"Als Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg die Elbe hier bei Torgau überquerte und sein Blick auf Schloss Hartenfels fiel, meinte er: 'Oh welch kaiserliche Burg!'"
Doch in dem gewaltigen Renaissanceschloss residierte kein Kaiser, sondern der sächsische Kurfürst - bis Mitte des 16. Jahrhunderts. Heute lässt die imposante Architektur noch erahnen, dass Torgau und Schloss Hartenfels über die Grenzen des Kurfürstentums berühmt waren. Silvia Meinel:
"Lange Zeit war Schloss Hartenfeld das modernste Wohnschloss in Sachsen. Selbst als die Residenz dann nach Dresden verlegt wurde. Man hat hier noch viele Landtage abgehalten, Feste gefeiert und vor allem oft und viel und lange geheiratet.''"
Nicht nur die Sachsen-Herrscher. Auch ein russischer Zar hat in Torgau seinen Sohn mit einer deutschen Prinzessin verheiratet. Die prunkvollen Säle gibt es nicht mehr, sie wurden umgebaut, als das Schloss Kaserne war. Doch die Schlosskirche im Seitenflügel ist erhalten, der erste protestantische Kirchenbau, betont schlicht nach Ideen von Martin Luther.
""Wenn Sie hier hereinkommen, fällt Ihr Blick gleich auf die Kanzel, nach cranachschen Entwürfen geschaffen. Wenn Sie nach vorne schauen, sehen Sie den Altar als schlichten Abendmaltisch, oben drüber gleich die Orgel, denn die Rolle der Musik ist eine ganz große. Luther persönlich hat diese Kirche am 5. Oktober 1545 auch eingeweiht."
Die Torgauer Altstadt ist ein Kleinod der Renaissance. Ein attraktives Rathaus und viele, viele Bürgerhäuser von 1500/1600. Das alles blieb vom Krieg verschont.
"Sehr viel originale Bausubstanz aus dem 16. Jahrhundert. Man sieht sehr viele Fassaden, und man kann auch in einige Bürgerhäuser reinschauen. Dass man sich zum Beispiel ein Bürgermeisterhaus auch von innen anschauen kann: herrliche Kassettendecken, wunderbare Wandvertäfelungen, alles im Original. Und eine Stube, wo bald 40 Engel auf uns herab schauen."
Dieses Bürgermeister-Ringenhain-Haus ist erst seit wenigen Jahren fertig restauriert und Museum. Die geschnitzten Türen und kunstvollen Decken- und Wandmalereien von 1600 etwa hatte man hinter Holzverkleidungen gefunden.
"Martin Luther meinte: Torgaus Bauten übertreffen in ihrer Schönheit alle aus der Antike. Selbst der Tempel des Königs Salomo war nur aus Holz."
Das Haus Katharinenstraße Nr. 11 hatte nicht so einen wohlhabenden Besitzer, vermittelt uns aber auch die Stimmung vergangener Zeit. Es beherbergt die Katharina-Luther-Stube. Kathrin Niese:
"Sie ist vor der Pest aus Wittenberg geflohen und hatte dann kurz vor Torgau einen schweren Unfall. Sie ist aus ihrem Wagen gestürzt, hat sich das Becken angebrochen, hat eine Lungenentzündung bekommen und wurde in diesem Haus gepflegt, bis sie dann aber im Dezember 1552 hier gestorben ist."
Im Erdgeschoss wird über das Leben von Luthers Ehefrau informiert.
Es war ein Torgauer Ratsherr, der ihre Flucht aus dem Kloster ermöglicht hatte – als 24-jährige, zusammen mit 11 anderen Nonnen. Nach Station in Torgau kamen sie nach Wittenberg.
"Sie hatte sich eigentlich in Wittenberg in einen jungen Theologiestudenten verliebt, dessen Familie war aber nicht begeistert, dass er eine entlaufene Nonne heiraten wollte. Dann wurde von Luther ein älterer Pfarrer für sie ausgesucht, der war aber ein ganzes Stück älter als sie. Und da hat sie gesagt: "Na Euch würde ich heiraten"."
Sie hat sich also den Luther ausgesucht ...
Gleich um die Ecke trägt ein stimmungsvolles Restaurant den Namen "Herr Käthe".
"Luther hat seine Frau immer liebevoll "Herr Käthe" genannt. "Herr", weil sie wirklich für die damalige Zeit für eine Frau recht selbstbewusst war und die ganze riesige Wirtschaft so gut organisiert hat, wie eigentlich ein Mann."
Die große helle Marienkirche von Torgau hatte 1813 schwer gelitten, als sie Seuchenlazarett war. Nun ist sie stilgerecht wieder hergestellt. An der Kanzel sehen wir noch ein mittlerweile seltenes Zeitglas, sieht aus wie eine große Eieruhr.
"Martin Luther sagte ja: 'Tritt frisch auf, tu's Maul auf, hör bald auf.'"
