In der vergangenen Theatersaison wurde auf der großen Bühne des Rostocker Volkstheaters die "verkaufte Braut" gegeben. Eine komische Oper um echte Liebe, existenzielle Nöte, nackten Schacher und persönliche Würde. Ein Szenario, das auch hervorragend in die Kulturlandschaft des gesamten Nordostens passt.
Die Landesregierung will - oder muss? - in einem Zwei-Stufen-Plan die derzeit neun Theater und Spielstätten sowie vier Orchester bis 2020 auf zwei sogenannte Kulturkooperationsräume konzentrieren. Zwei Kulturleuchttürme sollen also entstehen, die Fördermittel sollen auf 38,5 Millionen Euro jährlich – das ist der Stand von 1996 - eingefroren werden.
So sieht es ein Konzeptpapier vor, dass das Kabinett - einstimmig - beschlossen hat. Beschlossen auch: Schon ab 2010 sollen die Fördermittel des Landes nur noch an Mehrspartenstandorte gezahlt werden, um Fusionen mit kleinen Spielstätten zu erzwingen. Kultusminister Henry Tesch, der vor zwei Jahren von der CDU als Bildungsexperte nach Schwerin geholt wurde, formuliert sehr klar und emotionslos:
"Die erste Entscheidung ist getroffen, dass die Bespieltheater und Einspartentheater Parchim und Anklam ab 2010 keine Landeszuschüsse mehr haben. Und um an Landeszuschüsse zu kommen, muss man sich zusammensetzen, dann kommt man auch wieder zu Mitteln."
Die Landesregierung will also nur noch fördern, wenn auch eine Gegenleistung erfolgt. Wenngleich die Entscheidungskompetenz über die künftige Theaterstruktur nicht beim Land, sondern bei den Kommunen liegt. Und die haben zum großen Teil schon Widerstand angekündigt. Doch der Hebel des Kultusministers ist, einmal mehr, das Geld, das vom Land den Theatern und Orchestern jetzt immerhin bis 2020 - bis zum Ende des Solidarpaktes - fest zugesagt ist.
Aber: Die Kommunen müssen sich mindestens zur Hälfte an der Grundförderung ihrer Theater beteiligen. Wenn nicht, sinkt die Landesförderung. Auch wenn es ohne Strukturveränderungen in Zukunft nicht gehen wird, trifft es doch die falschen am härtesten.
Zum Beispiel das mecklenburgische Landestheater in Parchim. Das Haus soll künftig also nur noch aufgeschlossen werden, wenn das Schweriner Staatstheater sich auf den Weg in die Provinz macht. 80 Prozent des Publikums dort sind Kinder und Jugendliche, an ihnen ist der Spielplan ausgerichtet. Für den Parchimer Intendanten, Thomas Ott-Albrecht, ein kultureller Offenbarungseid:
"Und das schlimmste ist, das die Wichtigkeit unserer Arbeit in keinster Weise berücksichtigt wurde. Wir sind das einzige Kinder- und Jugendtheater in Mecklenburg-Vorpommern, wir sind dafür verantwortlich, auch politische Arbeit bei Kindern und Jugendlichen zu leisten. Wenn das von Politikern nicht erkannt wird oder ignoriert wird, dann finde ich das sehr bedenklich."
Vor allem für die abgehängten Städte und Gemeinden im Osten und in der Mitte des Landes, im Hinterland der Küste, die ihre Haushalte konsolidieren müssen und schon lange kein Geld mehr ausgeben für Kultur.
"Wir sind in der schwierigen Situation, dass das Sparpotential, um eine vernünftige Theaterstruktur aufrecht zu erhalten, erschöpft ist. Das heißt, wir haben um Überlebenshilfe gebeten und kriegen hier Sterbehilfe angeboten."
Die große Frage ist: Kann man in Theaterfusionen über hunderte Kilometer Entfernung noch spielen und künstlerische Qualität abliefern, oder fahren die Ensemble nur noch stundenlang durch die Mecklenburgische und Vorpommersche Landschaft. Ein Kultursterben auf dem Land wird befürchtet. Auch die Landtagspräsidentin, Sylvia Bretschneider von der SPD meldet sich zu Wort.
"Theater und Orchester sind wichtige weiche Standortfaktoren, dafür muss man sie stark machen. Das sind Arbeitsplätze in der Region, dafür muss man sie stark machen. Und sie sind wichtige Faktoren, um Demokratie auszuprägen, dafür zu sorgen, dass Menschen Werte verinnerlichen. Und natürlich ist die Theaterlandschaft auch wichtig für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern."
Nicht billiger, sondern besser müsse man werden. In der verkauften Braut klärt sich am Ende alles auf. Aber der Glauben an das Edle und Wahre hat doch einen erheblichen Knacks bekommen, und die Idylle stellt sich nur mühsam wieder her. Die Diskussion um die Kulturlandschaft in Mecklenburg-Vorpommerns und den Wert von Kultur hat gerade erst begonnnen. Kultusminister Henry Tesch:
"Und jetzt sage ich das gar nicht satirisch: Ich kann mich auch nur freuen, wenn das Theater dann bei dem ein oder anderen in den Fokus gerät. Viel zu viele reden darüber und gehen gar nicht mehr hin."
