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Ein Zeichen gegen die Wilderei

Einst durchstreiften Millionen den afrikanischen Kontinent; jetzt sind nur noch knapp 500 000 Elefanten übriggeblieben. Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife schätzt, dass zurzeit im Durchschnitt vier Elefanten pro Stunde von Wilderern erlegt werden. Mit einer spektakulären Aktion will die US-Regierung heute Abend auf dieses Problem aufmerksam machen.

Von Heike Wipperfürth | 14.11.2013
    Die Kameras werden surren, wenn die US-Regierung heute Abend anlässlich der dramatisch gestiegenen Wilderei auf Elefanten sechs Tonnen Elfenbeinschnitzereien und Roh-Elfenbein zerstört, die sie in den letzten 25 Jahren beschlagnahmt hat.

    Ein dramatischer Appell an die Welt, endlich zu handeln: 30.000 afrikanische Waldelefanten werden jährlich gewildert - getötet wegen des Elfenbeins. Seit 2002 hat sich ihre Zahl um 75 Prozent verringert - in zehn Jahren könnten sie ausgestorben sein. Dagegen kämpft auch Hillary Clinton, die ehemalige US Außenministerin. Ihre Familienstiftung, die Clinton Global Initiative, und Partner in der ganzen Welt geben in den nächsten drei Jahren 80 Millionen Dollar für die Rettung der Elefanten in Afrika aus. Aus gutem Grund, sagte Clinton kürzlich auf einer Artenschutzkonferenz in Washington.

    "Es ist nicht nur eine Umweltkatastrophe. Es ist auch ein wirtschaftliches Problem und eine Gefahr für die nationale Sicherheit. Der illegale Handel mit Wildtieren ist so gut organisiert und so gefährlich wie noch nie."

    Noch nie wurde so viel illegales Elfenbein beschlagnahmt wie heute. Erst in der vergangenen Woche haben Behörden in Tansania 1800 Kilogramm Elfenbein im Haus dreier Chinesen gefunden - Stoßzähne von mehr als 200 gewilderten Elefanten. Und die Wilderer greifen zu immer drastischeren Mitteln: Im Januar dieses Jahres wurde eine elfköpfige Elefantenfamilie in Kenia ermordet – es war die größte Massenerschießung von wilden Tieren in diesem Land.

    Um an das kostbare Material zu kommen, benutzen Wilderer Hubschrauber, Nachtsichtbrillen und Satellitentelefone. Die Gewinne aus dem Handel finanzieren auch Bürgerkriege und Terroristen und tragen zur Korruption und Destabilisierung von Regierungen bei. Hillary Clinton:

    "Wir wissen, dass Terroristen wie Al-Shabaab und die Lord's Resistance Army und andere bewaffnete Gruppen sich am Elfenbeinhandel beteiligen. Sie benutzen die gleichen kriminellen Netzwerke über die Landesgrenzen hinweg wie die Drogen- und Waffenhändler und Menschenschmuggler. Einige Gegenden sind nicht mehr kontrollier- und regierbar."

    Hintergrund ist die wachsende Nachfrage nach Elfenbein. Auf dem Weltmarkt werden damit bis zu 10 Milliarden Dollar umgesetzt, vor allem in China. Die Gewinnspannen sind riesig: In China werden bis zu 1800 Euro für ein Kilogramm Roh-Elfenbein bezahlt. Es gibt zwar strenge Jagd- und Ausfuhrverbote, doch sie wurden gelockert und fruchteten daher bisher wenig. So durfte China zweimal Elfenbein legal einführen - ein großer Fehler, sagt David Barron, ein Berater der US-Regierung in Sachen Wildtierschutz:

    "Durch den legalen Import von Elfenbein entstand in China ein großes Durcheinander. Wilddiebe können die Gelegenheit nutzen und gewildertes Elfenbein als legales verkaufen."

    Das soll sich nun ändern. In Botswana findet vom 2. bis 4. Dezember ein afrikanischer Elefantengipfel statt. Im Vordergrund stehen die Pläne der Konsumenten wie China, die Elfenbeinnachfrage zu drosseln. Eine andere Taktik verfolgt die Clinton Global Initiative. Sie unterstützt die Ausbildung und Einstellung von 3100 neuen Parkaufsehern. Ein zweischneidiges Schwert, doch anders geht es nicht, sagt Chelsea Clinton:

    "Mehr als tausend Parkaufseher wurden in den letzten zehn Jahren ermordet. Wir müssen ja nicht nur die Finanzierung krimineller Banden und Syndikate als Kosten des illegalen Elfenbeinhandels in Betracht ziehen, sondern auch die Gefahren, denen sich die Aufseher täglich stellen müssen. Es ist aber nun einmal so: Wo mehr Parkaufseher sind, sind auch mehr Elefanten."
    Ermittler zeigen beschlagnahmtes Elfenbein in Togos Hauptstadt Lomé im August 2013
    Ermittler zeigen beschlagnahmtes Elfenbein in Togos Hauptstadt Lomé im August 2013 (picture alliance / dpa / Ange Obafemi)