In dieser Marienkirche predigte Martin Luther und hier ist auch das Grab seiner Katharina. Die Grabplatte zeigt uns eine selbstbewusste Frau.
"Sie ist 1552 verstorben, und es ist dann zu lesen: ein großer Trauerzug, der ging durch die Straße, die zur Residenz führte, bis in die Stadtkirche St. Marien. Wenn man sich so überlegt, mitten im 16. Jh. wird eine bürgerliche Frau in dieser Kirche beigesetzt. Das ist doch schon eine große Achtung und Wertschätzung."
Ende Juni feiert Torgau den Katharina-Tag. Ein Fest für Katharina von Bora und die starken Frauen von heute.
Schon vorher - am Himmelfahrtswochenende – ist das Auszugsfest der Geharnischten. Dann sind viele Männer und Frauen in der Stadt unterwegs, die aussehen wie im 16. Jahrhundert.
Die Torgauer Geharnischten gelten als die älteste Bürgerwehr Deutschlands. Dieter Mittag vom Geharnischtenverein:
""Urkundlich erwähnt zum ersten Mal 1344. Es war ein Städtevertrag zwischen den Städten Torgau, Grimma und Oschatz, in dem sich die Städte verpflichtet haben, gegen das Bandenunwesen eigene Bürgerwehren aufzustellen, die Banden zu bekämpfen und so für die Sicherheit der Städte zu sorgen."
Und das Auszugsfest hat eine ganz lange Tradition, es geht zurück auf die Wurzener Fehde 1542. Der deutsche Kaiser hatte eine Türkensteuer befohlen. Die wollte der Bischof von Meißen nicht zahlen. Also schickte der sächsische Kurfürst seine Geharnischten los, um die nächstgelegene Stadt des Bistums zu besetzen, eben Wurzen.
"Das haben sich natürlich die Meissener und Dresdener nicht gefallen lassen, haben ein großes Heer gen Wurzen geschickt, und es drohte wirklich ein großer Krieg. Aber auf Vermittlung des Herzogs Moritz von Hessen und von Martin Luther ist dann diese Fehde friedlich beendet worden. Die Torgauer sind wieder heimgezogen."
Und weil sie nicht zu kämpfen brauchten, wurde gefeiert. Dann wieder im nächsten Frühjahr und wieder und wieder. Später alle 2 Jahre. Außer in Kriegszeiten, und in der DDR war das Fest verboten. Nun ist besonders der Zapfenstreich im Schlosshof Hartenfels ein Erlebnis, das kribbelt.
Homepage Torgau-Informations-Center:
Torgau erleben
Doch in dem gewaltigen Renaissanceschloss residierte kein Kaiser, sondern der sächsische Kurfürst - bis Mitte des 16. Jahrhunderts. Heute lässt die imposante Architektur noch erahnen, dass Torgau und Schloss Hartenfels über die Grenzen des Kurfürstentums berühmt waren. Silvia Meinel:
"Lange Zeit war Schloss Hartenfeld das modernste Wohnschloss in Sachsen. Selbst als die Residenz dann nach Dresden verlegt wurde. Man hat hier noch viele Landtage abgehalten, Feste gefeiert und vor allem oft und viel und lange geheiratet.''"
Nicht nur die Sachsen-Herrscher. Auch ein russischer Zar hat in Torgau seinen Sohn mit einer deutschen Prinzessin verheiratet. Die prunkvollen Säle gibt es nicht mehr, sie wurden umgebaut, als das Schloss Kaserne war. Doch die Schlosskirche im Seitenflügel ist erhalten, der erste protestantische Kirchenbau, betont schlicht nach Ideen von Martin Luther.
""Wenn Sie hier hereinkommen, fällt Ihr Blick gleich auf die Kanzel, nach cranachschen Entwürfen geschaffen. Wenn Sie nach vorne schauen, sehen Sie den Altar als schlichten Abendmaltisch, oben drüber gleich die Orgel, denn die Rolle der Musik ist eine ganz große. Luther persönlich hat diese Kirche am 5. Oktober 1545 auch eingeweiht."
Die Torgauer Altstadt ist ein Kleinod der Renaissance. Ein attraktives Rathaus und viele, viele Bürgerhäuser von 1500/1600. Das alles blieb vom Krieg verschont.
"Sehr viel originale Bausubstanz aus dem 16. Jahrhundert. Man sieht sehr viele Fassaden, und man kann auch in einige Bürgerhäuser reinschauen. Dass man sich zum Beispiel ein Bürgermeisterhaus auch von innen anschauen kann: herrliche Kassettendecken, wunderbare Wandvertäfelungen, alles im Original. Und eine Stube, wo bald 40 Engel auf uns herab schauen."
Dieses Bürgermeister-Ringenhain-Haus ist erst seit wenigen Jahren fertig restauriert und Museum. Die geschnitzten Türen und kunstvollen Decken- und Wandmalereien von 1600 etwa hatte man hinter Holzverkleidungen gefunden.