Die Landesregierung will - oder muss? - in einem Zwei-Stufen-Plan die derzeit neun Theater und Spielstätten sowie vier Orchester bis 2020 auf zwei sogenannte Kulturkooperationsräume konzentrieren. Zwei Kulturleuchttürme sollen also entstehen, die Fördermittel sollen auf 38,5 Millionen Euro jährlich – das ist der Stand von 1996 - eingefroren werden.
So sieht es ein Konzeptpapier vor, dass das Kabinett - einstimmig - beschlossen hat. Beschlossen auch: Schon ab 2010 sollen die Fördermittel des Landes nur noch an Mehrspartenstandorte gezahlt werden, um Fusionen mit kleinen Spielstätten zu erzwingen. Kultusminister Henry Tesch, der vor zwei Jahren von der CDU als Bildungsexperte nach Schwerin geholt wurde, formuliert sehr klar und emotionslos:
"Die erste Entscheidung ist getroffen, dass die Bespieltheater und Einspartentheater Parchim und Anklam ab 2010 keine Landeszuschüsse mehr haben. Und um an Landeszuschüsse zu kommen, muss man sich zusammensetzen, dann kommt man auch wieder zu Mitteln."
Die Landesregierung will also nur noch fördern, wenn auch eine Gegenleistung erfolgt. Wenngleich die Entscheidungskompetenz über die künftige Theaterstruktur nicht beim Land, sondern bei den Kommunen liegt. Und die haben zum großen Teil schon Widerstand angekündigt. Doch der Hebel des Kultusministers ist, einmal mehr, das Geld, das vom Land den Theatern und Orchestern jetzt immerhin bis 2020 - bis zum Ende des Solidarpaktes - fest zugesagt ist.
Aber: Die Kommunen müssen sich mindestens zur Hälfte an der Grundförderung ihrer Theater beteiligen. Wenn nicht, sinkt die Landesförderung. Auch wenn es ohne Strukturveränderungen in Zukunft nicht gehen wird, trifft es doch die falschen am härtesten.
Zum Beispiel das mecklenburgische Landestheater in Parchim. Das Haus soll künftig also nur noch aufgeschlossen werden, wenn das Schweriner Staatstheater sich auf den Weg in die Provinz macht. 80 Prozent des Publikums dort sind Kinder und Jugendliche, an ihnen ist der Spielplan ausgerichtet. Für den Parchimer Intendanten, Thomas Ott-Albrecht, ein kultureller Offenbarungseid:
"Und das schlimmste ist, das die Wichtigkeit unserer Arbeit in keinster Weise berücksichtigt wurde. Wir sind das einzige Kinder- und Jugendtheater in Mecklenburg-Vorpommern, wir sind dafür verantwortlich, auch politische Arbeit bei Kindern und Jugendlichen zu leisten. Wenn das von Politikern nicht erkannt wird oder ignoriert wird, dann finde ich das sehr bedenklich."
Vor allem für die abgehängten Städte und Gemeinden im Osten und in der Mitte des Landes, im Hinterland der Küste, die ihre Haushalte konsolidieren müssen und schon lange kein Geld mehr ausgeben für Kultur.
"Wir sind in der schwierigen Situation, dass das Sparpotential, um eine vernünftige Theaterstruktur aufrecht zu erhalten, erschöpft ist. Das heißt, wir haben um Überlebenshilfe gebeten und kriegen hier Sterbehilfe angeboten."
Die große Frage ist: Kann man in Theaterfusionen über hunderte Kilometer Entfernung noch spielen und künstlerische Qualität abliefern, oder fahren die Ensemble nur noch stundenlang durch die Mecklenburgische und Vorpommersche Landschaft. Ein Kultursterben auf dem Land wird befürchtet. Auch die Landtagspräsidentin, Sylvia Bretschneider von der SPD meldet sich zu Wort.
"Theater und Orchester sind wichtige weiche Standortfaktoren, dafür muss man sie stark machen. Das sind Arbeitsplätze in der Region, dafür muss man sie stark machen. Und sie sind wichtige Faktoren, um Demokratie auszuprägen, dafür zu sorgen, dass Menschen Werte verinnerlichen. Und natürlich ist die Theaterlandschaft auch wichtig für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern."
Nicht billiger, sondern besser müsse man werden. In der verkauften Braut klärt sich am Ende alles auf. Aber der Glauben an das Edle und Wahre hat doch einen erheblichen Knacks bekommen, und die Idylle stellt sich nur mühsam wieder her. Die Diskussion um die Kulturlandschaft in Mecklenburg-Vorpommerns und den Wert von Kultur hat gerade erst begonnnen. Kultusminister Henry Tesch:
"Und jetzt sage ich das gar nicht satirisch: Ich kann mich auch nur freuen, wenn das Theater dann bei dem ein oder anderen in den Fokus gerät. Viel zu viele reden darüber und gehen gar nicht mehr hin."