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Ein tiefer Fall

Es gibt keinen Superhelden und auch keinen Bösewicht in diesem Roman. Im Mittelpunkt steht ein altgedienter Biologieprofessor, der plötzlich aus seiner Routine gerissen wird, sein jüngerer Kollege, der ganz nach oben will, sowie Jungforscher und Doktoranden, die unter gewaltigem Leistungsdruck stehen. Der ganz normale, scheinbar biedere Alltag eines Kieler Universitätsinstituts reicht Bernhard Kegel aus, um dort einen Thriller anzusiedeln, der von Anfang an fesselt.

Rezension: Michael Lange | 17.06.2012
    Der Zoologe Hermann Pauli ist an seinem Computer eingeschlafen. Da hört er merkwürdige Geräusche aus dem Nachbarlabor. Er schaut nach und entdeckt zwischen zerstörten Aquarien und zappelnden Fischen die Leiche eines Wissenschaftlers. Mit der scheinbaren Ruhe im Elfenbeinturm ist es vorbei. Die Kriminalpolizei beginnt mit ihren Ermittlungen und bringt ans Licht, was an Universitäten gang und gäbe ist: Missgunst, Konkurrenzkampf und Eitelkeit. Der Kampf der Professoren um Ansehen und Forschungsgelder schafft einen neuen, selbstbewussten Forschertyp. Er sieht sich als Teil einer weltweiten Elite und scheitert im Universitätsalltag nicht selten an den eigenen Ansprüchen. Die geniale Entdeckung und die gewissenlose Fälschung liegen dann manchmal nur einen Klick auseinander.

    Im Mittelpunkt des Romans stehen reale Forschungsthemen, die Wissenschaftler heute tatsächlich beschäftigen. So geht es unter anderem um eine biologische Schattenwelt, die RNA-Welt, die noch niemand entdeckt hat, die aber existieren könnte. Die wissenschaftlichen Zusammenhänge erklärt Bernhard Kegel kompetent, aber ohne zu belehren. Und ganz im Gegensatz zu anderen bekannten Autoren von Wissenschaftsthrillern geschieht das, ohne dass die Handlung durch lange lehrbuchhafte Einschübe unterbrochen wird. Dieser Roman stellt nicht die Wirklichkeit dar, aber er könnte jederzeit Wirklichkeit werden.

    Bernhard Kegel: Ein tiefer Fall
    ISBN: 978-3-866-48165-7
    Mareverlag, 512 Seiten, 19,90 Euro