Man stellt einfach fest, dass die Industrie einerseits Leute braucht, die also biologischen Sachverstand haben, aber eben auch was von Technik verstehen und dass es davon eben sehr wenig gibt. Und deswegen Biophysik.
Doch die Berliner staunten nicht schlecht, als sie in der Zeitung lasen, Kaiserslautern wäre ein Novum. Herrmann:
Es hat uns überrascht, als wir im Sommer erfahren haben, dass der Studiengang an der Universität Kaiserslautern als der erste Studiengang Biophysik bundesweit dargestellt worden ist, und dem sind wir entgegengetreten, weil das nicht zutrifft, erster Studiengang Biophysik bundesweit, dass das natürlich ein falsches Bild wirft und dass gegebenenfalls Interessenten abgeworben werden.
Christiane Ziegler gesteht:
Die Kollegen in Berlin, die haben dann wutentbrannt hier angerufen
Sie dementiert aber, dass die eigene Uni damit geworben habe, die Nummer eins beim Diplom-Studiengang zu sein:
Nein, das haben wir nicht gesagt. Sondern wir haben gesagt, das ist der erste, der von den drei Fachbereichen Chemie, Physik und Biologie gemeinsam angeboten wird. Und das war auch das einzige, was in unserer Pressemitteilung drin stand. Ich weiß, dass manche aus dieser Pressemitteilung etwas anderes gemacht haben und dann geschrieben haben, es wäre der erste Studiengang. Dass stammt aber nicht von uns. Herrmann
Ich muss auch ganz fair sagen: Die Kaiserslauterer Kollegen haben selbst noch eine Pressemitteilung gemacht und das gerade gestellt. Das ist sehr kollegial gelaufen.
Kopie-Projekte im Westen und Rekord-Bewerberzahlen - die Berliner Biophysik kann auch sonst ganz zufrieden auf das Jahr zurückblicken: denn erstmalig wurden zwei eigene Juniorprofessoren eingestellt. Zudem fragten mehrere Verlage an, ob die Humboldtianer nicht internationale Biophysik-Lehrbücher schreiben wollten. Und bei der langen Nacht der Wissenschaften in Berlin fanden die eigens inszenierten Experimente zum Thema Grippe- und Krebszellen enormen Beifall - gerade beim jungen Publikum. Herrmanns Idee fürs neue Jahr:
Der Erfolg der langen Nacht der Wissenschaften hat uns angeregt, wieder die Idee der Schülergesellschaft aufzugreifen. Das hatten wir schon mal zu DDR-Zeiten. Das heißt, da kamen ein, zwei Mal im Monat Schüler hierher und arbeiteten in Arbeitsgruppen. Wir haben ihnen die biophysikalische Forschung näher gebracht und dann auch sehr gute Studenten aus diesen Schülern rekrutieren können. Diese Idee wollen wir wieder aufnehmen.
Links zum Thema
Zentrum für Biophysik und Bioinformatik an der Humboldt-Universität Berlin