"Martin Luther meinte: Torgaus Bauten übertreffen in ihrer Schönheit alle aus der Antike. Selbst der Tempel des Königs Salomo war nur aus Holz."
Das Haus Katharinenstraße Nr. 11 hatte nicht so einen wohlhabenden Besitzer, vermittelt uns aber auch die Stimmung vergangener Zeit. Es beherbergt die Katharina-Luther-Stube. Kathrin Niese:
"Sie ist vor der Pest aus Wittenberg geflohen und hatte dann kurz vor Torgau einen schweren Unfall. Sie ist aus ihrem Wagen gestürzt, hat sich das Becken angebrochen, hat eine Lungenentzündung bekommen und wurde in diesem Haus gepflegt, bis sie dann aber im Dezember 1552 hier gestorben ist."
Im Erdgeschoss wird über das Leben von Luthers Ehefrau informiert.
Es war ein Torgauer Ratsherr, der ihre Flucht aus dem Kloster ermöglicht hatte – als 24-jährige, zusammen mit 11 anderen Nonnen. Nach Station in Torgau kamen sie nach Wittenberg.
"Sie hatte sich eigentlich in Wittenberg in einen jungen Theologiestudenten verliebt, dessen Familie war aber nicht begeistert, dass er eine entlaufene Nonne heiraten wollte. Dann wurde von Luther ein älterer Pfarrer für sie ausgesucht, der war aber ein ganzes Stück älter als sie. Und da hat sie gesagt: "Na Euch würde ich heiraten"."
Sie hat sich also den Luther ausgesucht ...
Gleich um die Ecke trägt ein stimmungsvolles Restaurant den Namen "Herr Käthe".
"Luther hat seine Frau immer liebevoll "Herr Käthe" genannt. "Herr", weil sie wirklich für die damalige Zeit für eine Frau recht selbstbewusst war und die ganze riesige Wirtschaft so gut organisiert hat, wie eigentlich ein Mann."
Die große helle Marienkirche von Torgau hatte 1813 schwer gelitten, als sie Seuchenlazarett war. Nun ist sie stilgerecht wieder hergestellt. An der Kanzel sehen wir noch ein mittlerweile seltenes Zeitglas, sieht aus wie eine große Eieruhr.
"Martin Luther sagte ja: 'Tritt frisch auf, tu's Maul auf, hör bald auf.'"
In dieser Marienkirche predigte Martin Luther und hier ist auch das Grab seiner Katharina. Die Grabplatte zeigt uns eine selbstbewusste Frau.
"Sie ist 1552 verstorben, und es ist dann zu lesen: ein großer Trauerzug, der ging durch die Straße, die zur Residenz führte, bis in die Stadtkirche St. Marien. Wenn man sich so überlegt, mitten im 16. Jh. wird eine bürgerliche Frau in dieser Kirche beigesetzt. Das ist doch schon eine große Achtung und Wertschätzung."
Ende Juni feiert Torgau den Katharina-Tag. Ein Fest für Katharina von Bora und die starken Frauen von heute.
Schon vorher - am Himmelfahrtswochenende – ist das Auszugsfest der Geharnischten. Dann sind viele Männer und Frauen in der Stadt unterwegs, die aussehen wie im 16. Jahrhundert.
Die Torgauer Geharnischten gelten als die älteste Bürgerwehr Deutschlands. Dieter Mittag vom Geharnischtenverein:
""Urkundlich erwähnt zum ersten Mal 1344. Es war ein Städtevertrag zwischen den Städten Torgau, Grimma und Oschatz, in dem sich die Städte verpflichtet haben, gegen das Bandenunwesen eigene Bürgerwehren aufzustellen, die Banden zu bekämpfen und so für die Sicherheit der Städte zu sorgen."
Und das Auszugsfest hat eine ganz lange Tradition, es geht zurück auf die Wurzener Fehde 1542. Der deutsche Kaiser hatte eine Türkensteuer befohlen. Die wollte der Bischof von Meißen nicht zahlen. Also schickte der sächsische Kurfürst seine Geharnischten los, um die nächstgelegene Stadt des Bistums zu besetzen, eben Wurzen.
"Das haben sich natürlich die Meissener und Dresdener nicht gefallen lassen, haben ein großes Heer gen Wurzen geschickt, und es drohte wirklich ein großer Krieg. Aber auf Vermittlung des Herzogs Moritz von Hessen und von Martin Luther ist dann diese Fehde friedlich beendet worden. Die Torgauer sind wieder heimgezogen."
Und weil sie nicht zu kämpfen brauchten, wurde gefeiert. Dann wieder im nächsten Frühjahr und wieder und wieder. Später alle 2 Jahre. Außer in Kriegszeiten, und in der DDR war das Fest verboten. Nun ist besonders der Zapfenstreich im Schlosshof Hartenfels ein Erlebnis, das kribbelt.
Homepage Torgau-Informations-Center:
Torgau erleben