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Eine Brandschutzmauer gegen Rechts

Die Zahl an Internetseiten, die mit ausländerfeindlichen und rechtsradikalen Inhalten vor allem jugendliche Surfer ködern wollen, steigt rasch und unaufhaltsam. Weil damit das Ansehen Deutschlands im Ausland Schaden nimmt und vor allem international agierende deutsche Unternehmen in wirtschaftliche Mitleidenschaft gezogen werden, kamen am vergangenen Freitag in Berlin Internet-Anbieter sowie Vertreter des Zentralrats der Juden in Deutschland zusammen, um Maßnahmen gegen die rassistische Hetze im Datennetz zu erörtern: Die neue Initiative N@iin soll im Internet als Ansprechpartner fungieren und Hinweise auf rechtradikale Internetseiten entgegennehmen.

Wolgang Noelke, Arthur Wetzel |
    Auch unbedarfte Surfer stolpern schnell über gewaltverherrlichende und rechtsextreme Seiten im Internet, auch wenn sie nicht danach suchen. Der Grund: Viele der radikalen Anbieter locken Ahnungslose mit harmlos wirkenden Domain-Namen und Suchbegriffen auf ihre zweifelhaften Webseiten, um einerseits nicht so schnell aufgespürt zu werden, andererseits sollen labile Menschen für die rechten Ideen gewonnen werden.

    Weil die meisten Internetbenutzer derartige Seiten nicht bei der Polizei anzeigen und andere Stellen, an die man sich in solchen Fällen wenden könnte, meist wenig bekannt sind, gründeten deutsche Internetanbieter sowie der Zentralrat der Juden in Deutschland die Aktion N@iin: Das neue Angebot soll Surfern als Anlaufstelle dienen, um dort unbürokratisch auf rechtsradikale Webseiten hinweisen zu können, ohne die Gefahr, dabei möglicherweise selbst zum Ziel von Belästigungen oder gar Racheakten der rechten Betreiber zu werden.

    Die Buchstabenfolge N@iin steht für No Abuse In Internet - Kein Missbrauch des Internet. Ab der kommenden Woche ist die Initiative unter http://WWW.N@iin.ORG im Internet erreichbar. "Treffen Surfer etwa auf Seiten mit rechtsextremen Symbolen und volksverhetzenden Inhalten, können sie sich an N@iin wenden. Nach einer Prüfung dieser Angaben auf tatsächliche Rechtsverstöße wird der Zugangsbetreiber, der selbst bei N@iin Mitglied ist, die betreffenden Seiten aus dem Netz nehmen", erläutert Arthur Wetzel, erster Vorsitzende von N@iin. Die Anzeigeerstatter bleiben dabei in jedem Fall anonym - Der Verein N@iin, der von Medienunternehmern und Politikern getragen wird und eng mit dem Bundesjustizministerium zusammenarbeitet, übernimmt die weiteren Schritte. Um aber dem "braunen Sumpf" erfolgreich im Internet entgegentreten zu können, ist die Initiative darauf angewiesen, dass Internetbenutzer nicht einfach wegklicken, wenn sie auf rechtradikale Seiten stoßen, sondern N@iin auf diese Inhalte hinweisen.