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Eine Frage der Ehre

Das Vorbild kommt aus den USA: Hier gibt es bereits an vielen Universitäten sogenannte Service-Learning-Initiativen. Innerhalb des Curriculums leisten die Studierenden freiwillige Dienste, indem sie zum Beispiel Obdachlose betreuen. Damit verbunden ist die Idee, dass sich junge Leute während ihrer Ausbildung gemeinnützig engagieren und sowohl der Gemeinschaft einen Dienst erweisen, als auch wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse sammeln.

    Ein Beitrag von Antje Allroggen

    In Deutschland steht diese Art der ehrenamtlichen Arbeit noch ganz am Anfang. An der Bonner Uni hat sich jetzt eine Initiative gegründet, die das ehrenamtliche Engagement auch für Studierende interessant machen möchte.

    Wir wollen Studenten dazu bewegen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Universal soll das Image vom typischen Ehrenamtler, das heißt. dass das Ehrenamt nur von alten Leuten oder auch Hausfrauen gemacht wird, beseitigen. Dass also auch Studenten sich da mal engagieren.

    Thomas Stolz studiert im vierten Semester Politikwissenschaften an der Uni Bonn und gehört zu den Gründern der Freiwilligeninitiative uni.versal. Innerhalb weniger Monate hat er mit einigen Kommilitonen erste Kontakte zu sozialen Einrichtungen hergestellt, die Interesse an einer Zusammenarbeit hätten. Darunter befinden sich kirchliche Träger, karitative Einrichtungen, aber auch mittelständische Unternehmen, erklärt Hanna Koch von uni.versal.

    Man kann mit Kindern Fußball spielen, man kann mit alten Menschen vielleicht Schach spielen, sich unterhalten, man kann auch technische Sachen machen. Man kann eine Homepage für eine gemeinnützige Organisation machen, oder Büroarbeiten, wenn man es nicht so mit Menschen hat, in der Umweltarbeit tätig werden...Wenn jetzt ein Projekt gemacht wird, könnten zum Beispiel Organisationen an uns herantreten und sagen, wir brauchen für den Zeitraum fünf Freiwillige, könnt Ihr da vielleicht was machen?

    Das Vorbild für die Arbeit von uni.versal kommt aus den USA. Hier gibt es nahezu an jeder Hochschule eine eigene Stelle, die Studierenden eine ehrenamtliche Tätigkeit vermittelt. Nicht selten ist das freiwillige Engagement sogar Teil des Stundenplans. Durch die unentgeltliche Arbeit sollen die jungen Leute möglichst früh lernen, sich für andere Menschen zu engagieren, erklärt Eveline Metzen von der Körber-Stiftung, die in Deutschland Service-Learning-Initiativen unterstützt.

    Die Vorteile liegen darin, dass sehr früh in Schule und Studium die Bereitschaft zum sozialen Handeln gelegt wird. Dass Schüler in frühem Alter Gemeinnützigkeit als einen wichtigen Bestandteil ihres Lebens kennen, dass sie in ihrer Persönlichkeitsbildung dorthin geführt werden, sich sowohl im sozialen Umfeld zu engagieren, als auch die Vorteile davon zu erkennen. Wenn ich zum Beispiel in einem Behindertenheim regelmäßig Behinderte besuche, dann lerne ich, was für Probleme Behinderte haben und wie Behinderte damit umgehen. Aus den Problemen lernen; vielleicht auch, ihnen etwas beizubringen, was zu unternehmen, und das hilft auch später im Berufsleben.

    Vom sozialen Lernen profitieren also nicht nur andere Menschen, sondern auch die Helfenden selber. Die jungen Ehrenamtler erwerben sich durch ihre gemeinnützige Tätigkeit soziale Kompetenzen, die für das Studium oder auch für den späteren Beruf wichtig sein können.

    Viele der Studierenden, die bei uni.versal mitmachen, kennen das Modell des Service Learnings aus den USA. An der Idee hat sie vor allem begeistert, dass die Arbeit der Freiwilligeninitiativen auch Eingang in die Vorlesungen und Seminare der jeweiligen Hochschule findet. Ina Hommers könnte sich vorstellen, dass das ehrenamtliche Engagement nun auch an deutschen Unis zum festen Bestandteil der Lehrveranstaltungen wird.

    Das ist auch ein Ziel von uni.versal, dass es irgendwann so weit ist, dass dieser Service-Learning-Aspekt, also dieses soziale Engagement, in das Curriculum der Uni integriert wird und auch von den Professoren mit betreut wird, die natürlich noch mehr Anreiz geben. Dass man nicht nur abgehoben in irgendwelchen Seminaren redet, sondern dass man da auch aktiv was dran machen kann.

    Damit aus den ehrenamtlichen Helfern keine Langzeitstudierenden werden, bietet uni.versal vor allem Tätigkeiten an, die man in wenigen Stunden innerhalb der Woche erledigen kann, erzählt Thomas Stolz.

    Ich glaube, drei oder vier Stunden in der Woche wird wohl jeder Zeit haben, um irgendetwas Gutes zu tun. Wenn man sich sonst nur auf sein Studium konzentriert, verliert man irgendwo vielleicht den Bezug zur Realität, und das wirft einen dann ziemlich schnell wieder zurück.

    Bislang haben die Gründer von uni.versal alle Kosten aus eigener Tasche bezahlt. Weil das Interesse an der Freiwilligenagentur inzwischen schon rapide angestiegen ist, werden jetzt Sponsoren gesucht, die die Tätigkeit des Vereins in Zukunft unterstützen.

    Weiterführende Infos gibt es unter der Emailadresse: universalbonn@web.de